Was sich 2026 bei Rentenpunkten ändert
Rentenansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung werden über Entgeltpunkte berechnet: Ein voller Rentenpunkt entsteht, wenn das eigene Jahresbrutto dem offiziellen Durchschnittsentgelt entspricht. Dieses Durchschnittsentgelt steigt 2026 auf voraussichtlich 51.944 Euro und liegt damit deutlich höher als 2024 und 2025. Wer darunter bleibt, bekommt nur Bruchteile eines Rentenpunkts – je weiter das Einkommen zurückbleibt, desto kleiner der Punktezuwachs.
2024 genügte ein Jahreseinkommen von 47.085 Euro für einen vollen Rentenpunkt, 2025 waren es bereits 50.493 Euro. In nur zwei Jahren steigt die Messlatte damit um gut 10 Prozent, ohne dass die Arbeit selbst mehr wert wäre. Genau dieser Sprung führt dazu, dass Normalverdiener mit nur moderaten Lohnerhöhungen real „Rentenpunkte verlieren“.
Der monatliche Maximalbeitrag zur Rentenversicherung steigt auf 1.571,70 € (2026) im Vergleich zu 1.497,30 € (2025), basierend auf dem gleichbleibenden Beitragssatz von 18,6 %.
„Renten-Inflation“: Gleiches Gehalt, weniger Punkte
Experten sprechen bereits von einer „Renten-Inflation“, weil 2026 viele Beschäftigte für nominal fast gleiches Gehalt weniger Rentenpunkte gutgeschrieben bekommen. Hintergrund ist, dass das Durchschnittsentgelt schneller steigt als viele individuelle Löhne – getrieben etwa durch Tarifabschlüsse in Spitzenbranchen und höhere Beitragsbemessungsgrenzen. Wer 2026 nicht mindestens rund zehn Prozent mehr verdient als 2024, erwirbt rechnerisch weniger Entgeltpunkte, obwohl genauso viele Stunden gearbeitet werden.
Für Arbeitnehmer fühlt sich das wie eine versteckte Rentenkürzung an: Brutto bleibt das Einkommen ähnlich, in der Rentenbiografie wachsen die Ansprüche aber langsamer. Besonders betroffen sind Beschäftigte mit stagnierenden Löhnen, Teilzeitkräfte und Branchen mit schwachen Tarifsteigerungen, die dem allgemeinen Durchschnitt nicht folgen können.
Beispiel: Was heißt das konkret?
Die Formel bleibt eigentlich einfach: Rentenpunkte = eigenes Jahresbrutto / Durchschnittsentgelt des Jahres. Wer 2026 zum Beispiel 40.000 Euro verdient, erreicht damit nur etwa 0,77 Rentenpunkte, weil diese Summe deutlich unter dem Durchschnittsentgelt von 51.944 Euro liegt. Verdient dieselbe Person in 2024 ebenfalls 40.000 Euro, ergibt sich ein höherer Punktewert, weil das damalige Durchschnittsentgelt geringer war.
Um weiterhin einen vollen Entgeltpunkt zu erzielen, muss ein Arbeitnehmer 2026 also rund 4.328 Euro brutto im Monat erreichen. Für viele mittlere Einkommen ist das eine Hürde, die mit normalen Lohnrunden kaum zu nehmen ist – damit rutscht jeder Einzelne in der Rentenlogik ein Stück hinter den „Durchschnittsversicherten“ zurück.
Rentenwert steigt – hilft das gegen die Inflation?
Parallel zur Verschiebung bei den Rentenpunkten ist für den 1. Juli 2026 eine Rentenerhöhung von etwa 3,7 Prozent im Gespräch. Damit würde ein Rentenpunkt statt 40,79 Euro künftig etwas über 42 Euro bringen, je nach endgültiger Festlegung des Rentenwerts. Für vorhandene Rentner bedeutet das ein Plus, das nach aktuellen Prognosen leicht über der Inflation liegt.
Für heutige Beschäftigte ändert der höhere Rentenwert jedoch nichts daran, dass es immer teurer wird, neue Punkte zu erarbeiten. Im Ergebnis steigert die Rentenanpassung zwar den Wert der bereits gesammelten Punkte, gleichzeitig aber erschwert das steigende Durchschnittsentgelt den Aufbau zusätzlicher Ansprüche in der Einzahlungsphase.
Wer besonders betroffen ist
Besonders kritisch ist die Entwicklung für Personen, deren Einkommen nicht dynamisch mitwächst – etwa Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Minijobber mit aufgestockter Tätigkeit oder Teilzeitkräfte mit begrenzten Stunden. Sie verlieren in der Rentenstatistik Boden, selbst wenn sie subjektiv „gut über die Runden kommen“, weil die Ansprüche im Verhältnis zum Durchschnitt schwächer steigen.
Auch Arbeitnehmer in Branchen mit nur geringen Tarifsteigerungen oder langen Phasen ohne Lohnerhöhung geraten ins Hintertreffen, wenn sie das neue Durchschnittsentgelt 2026 deutlich verfehlen. Besser gestellt sind dagegen gut verdienende Fachkräfte und Akademiker, die mit Gehältern deutlich oberhalb des Durchschnitts mehrere Rentenpunkte pro Jahr aufbauen können.
Was Beschäftigte jetzt tun können
Arbeitnehmer haben keinen Einfluss auf das offizielle Durchschnittsentgelt, können aber strategisch reagieren. Wichtig sind unter anderem regelmäßige Gehaltsverhandlungen, gezielte Weiterbildungen für besser bezahlte Positionen und die Nutzung von Chancen auf Vollzeit statt dauerhafter Teilzeit, wenn es die Lebenssituation zulässt.
Zusätzlich kann der Aufbau ergänzender Altersvorsorge – etwa über betriebliche Angebote oder private Vorsorgeprodukte – helfen, die Lücke zu schließen, die durch schwächere Rentenpunkte entsteht. Wer unsicher ist, wie sich die eigene Situation entwickelt, sollte eine Rentenauskunft der Deutschen Rentenversicherung nutzen und bei Bedarf eine Beratung in Anspruch nehmen, um die persönliche Strategie an die „Renten-Inflation“ 2026 anzupassen – soweit es finanziell möglich ist.


