Definition: Wann gelten Rentner als arm?
Als „arm“ gelten Rentner, wenn ihre monatliche Rente unter der offiziellen Armutsgrenze liegt. Diese Schwelle richtet sich nach 60 Prozent des Medianeinkommens aller Haushalte in Deutschland und wird jedes Jahr neu berechnet. Für 2025 bis 2026 liegt die Armutsgrenze für Alleinstehende bei rund 1.314 bis 1.380 Euro netto im Monat. Wer weniger als diesen Betrag zur Verfügung hat – egal ob aus gesetzlicher Rente, Betriebsrenten oder Zuschüssen –, gilt laut Statistik als armutsgefährdet.
Absolute vs. relative Altersarmut
- Relative Armut heißt, mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens auskommen zu müssen. 2026 entsprechen das 1.380 Euro netto monatlich für alleinlebende Senioren.
- Absolute Armut betrifft Menschen, die unterhalb des Existenzminimums leben und sich Unterkunft, Lebensmittel, Heizung und Gesundheitsversorgung nicht zuverlässig leisten können. In Deutschland greift dann die Grundsicherung im Alter mit einem Gesamtsatz von durchschnittlich 1000 Euro monatlich (Regelsatz plus Miete) – auch 2026 bleibt der Regelsatz unverändert (Nullrunde).
Wie viele Rentner sind betroffen?
Statistiken zeigen, dass über die Hälfte der Rentner in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze lebt. Der Durchschnittswert ist erschreckend niedrig: Laut Rentenstatistik lag die Versichertenrente für Männer zuletzt bei etwa 1.179 Euro, für Frauen sogar bei nur 801 Euro monatlich. Millionen Senioren sind demnach „arm“ – obwohl sie oft jahrzehntelang gearbeitet haben.
Niedrige Rente: Gründe für Altersarmut
Verschiedene Faktoren begünstigen eine niedrige Rente:
- Niedriglohn: Wer im Leben wenig verdient, kann nur wenige Rentenpunkte sammeln.
- Teilzeit und Auszeiten: Phasen der Kindererziehung, Pflege oder Erwerbslosigkeit reduzieren das Rentenpolster.
- Frauen und Alleinerziehende: Aufgrund von Teilzeitarbeit oder unterbrochener Erwerbsbiografie sind sie besonders gefährdet.
- Arbeitslosigkeit und Krankheit: Je weniger Beitragsjahre und je niedriger der Lohn, desto geringer die spätere Rente.
Grundsicherung im Alter: Auffangnetz für besonders arme Rentner
Senioren, deren gesamtes Einkommen unter das Existenzminimum fällt, können einen Antrag auf Grundsicherung stellen. 2026 liegt der Regelsatz weiterhin bei 934 Euro plus Unterkunftskosten, wobei eine „Nullrunde“ droht: Die Beträge steigen trotz Inflation nicht, was die Kaufkraft der Betroffenen weiter senkt. Die eigene Rente wird auf die Grundsicherung voll angerechnet – eine Rentenerhöhung führt daher nicht zu mehr Geld im Portemonnaie, sondern zu weniger Sozialleistung.
Gesellschaftliche Folgen: Was bedeutet Altersarmut?
Altersarmut bedeutet oft soziale Isolation, Verzicht auf Freizeitaktivitäten oder nötige Ausgaben für Gesundheit und Wohnung. Betroffene sparen bei Lebensmitteln, Medikamenten oder Heizung und verzichten auf Urlaube, Kultur und das öffentliche Leben. Altersarmut hat unmittelbare gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen: Viele fühlen sich nicht mehr als Teil der Gemeinschaft, schränken ihren Konsum ein und sind verstärkt auf Hilfe angewiesen.
Was können Betroffene tun?
- Prüfen, ob ein Anspruch auf Grundsicherung im Alter besteht – Anträge bei der zuständigen Sozialbehörde.
- Beratungsangebote zu freiwilligen Versicherungszeiten, Witwenrente oder Erwerbsminderungsrente nutzen.
- Zusatzverdienste oder private Vorsorge prüfen, um die Einkommenslücke zu schließen; dabei werden Freibeträge gewährt.
- Sozialverbände bieten praktische Hilfe für den Umgang mit Behörden und in Notlagen.
Politische Diskussion: Reformbedarf bei niedrigen Renten
Das Thema Altersarmut ist auch 2026 politisch brisant: Sozialverbände und Experten fordern eine deutliche Anhebung von gesetzlichen Renten, besser ausgestaltete Grundsicherung und einen armutsfesten Mindestlohn. Nach aktuellen Berechnungen müsste dieser bei etwa 21 Euro pro Stunde liegen, damit ein Arbeitnehmer nach 45 Beitragsjahren eine ausreichende Altersrente erzielen kann. Ohne umfassende Reform bleibt für Millionen Senioren nur das soziales Netz als letzte Rettung.
Fazit: Wann gelten Rentner als arm?
Wer weniger als 1.314 bis 1.380 Euro netto monatlich zur Verfügung hat, gilt 2026 offiziell als armutsgefährdet – das betrifft weit über die Hälfte aller deutschen Rentner. Absolute Altersarmut beginnt unterhalb des Grundsicherungsniveaus von etwa 934 Euro. Ursachen sind niedrige Löhne, unterbrochene Erwerbsbiografien und gesellschaftliche Ungleichheit. Ein Antrag auf Grundsicherung, professionelle Beratung und politische Reformen sind die wichtigsten Wege, um Altersarmut zu begegnen.