Warum Kindererziehungszeiten die Rente erhöhen
Wer ein Kind erzieht, hat nicht nur privat große Verantwortung, sondern wird auch gesetzlich bei der Altersvorsorge unterstützt. Elternteile erhalten für die Zeit, in der sie sich um Nachwuchs kümmern, sogenannte Kindererziehungszeiten gutgeschrieben. Pro Kind werden bis zu drei Jahre als Pflichtbeitragszeit anerkannt – unabhängig davon, ob tatsächlich Beiträge gezahlt wurden.
So funktioniert die Kindererziehungszeit im Rentensystem
Jedes Jahr Kindererziehungszeit bringt einen zusätzlichen Entgeltpunkt auf das eigene Rentenkonto.
- Pro Jahr entspricht das (Stand 2025) rund 40,79 Euro monatlich mehr Rente.
- Drei Jahre ergeben somit rund 122,37 Euro pro Monat – das sind 1468,44 Euro im Kalenderjahr.
Wer mehrere Kinder großzieht, profitiert mehrfach: Für jedes Kind zählen die ersten drei Lebensjahre mit vollem Rentenanspruch.
Wer bekommt die Kindererziehungszeiten angerechnet?
In der Praxis wird die Kindererziehungszeit meist automatisch der Mutter zugeschlagen.
- Väter, Adoptiveltern, Pflegeltern oder Stiefeltern können diese Zeit ebenfalls anerkennen lassen, wenn das Kind überwiegend bei ihnen wohnt und sie die Erziehungsleistung nachweisen.
- Geschiedene Eltern müssen mit einer gemeinsamen Erklärung die Zuordnung regeln, damit die Rentenzeiten korrekt verbucht werden.
Kindererziehungszeiten beantragen: So geht’s
Die meisten Kindererziehungszeiten werden nach der Geburt des Kindes automatisch anerkannt. Trotzdem empfiehlt sich, aktiv einen Antrag zu stellen, insbesondere wenn
- die Elternrollen wechseln,
- Jahre nach der Geburt noch keine Bestätigung erfolgte,
- oder Unsicherheiten wegen Adoption, Pflegekind oder geteiltem Sorgerecht bestehen.
Das Formular V0800 der Deutschen Rentenversicherung ist der klassische Weg. Dort werden Kinderdaten und Erziehungszeiträume gemeldet. Wichtig sind Nachweise wie Geburtsurkunden, Meldebescheinigungen und ggf. Nachweise des überwiegenden Aufenthalts.
Praxistipps: Kontrolliere das eigene Rentenkonto
Viele Versicherte wissen gar nicht, ob alle Kindererziehungszeiten korrekt erfasst sind.
- Regelmäßig eine Rentenauskunft anfordern und auf die Eintragung der Berücksichtigungszeiten achten.
- Sind Zeiten nicht vermerkt, direkt Kontakt zur Deutschen Rentenversicherung aufnehmen und die Nachmeldung beantragen.
- Fehler bei Zuordnung oder fehlende Jahre können noch Jahrzehnte später korrigiert werden.
Beispielrechnung: Rentenplus für ein Kind
Angenommen, eine Mutter bekommt für ihr 1993 geborenes Kind drei Jahre Kindererziehungszeit:
- Das sind drei Entgeltpunkte (je 40,79 € monatlich).
- Der monatliche Mehrbetrag beträgt 122,37 €.
- Im Jahr ergibt das 1468,44 € mehr Rente – und zwar lebenslang.
Mit jedem weiteren Kind steigt die Summe entsprechend, sodass z. B. Eltern von zwei Kindern bis zu 2936,88 € mehr Rente jährlich erhalten.
Spezielle Berücksichtigungszeiten: Arbeiten und Erziehen
Wer während der Kindererziehungszeit (typischerweise zwischen Geburt bis zum zehnten Lebensjahr) arbeitet, profitiert von zusätzlichen Berücksichtigungszeiten.
- Besonders Teilzeitbeschäftigte oder Eltern mit geringem Einkommen bekommen einen zusätzlichen Schutz ihrer Rentenanwartschaften.
- Die Kinderberücksichtigungszeit (bis zum 10. Geburtstag) verbessert den Zugang zur Erwerbsminderungsrente.
Vorteile und häufige Fragen
Ist das Rentenplus garantiert?
Ja! Anerkannte Kindererziehungszeiten werden als Pflichtbeitragszeiten verbucht und sind nicht an eigene Einzahlungen geknüpft.
Was ist der Unterschied zur „Mütterrente 3“?
Die Mütterrente 3 erhöht zusätzlich die Kindererziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder um halbe Jahre. So können jene Eltern ihre Rente dauerhaft steigern.
Was passiert bei Adoption oder Pflegekindern?
Der Anspruch gilt, wenn die Erziehungsverantwortung übernommen wurde und das Kind überwiegend bei den Beantragenden lebte.
Fazit: Kindererziehung zahlt sich aus – der Rentenbescheid beweist es!
Kindererziehungszeiten sichern Eltern bis zu 1468 Euro mehr Rente im Jahr pro Kind – und das auf Lebenszeit. Eine genaue Prüfung des eigenen Rentenkontos und eine rechtzeitige Beantragung oder Nachmeldung sind der beste Weg zum Rentenplus. Eltern, die sich informieren, profitieren von der gesellschaftlichen Anerkennung der Erziehungsleistung und stärken ihre eigene Altersvorsorge spürbar.