Kann man auch ohne spezifischen Grund nur Teilzeit arbeiten und Bürgergeld beziehenß

  • Hallo zusammen,


    ich habe keine Kinder, bin alleinstehend und arbeite schon immer Vollzeit. Da ich in der Nähe von München wohne und arbeite wo die Mieten und Lebenshaltungskosten sehr teuer sind, kann ich mir Teilzeit Arbeit nicht leisten es gibt in meinem Beruf auch kaum Aufstiegschancen, d.h. mein Einkommen wird sich nicht wesentlich verändern. Ich habe trotz Vollzeit Arbeit nicht viel Geld im Monat übrig, da ich ja im Gegensatz zu Bürgergeld Empfängern alles selbst zahlen muss. Eine Bekannte von mir bekommt Bürgergeld und sie bekommt Wohnung, Heizkosten und GEZ Gebühren gezahlt.


    Ich frage mich inzwischen wie blöd ich eigentlich bin, dass ich Vollzeit arbeiten gehe.

    Angenommen ich würde meine Arbeitszeit erheblich reduzieren: Ich würde dann 2200 brutto und 1500 netto monatlich verdienen. Laut Bürgergeld Rechner würde ich dann ca. 200 Euro Leistungsanspruch haben.


    Meine Frage ist: Ist es grundsätzlich möglich, dass man auch Bürgergeld bezieht, wenn man ohne bestimmten Grund Teilzeit arbeitet? Und wen ja, bekäme ich dann auch die Miete, Heizkosten und GEZ Gebühren bezahlt, also zusätzlich zu meinem Einkommen und den 200 Euro Leistungen?


    Vielen Dank für eure Hilfe!


    Beste Grüße,

    Hanuta

    • Offizieller Beitrag

    Der Leistungsanspruch beinhaltet den Regelsatz und die Kosten der Unterkunft . D.h. in deinen 200 € ist das schon berücksichtigt.

    Der Nachteil deiner Arbeitsreduzierung liegt aber auch definitiv in der Reduzierung Deiner Rentenansprüche.

    Viele Menschen sind zu gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.(Orson Welles)


    Es ist nicht nötig, mir eine PN zu schreiben, weil eine Verwarnung erfolgte, ein Beitrag oder Thread gelöscht oder ein Thread geschlossen wurde. Wenn dies geschah, hatte es einen entsprechenden Grund. Ich verweise insoweit auf die Regeln des Forums: [URL=http://www.sozialhilfe24.de/forum/thread/231-nutzung-des-forums-hinweise/]

  • Hallo gfr,


    vielen Dank für die schnelle Antwort!


    D.h. verstehe ich richtig, dass es tatsächlich unerheblich ist, aus welchem Grund man Teilzeit arbeitet?


    Darf ich noch eine weitere Frage stellen: Ich nehme an, die Übernahme der Kosten für die Unterkunft gilt nur, wenn man in Miete lebt, oder? Ich nehme an, wenn ich eine Wohnung kaufe und monatlich anstatt Miete den Kredit abzahle, bekomme ich das nicht erstattet, oder?


    Ja, das mit der Rente stimmt natürlich, aber ich gehe aktuell nicht davon aus, dass ich die noch erlebe.


    Danke nochmal und viele Grüße

    Hanuta

  • Hallo Hanuta,


    ich bin ein Laie, daher schreibe ich keine Fakten, sondern so wie ich das verstehe.


    Ich selber kann mir nicht vorstellen, dass dies nicht so ohne weiteres möglich ist. Meine Gedanken liegen hierbei ob man sich selbst in die Bedürftigkeit gebracht hat, was ja - wenn du die Arbeitsstunden reduzierst dann tust.

    Zum einen solltest du, finde ich, auch beachten, dass man eben auch alles von sich Preis gibt, was zur Errechnung eben dazugehört und das in regelmäßigen Abständen. Auch sind sonstige Einnahmen wie Geldgeschenke über Betrag X anzugeben eventuelle Rückfragen, wieso dein Konto Einkommen aufweist, solltest du ebenso im Kopf haben. Es hat nichts damit zu tun, das man etwas zu verbergen hat! Ich verstehe die Notwendigkeit und sie ist wichtig.


    Ich finde den Status des Leistungsbeziehers nicht toll, auch wie er oft gesellschaftlich betrachtet wird. Ob zurecht oder nicht, entscheidet jeder Mensch für sich selber. Wenn ich es ändern könnte, würde ich jederzeit die Möglichkeit für meine Unkosten selber aufzukommen dem Leistungsbezug vorziehen.

  • Hallo Inga,


    vielen Dank für Deine Antwort. Ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass das so einfach geht, wenn man ja Vollzeit arbeiten könnte. Allerdings, die Bekannte von mir muss nur wenige Stunden pro Woche arbeiten. Sie hat zwar ein Kind, aber das ist jeden Tag in der ebenfalls vom Job Center bezahlten Kita und sie muss nur an einem der 5 Wochentage arbeiten. An allen anderen hat sie dann den ganzen Tag kinderfrei und arbeitsfrei. D.h. sie muss auch nicht mehr arbeiten obwohl das Kind in der Zeit untergebracht wäre.


    Ich kann es auch verstehen, dass es nicht so toll ist Leistungsbezieher zu sein, wenn man keine andere Wahl hat. Ich bin hingegen deprimiert, weil ich nie für etwas Zeit habe und trotzdem nicht viel Geld habe. Daher beneide ich z.B. meine Bekannte. Sie sitzt vor dem Frühstücksfernsehen während ich arbeiten gehe. Und trotz arbeiten gehen hätte ich trotzdem keine hohe Rente, wenn ich sie erleben sollte, und muss wahrscheinlich Flaschen sammeln gehen.


    Wie sagt man so schön, "the grass is always greener on the other side of the fence":)


    Viele Grüße

    Hanuta

  • Nun, vielleicht ist die Bekannte auch nicht ganz ehrlich. Das weiß ich ja nicht - Schulbildung? Erkrankungen? Beruflicher Werdegang die das vielleicht erklären würden.

    Es soll natürlich auch Fälle geben, wo bewusst Stellenangebote nicht ernstgenommen werden.

    Du könntest deine Bekannte ja fragen. Wenn du mich fragst, arbeiten ist mehr als nur Geld verdienen.

  • Sie ist tatsächlich hoch qualifiziert. Sie hat einfach keine Lust, mehr zu arbeiten. Das hat sie mir so gesagt.

    Ja, gut. Oder eben auch nicht. Solche Menschen sorgen dann aber auch dafür, das viele arbeitende Menschen, Leistungsbezieher für faul und Sozialschmarotzer halten. Ich möchte da jetzt keine Diskussion drüber entfachen - nur so viel, mich ärgert sowas.

    Dann etwas sehr lieb gemeintes, überleg dir, zu welchem Teil du gehören möchtest :)

  • Normalerweise wird das JC alles daran setzen, dass Teilzeitkräfte, die keine Kinder oder Angehörige zu betreuen haben, einen Vollzeitjob aufnehmen und damit ihre Bedürftigkeit weiter verringern oder sogar beenden. Jetzt seinen Vollzeitjob auf Teilzeit umzuändern, damit man Bürgergeld bekommt, bringt Probleme und Ärger mit sich. Man macht sich selbst bedürftig. Da würde ich die Finger von lassen.

  • Hallo Birgit,


    ja, ich befürchte es fast auch. Schade nur, dass nicht gleiches Recht für alle gilt und sich eine Mutter einen faulen Lenz zu Hause machen kann während das Kind in der KITA ist und sie nicht mal arbeiten muss, während das Kind - auch noch auf Steuerzahlerkosten - untergebracht ist. Das finde ich ungerecht. Da fühle ich mich als fast lebenslang Vollzeit ackernder Mensch ein wenig veräppelt.


    Viele Grüße

    Hanuta

  • Ich glaube nicht das sie nicht arbeiten muss. Bekommt sie nie ne Aufforderung bzw Stellenangebote etc?

  • Doch, sie arbeitet schon, aber nur ein paar Stunden pro Woche (6 oder 7). Sie muss vom Job Center aus nicht mehr arbeiten. Aber das Kind ist an allen anderen Tagen, auch an denen sie nicht arbeitet, in der KITA, von ganz früh morgens bis Nachmittags.

  • Doch, sie arbeitet schon, aber nur ein paar Stunden pro Woche (6 oder 7). Sie muss vom Job Center aus nicht mehr arbeiten. Aber das Kind ist an allen anderen Tagen, auch an denen sie nicht arbeitet, in der KITA, von ganz früh morgens bis Nachmittags.

    Entschuldige, hatte mich falsch ausgedrückt. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, das sie nicht angehalten wird, mehr zu arbeiten. Aber vielleicht können hier andere mehr dazu sagen.

  • Ja, ich bin ja auch überrascht darüber. Deswegen kam ich auf die Idee, dass das bei mir vielleicht auch geht.


    Ich denke es hängt auch von der oder dem Sachbearbeiter/in ab. Auf Dauer wird das wahrscheinlich auch nicht so bleiben. Ich denke sie wird früher oder später nicht drum rum kommen, mehr zu arbeiten.

  • Ja, ich bin ja auch überrascht darüber. Deswegen kam ich auf die Idee, dass das bei mir vielleicht auch geht.


    Ich denke es hängt auch von der oder dem Sachbearbeiter/in ab. Auf Dauer wird das wahrscheinlich auch nicht so bleiben. Ich denke sie wird früher oder später nicht drum rum kommen, mehr zu arbeiten.

    Nun ja, kann man nur hoffen. Sie sollte doch als Mutter (gilt auch für Väter) gutes Beispiel vorangehen.

    Was ich nicht ganz verstehe, du scheinst dich ja ungerecht behandelt zu fühlen. Ist dein dir gedachter Weg denn dann der Richtige?

  • Grundsätzlich finde ich ein solches Verhalten nicht richtig, d.h. sich vom Steuerzahler aushalten lassen, wenn man doch zumindest 50% oder so arbeiten gehen kann. Und mit der Vorbildfunktion gebe ich Dir auch Recht.


    Aber weil ich eben mitbekomme, wie so jemand sich ein schönes, entspanntes Leben macht (und ohne schlechtes Gewissen) und ich selbst einen Großteil meiner Zeit mit arbeiten verbringe und trotzdem nicht viel Geld habe und es mir nicht mal leisten kann, 90% zu arbeiten oder 80%, frustriert mich das so, dass ich mich gefragt habe, ob ich es einfach auch so machen kann, sozusagen aus Trotz. Jedoch wird es bei mir ja wahrscheinlich nicht funktionieren, da ich kinderlos bin. Ich würde es ja sogar okay findet, wenn das Job Center ihr vielleicht einen freien Tag erlauben würde, wo das Kind in der Kita ist, weil als Alleinerziehende/r hat man es sicherlich nicht leicht, aber dass sie quasi fast gar nicht arbeiten muss, finde ich ungerecht. Und dann noch alles gezahlt kriegen.

  • Ich kann den Grundgedanken verstehen. Ich bin auch not amused wenn ich sowas höre. Fakt ist, es ist nicht richtig sich aushalten zu lassen. Und das ist auch nicht der Sinn von Sozialleistungen. Ich würde an deiner Stelle mal mit der Freundin sprechen, ganz unparteiisch und mal nachfragen was sie von Vorbildfunktion und dem was hier so geschrieben wurde, hält. Und dem - nur so aus Interesse, auf den Zahn fühlen, ob die wirklich keine Stellenangebote o.ä bekommt. Vielleicht sagt sie es auch einfach nur nicht, weil sie sonst ja begründen müsste, wieso sie die Stelle nicht bekommt.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist übrigens eine der Folgen der Reduzierung Deiner Arbeitszeit:

    § 31 Pflichtverletzungen

    (2) Eine Pflichtverletzung von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten ist auch anzunehmen, wenn

    1.sie nach Vollendung des 18. Lebensjahres ihr Einkommen oder Vermögen in der Absicht vermindert haben, die Voraussetzungen für die Gewährung oder Erhöhung des Bürgergeldes nach § 19 Absatz 1 Satz 1 herbeizuführen,

    Viele Menschen sind zu gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.(Orson Welles)


    Es ist nicht nötig, mir eine PN zu schreiben, weil eine Verwarnung erfolgte, ein Beitrag oder Thread gelöscht oder ein Thread geschlossen wurde. Wenn dies geschah, hatte es einen entsprechenden Grund. Ich verweise insoweit auf die Regeln des Forums: [URL=http://www.sozialhilfe24.de/forum/thread/231-nutzung-des-forums-hinweise/]

  • Ich (60) war in meinem ganzen Leben noch nie arbeitslos. Ich habe bis 6 Wochen vor der Geburt gearbeitet. Als meine Tochter 6 Monate alt war, bin ich wieder arbeiten gegangen. Meine Tochter wurde von meiner Mutter betreut. Als meine Tochter in die Kita gekommen ist habe ich meine Arbeitszeit auf 30 Stunden reduziert. Nach 11 Jahren bin ich wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Auch mein Mann hat fast immer (1 Jahr Arbeitslosigkeit) gearbeitet. Meine Tochter ist heute selbst Mutter von 2 Kindern (4 und 7) und geht auch Vollzeit arbeiten. Ihr Mann auch. Bei der Suche nach einem Kita-Platz bzw. in der Pandemie hat sich meine Tochter auch oft geärgert, weil die Kinder von Hartz IV-Empfängern immer in die Kita (wenn sie geöffnet war) durften, während die Kinder meiner Tochter oftmals zu Hause bleiben mussten, weil die Kita nicht alle Kinder betreut hat. Auf Nachfrage kam dann die Antwort, naja die Kinder der Hartz IV-Bezieher brauchen doch ein warmes Essen und sollen ihren geregelten Tagesablauf haben. Meine Tochter hat dann zu Hause im Homeoffice auch noch 2 kleine Kinder betreut. Da kam manchmal wirklich Hass hoch. Es gab aber auch Hartz IV-Bezieher, die ihre Kinder freiwillig zu Hause behalten haben. Man darf ja nicht alle über einen Kamm schären.