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Bundeskanzler Merz verkündet Einigung bei Aktivrente – Neue Rentenform soll 2026 starten

Die Bundesregierung hat sich auf ein zentrales Rentenprojekt geeinigt: Ab 2026 soll in Deutschland die sogenannte Aktivrente eingeführt werden. Den Durchbruch bei den Koalitionsgesprächen verkündete Bundeskanzler Friedrich Merz persönlich. Ziel des Projekts ist es, ältere Menschen, die bereits eine Regelaltersrente beziehen könnten, freiwillig länger im Berufsleben zu halten. Der Ansatz: finanzielle Anreize statt Zwang – und damit ein neues Konzept zur Entlastung des angespannten Fachkräftemarktes. Lesen Sie alle Details hier auf Bürger & Geld dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V.

Was ist die Aktivrente?

Unter Aktivrente versteht die Bundesregierung ein neues Modell, bei dem Menschen über die Regelaltersgrenze hinaus freiwillig im Job bleiben – und dafür zusätzliche finanzielle Vorteile genießen.

  • Freiwilligkeit statt Pflicht: Niemand wird gezwungen, länger zu arbeiten. Die Aktivrente basiert auf Eigenentscheidung.
  • Kombination von Rente und Arbeit: Schon heute ist es möglich, neben der Rente zu arbeiten. Neu sind ab 2026 die erweiterten Anreize und Bonusregelungen.
  • Attraktive Zuschläge: Wer nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterarbeitet, soll spürbar mehr Rente erhalten – zusätzlich zum Arbeitseinkommen.

Die Bundesregierung setzt darauf, dass viele ältere Beschäftigte gerne noch ein paar Jahre tätig bleiben, wenn sich das finanziell lohne und bürokratische Hürden abgebaut würden.

Hintergrund: Warum jetzt die Aktivrente?

Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung:

  • Demografie: Die Babyboomer gehen in Rente. Bis 2035 verliert der Arbeitsmarkt Millionen Fachkräfte.
  • Fachkräftemangel: Schon heute melden Unternehmen massive Probleme, offene Stellen zu besetzen – insbesondere in Pflege, Handwerk, IT und Bildung.
  • Rentenfinanzen: Steigende Lebenserwartung bedeutet längere Rentenbezugszeiten und damit höhere Kosten in der Rentenkasse.

Bundeskanzler Merz betonte, dass es klüger sei, „auf Freiwilligkeit zu setzen, statt über starre Rentenaltererhöhungen zu diskutieren“. Die Aktivrente schaffe Flexibilität und biete win-win-Szenarien: Unternehmen behalten erfahrene Kräfte, Rentner bessern Einkommen und Rente auf, die Rentenkasse wird entlastet.

Die Eckpunkte der Einigung

Die noch unveröffentlichte Reformvorlage sieht mehrere konkrete Maßnahmen vor:

  • Rentenzuschläge: Für jedes zusätzliche Jahr Erwerbstätigkeit nach der Regelaltersgrenze gibt es höhere Rentenpunkte, die sofort wirksam werden.
  • Steuer- und Beitragsvorteile: Rentner, die weiterarbeiten, sollen weniger Sozialabgaben zahlen. Insbesondere sollen Rentenbeiträge für Arbeitgeber entfallen.
  • Flexiblere Übergänge: Mit der Aktivrente können Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit stufenweise reduzieren – etwa über Teilrentenmodelle mit gleitendem Übergang in den Ruhestand.
  • Bürokratieabbau: Anmeldungen und Antragsverfahren sollen digitalisiert und vereinfacht werden, um Hemmnisse zu beseitigen.

Die Ampel-Vorgängerregierung hatte schon ähnliche Ansätze diskutiert (Stichwort „Flexirente“). Doch im Unterschied dazu setzt die Aktivrente stärker auf klare finanzielle Boni und auf die mediale Breitenwirkung eines neuen Labels.

Vorteile für Arbeitnehmer

Für Beschäftigte bietet die Aktivrente gleich mehrere Anreize:

  • Mehr Einkommen: Neben der vollen Rente erhalten Rentner ein reguläres Arbeitsgehalt – ohne gesetzliche Hinzuverdienstgrenzen.
  • Rentenzuwachs: Jeder zusätzliche Monat Arbeit bringt höhere Altersbezüge. Das steigert die Rente langfristig erheblich.
  • Flexibilität: Arbeitnehmer können entscheiden, ob sie voll weiterarbeiten oder in Teilzeit langsam aussteigen wollen.
  • Gesellschaftliche Teilhabe: Viele Menschen möchten länger aktiv bleiben, um ihre Erfahrung einzubringen und soziale Kontakte zu pflegen.

Chancen für Arbeitgeber

Auch Betriebe profitieren unmittelbar:

  • Halten von Fachkräften: Know-how bleibt länger im Unternehmen.
  • Planungssicherheit: Flexible Modelle erlauben abgestufte Übergaben an jüngere Generationen.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die Aktivrentenmodelle nutzen, wirken attraktiver für qualifizierte ältere Arbeitnehmer.
  • Kostenersparnis: Wenn Rentner weiterarbeiten, entfallen für Arbeitgeber künftig bestimmte Sozialabgaben.

Kritik und Risiken

Trotz vieler Vorteile gibt es auch kritische Stimmen zur Aktivrente.

  • Soziale Ungleichheit: Nicht alle können länger arbeiten. Wer körperlich hart arbeitet, profitiert weniger von solchen Modellen als Akademiker oder Büroangestellte.
  • Gefahr der „verdeckten Pflicht“: Kritiker warnen, die Aktivrente dürfe nicht als Druckmittel dienen, faktisch länger im Job zu bleiben.
  • Rentengerechtigkeit: Gewerkschaften weisen darauf hin, dass nicht die Freiwilligkeit, sondern gerechte Rentenhöhen entscheidend seien.
  • Begrenzte Wirkung: Experten sehen die Aktivrente nicht als Ersatz für gezielte Fachkräftezuwanderung und Ausbildungsoffensiven.

Vergleich: Aktivrente, Flexirente und Rente mit 63

ModellStartalterCharakteristikVorteileNachteile
Flexirentevariabel, ab 63Teilrenten, Hinzuverdienstgrenze (gelockert seit 2023)Flexibler Übergang in RenteKomplex, weniger bekannt
Rente mit 6363 Jahre (für langjährig Versicherte)Vorzeitiger Ruhestand ohne Abschläge bei 45 VersicherungsjahrenFrühzeitiger Rentenbeginn möglichEntlastet Arbeitsmarkt nicht, kostet Rentenkasse viel
Aktivrentenach RegelaltersgrenzeWeiterarbeit + finanzielle Boni, keine Grenze beim ZuverdienstMehr Geld, höhere Rente, freiwilligVorteil vor allem für Gesunde, Akademiker

Beispiele: So wirkt sich die Aktivrente aus

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die Effekte:

  • Fall 1 – 67-Jährige Facharbeiterin im Handwerk
    Sie entscheidet sich, zwei Jahre länger zu arbeiten. Neben ihrer Rente von 1.800 Euro verdient sie monatlich 2.200 Euro weiter. Dank der Aktivrente steigt ihre Rente ab dem 69. Lebensjahr um rund 180 Euro im Monat – dauerhaft.
  • Fall 2 – 66-jähriger Ingenieur
    Er arbeitet in Teilzeit weiter, 50 Prozent. Mit seinem Gehalt plus voller Rente kommt er auf ähnlich hohes Einkommen wie zuvor. Zusätzlich erhöhen die geleisteten Beiträge dauerhaft seine Altersbezüge – ein doppelter Gewinn.

Politische Bedeutung

Die Aktivrente ist das erste große Sozialprojekt der Merz-Regierung. Symbolträchtig steht sie für ein neues Narrativ: weg von Debatten um Zwangsmaßnahmen wie Rente mit 70, hin zu Eigenverantwortung und Chancenmodellen.

Merz erklärte: „Wir wollen die Lebensleistung anerkennen und die Freiheit stärken. Wer länger arbeiten möchte, soll auch mehr davon haben.“ Damit versucht die Bundesregierung, sowohl wirtschaftspolitische Rationalität als auch soziale Akzeptanz zu verbinden.

Auswirkungen auf den Rentenmarkt

Experten erwarten durch die Aktivrente:

  • mehr Erwerbstätige über 67 Jahren: Prognosen gehen von einem Zuwachs von mindestens 300.000 Personen bis 2030 aus.
  • leichte Entspannung der Rentenkasse: Jeder zusätzliche Beitragszahler entlastet die Rentenversicherung.
  • höhere Mindereinnahmen bei Sozialabgaben: Wenn Beitragsfreistellungen greifen, trägt zunächst der Staatshaushalt gewisse Lasten.

Die Reform gilt als finanzpolitischer Balanceakt: kurzfristige Kosten gegen langfristige positive Effekte für Arbeitsmarkt und Rentenversicherung.

FAQ zur Aktivrente

Wann startet die Aktivrente?

Offizieller Beginn ist Anfang 2026.

Muss man länger arbeiten?

Nein. Die Aktivrente ist ein freiwilliges Modell.

Wie hoch sind die Zuschläge?

Für jedes zusätzliche Jahr Erwerbstätigkeit steigt die Rente um einige Prozentpunkte. Details veröffentlicht das Bundesarbeitsministerium in der Durchführungsverordnung.

Wer kann teilnehmen?

Alle, die die Regelaltersgrenze erreicht haben und weiterarbeiten wollen.

Was unterscheidet sie von der Flexirente?

Die Aktivrente ist einfacher ausgestaltet: keine Hinzuverdienstgrenzen, stärkere finanzielle Boni und weniger Bürokratie.

Fazit

Die Einführung der Aktivrente ab 2026 markiert einen Paradigmenwechsel in der deutschen Rentenpolitik. Statt starre Altersgrenzen zu verschieben, setzt die Regierung unter Kanzler Merz auf Anreize, Eigenverantwortung und Flexibilität.

Für viele Arbeitnehmer eröffnen sich dadurch neue finanzielle Spielräume und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Arbeitgeber können wertvolles Personal länger halten, und die Gesellschaft gewinnt Fachkräfte – ohne Pflicht und Zwang.

Gleichzeitig bleiben wichtige Fragen offen: Wie sozial gerecht ist das Modell für Menschen mit belastenden Berufen? Wie stark ist die Aktivrente wirklich in der Lage, die Fachkräftelücke zu schließen? Und welche Zusatzkosten entstehen für den Staat?

Die nächsten Monate werden entscheidend sein, ob die Aktivrente Akzeptanz und Begeisterung findet – oder ob sie als unausgereiftes Prestigeprojekt wahrgenommen wird. Klar ist bereits jetzt: Sie wird die Rentendebatte in Deutschland nachhaltig verändern.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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