Immer mehr Deutsche blicken mit Sorge auf ihren Ruhestand: Altersarmut ist längst kein Randphänomen mehr, sondern betrifft immer mehr Menschen quer durch die Gesellschaft. Trotz jahrzehntelanger Arbeit und Beitragszahlungen reichen die gesetzlichen Renten bei weitem nicht aus, um den Lebensunterhalt im Alter zu sichern. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: Im Jahr 2025 liegt das Rentenniveau nur noch bei rund 48,3% des durchschnittlichen Nettoverdienstes, und die durchschnittlichen Nettoaltersrenten betragen bei Männern 1.486€ und bei Frauen gerade einmal 985€ im Monat. Angesichts monatlicher Fixkosten für Miete und Nebenkosten von 800–1.200€ bleibt für viele kaum Geld für Essen, Medikamente oder Kleidung übrig.
Ursachen: Warum ist Altersarmut “vorprogrammiert”?
Die Gründe für die wachsende Altersarmut sind vielschichtig, lassen sich jedoch auf zentrale Punkte zurückführen:
- Sinkendes Rentenniveau: Über Jahrzehnte wurde das Rentenniveau systematisch abgesenkt. Rentnerinnen und Rentner erhalten mittlerweile weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Nettoarbeitslohns. Die Armutsgefährdungsgrenze liegt 2025 bei ca. 1.314€ netto für Alleinstehende – viele Rentner liegen deutlich darunter.
- Brüchige Erwerbsbiografien: Unterbrechungen durch Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, längere Arbeitslosigkeit oder Teilzeit haben direkte Auswirkungen auf den Rentenanspruch. Gerade Frauen und Alleinerziehende sind besonders betroffen. 2025 erhalten Frauen im Durchschnitt ein Drittel weniger Rente als Männer – der „Gender Pension Gap“ schlägt voll durch.
- Niedrige Löhne und prekäres Beschäftigungsverhältnis: Wer viele Jahre im Niedriglohnsektor gearbeitet oder nur Minijobs ausgeübt hat, bekommt kaum Rentenpunkte und damit eine besonders niedrige Altersrente.
- Demografischer Wandel: Immer weniger Erwerbstätige zahlen in die Rentenkassen ein, während die Zahl der Rentner weiter steigt. Das stellt das gesamte Umlagesystem vor große Herausforderungen.
- Steigende Lebenshaltungskosten: Mieten, Energiepreise und alltägliche Ausgaben steigen seit Jahren – die gesetzliche Rente hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt.
Die Ursachen für die steigende Altersarmut sind vielschichtig: So zeigen Analysen der Bertelsmann Stiftung, dass vor allem Menschen mit längerer Arbeitslosigkeit, geringerer Qualifikation und Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien überdurchschnittlich gefährdet sind. Besonders in Ostdeutschland wächst die Altersarmut aktuell deutlich stärker an. Weitere Hintergründe und aktuelle Studien zur Entwicklung der Altersarmut finden Sie bei der Bertelsmann Stiftung.
Wer ist besonders gefährdet?
- Frauen mit längeren Erwerbspausen (Kindererziehung, Pflege)
- Langzeitarbeitslose und Geringverdiener
- Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen
- Alleinlebende Senioren
- Selbstständige ohne ausreichende Altersvorsorge
Rund 19,6% der Senioren ab 65 Jahren in Deutschland gelten mittlerweile als armutsgefährdet. Bei älteren Frauen ist die Quote mit 20,8% sogar noch höher.
Was kann man gegen Altersarmut tun?
Frühe und vielfältige Vorsorge ist der Schlüssel. Die gesetzliche Rente bleibt zwar das Fundament, reicht aber oft nicht aus. Folgende Maßnahmen helfen, Rentenlücken zu vermeiden oder zu schließen:
- Betriebliche Altersvorsorge (bAV): Frühzeitig mit Unterstützung des Arbeitgebers ein finanzielles Polster aufbauen. Viele Unternehmen bieten attraktive Modelle an.
- Private Altersvorsorge: Mit Riester-, Rürup-Renten, Versicherungen oder ETFs kann die Versorgungslücke privat geschlossen werden.
- Staatliche Zuschüsse prüfen: Wer mit Rente und anderen Einkünften unter der Armutsgrenze bleibt, kann Grundsicherung im Alter, Wohngeld und weitere Leistungen beantragen.
- Frühzeitig Rentenpunkte nachzahlen: Bei Lücken im Versicherungsverlauf (zum Beispiel nach Kindererziehungszeiten) lohnt sich ein Check bei der Deutschen Rentenversicherung.
- Gesundheit und soziale Teilhabe stärken: Mobilität und soziale Kontakte helfen, auch bei geringen Mitteln am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Unterstützung kann etwa durch den Schwerbehindertenausweis erfolgen.
- Minijobs und Nebenverdienste im Ruhestand: Für viele ist ein Zuverdienst eine wichtige Ergänzung der Rente.
Fazit
Altersarmut ist längst kein Ausnahmefall mehr – sie ist eine absehbare Folge politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Besonders Frauen, Geringverdiener und Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien sind betroffen. Aber: Durch kombinierte Vorsorgemaßnahmen und die Nutzung staatlicher Hilfen kann Altersarmut gemildert oder sogar vermieden werden. Bürger & Geld rät: Beratung und aktives Handeln frühzeitig suchen, denn die Weichen für die finanzielle Sicherheit im Alter werden früh gestellt.