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Neue Grundsicherung (Bürgergeld): Pauschalen bei der Miete, Zwangsumzug – Was plant Merz für 2027?

Das Bürgergeld steht vor einer historischen Reform. Besonders die geplanten Änderungen bei den Unterkunftskosten sorgen für heftige Debatten: Die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz plant eine neue Grundsicherung mit bundesweit einheitlichen Mietpauschalen – und verabschiedet sich damit von der individuellen Übernahme angemessener Wohnkosten durch die Jobcenter. Im nachfolgenden Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., finden Sie eine Übersicht zu den Miet-Pauschalen, die Merz für 2027 plant!

Hintergrund: Bürgergeld, Miete und Reformdruck

Bürgergeld – Empfänger haben aktuell Anspruch darauf, dass Jobcenter ihre “angemessenen Kosten der Unterkunft und Heizung” übernehmen. Die Mietrichtwerte richten sich nach lokalen Wohnungsmarktpreisen. In Großstädten zahlt der Staat teils über 20 Euro pro Quadratmeter, was in der öffentlichen Diskussion als “Luxus-Miete auf Staatskosten” kritisiert wird. Die Ausgaben steigen: Allein 2024 gingen über 20 von insgesamt 50 Milliarden Euro Bürgergeld-Budget an Wohnungskosten.

Was will Friedrich Merz konkret ändern?

  • Bundesweite Pauschale statt individueller Angemessenheit: Die Regierung Merz plant das Ende der regionalen Mietobergrenzen. Ab 2027 sollen für ganz Deutschland einheitliche Pauschalen gelten, unabhängig von tatsächlicher Miethöhe oder Wohnlage.
  • Deckelung der Unterkunftskosten: Das genaue Niveau der Pauschalen steht noch nicht fest. Merz spricht von „klaren Obergrenzen“, damit der Staat „nicht länger Wohnungen mit teils 2.000 Euro Miete bezahlt“.
  • Prüfung und Begrenzung der Wohnungsgröße: In passenden Fällen will die Politik die „angemessene Größe“ zusätzlich regulieren – bei zu teurer oder zu großer Wohnung droht ein Umzug.
  • Streichung der “Karenzzeit“: Der bislang gültige Schutz, wonach Neubezieher für ein Jahr die tatsächlichen Mietkosten erhalten, soll gestrichen werden. Pauschalen gelten direkt ab Antragstellung.

Kritik und drohende Folgen

Sozialverbände wie der VdK und der Verein Für soziales Leben e.V. warnen vor drastischen Folgen:

  • Zwangsumzüge und Wohnungsverlust: Viele Bürgergeld-Haushalte – besonders in Ballungszentren – müssten ihre Wohnungen verlassen, wenn die Pauschalen zu niedrig angesetzt werden.
  • Mehr Obdachlosigkeit und soziale Not: Bei einer Pauschale, die die reale Miete nicht abdeckt, drohen Zahlungsrückstände und im Extremfall Wohnungslosigkeit – Kritiker sprechen von „sozialem Sprengstoff“.
  • Ungleichheit zwischen Regionen: Die Maßnahme trifft Menschen in München oder Hamburg besonders hart – günstige Regionen profitieren. Kritiker nennen die Reform „ungerecht und realitätsfern“.
  • Sparmaßnahme: Das erklärte Ziel der Pauschalen ist die Einsparung von Milliardenbeträgen im Bundeshaushalt – zugunsten anderer Sozial- oder Steuerprojekte.

Vergleich: Das bisherige System und Merz’ Pauschale

SystemRegionale Mieten berücksichtigtEinzelprüfung (Wohnungsgröße, Preis)Schutz durch KarenzzeitDrohende Umzüge
BürgergeldJaJa12 Monateselten
Neue Grundsicherung NeinObergrenze, Standardgrößekeinewahrscheinlich

Die geplanten Pauschalen: Zahlen und offene Fragen

Konkrete Beträge für die neuen Pauschalen liegen noch nicht vor. Im politischen Diskurs werden Modelle diskutiert, die je nach Haushaltsgröße gestaffelt sind (z. B. 800 Euro für einen Single, 1.200 Euro für Familien). Die CDU begründet die Kürzung mit „Gerechtigkeit für arbeitende Familien“ und will Missbrauch verhindern.

Gleichzeitig bleibt der monatliche Regelsatz mutmaßlich für 2026 unverändert bei 563 Euro für Alleinstehende. Die Pläne müssen noch den Bundestag und Bundesrat passieren.

Fazit: Neue Grundsicherung – was kommt hinsichtlich der Miete?

  • Was plant Merz? Die Bundesregierung unter Friedrich Merz will ab 2027 bundesweite Mietpauschalen für Bürgergeld-Empfänger einführen und die individuelle Prüfung abschaffen.
  • Was bedeutet das? Es drohen massive Kürzungen, mehr Zwangsumzüge und neue soziale Problemlagen – vor allem in teuren Städten.
  • Wie ist die Stimmung? Der Streit in Politik und Gesellschaft ist groß, die Kritik von Sozialverbänden massiv. Ein Kompromiss ist bisher nicht absehbar.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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