Der frühe Renteneintritt mit 63 Jahren ist für viele Versicherte ein erstrebenswertes Ziel. Doch die Realität sieht komplexer aus: Seit der Rentenreform steigt die Altersgrenze schrittweise an, und wer vorzeitig aussteigt, muss mit erheblichen Abschlägen rechnen. Pro Monat früherem Rentenbeginn werden 0,3 Prozent abgezogen – bei 48 Monaten summiert sich das auf 14,4 Prozent. Hinzu kommen Sozialabgaben für Kranken- und Pflegeversicherung von durchschnittlich 10,5 Prozent, die zusätzlich von der Bruttorente abgehen. Entscheidend für die tatsächliche Rentenhöhe ist die Anzahl der gesammelten Entgeltpunkte, die den individuellen Einkommensverlauf widerspiegeln. Wer mit 63 in Rente gehen möchte, sollte daher genau durchrechnen, ob die Versicherungsjahre ausreichen und welche Strategien helfen, Abschläge zu minimieren. Alle Informationen, Rechenbeispiele und praktische Tipps zum frühen Ruhestand finden sich hier auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V.
Altersgrenze: Wie die Rente mit 63 geregelt ist
Die Rente mit 63 gilt nicht für alle gleichermaßen und ist an das Geburtsjahr gekoppelt.
- Jahrgänge bis 1958: Rente mit 63 ohne schrittweise Anhebung.
- Ab Jahrgang 1959: Anhebung der Altersgrenze in 2-Monats-Schritten.
- Ab Jahrgang 1964: reguläre Altersgrenze 67 Jahre.
Das bedeutet: Wer ab Jahrgang 1964 geboren wurde, muss grundsätzlich bis 67 arbeiten, wenn er keine Rentenabschläge hinnehmen will.
Entgeltpunkte verstehen: Grundlage für die Rentenhöhe
Die Entgeltpunkte (EP) sind das zentrale Maß für die spätere Rentenhöhe. Ein Entgeltpunkt wird vergeben, wenn ein Arbeitnehmer im Jahr ein Durchschnittseinkommen erzielt (2025 rund 47.700 Euro brutto). Wer weniger verdient, sammelt entsprechend Bruchteile an Punkten, wer mehr verdient, kann maximal den Höchstwert pro Jahr erreichen.
Rechenbeispiel:
- 1 Entgeltpunkt = aktuell ca. 40,79 Euro monatliche Rente.
- 30 Entgeltpunkte = ca. 1.224 Euro monatliche Rente.
Um also einen gewissen Lebensstandard mit 63 zu halten, braucht es eine ausreichend hohe Zahl an Entgeltpunkten, die im Arbeitsleben angespart wurden.
Wie viele Entgeltpunkte braucht man für die Rente mit 63?
Eine feste Mindestzahl an Entgeltpunkten gibt es gesetzlich nicht – die Anzahl entscheidet nur über die Höhe der Rente.
Wichtiger ist:
- Mindestens 35 Versicherungsjahre sind nötig, um die „Rente für langjährig Versicherte“ mit 63 zu erhalten (mit Abschlägen).
- Mindestens 45 Jahre Versicherungszeit sichern die „Rente für besonders langjährig Versicherte“ (in vielen Fällen ohne Abschläge, aber mit höherer Altersgrenze ab 63 bis hin zu 65+).
📊 Beispielrechnung: Entgeltpunkte, Rentenhöhe und Abschläge bei Rente mit 63 (Rentenwert 40,79 €)
| Entgeltpunkte | Rente ohne Abschläge (40,79 € × Punkte) | Rente mit 63 (–10,8% Abschlag) | Rente mit 63 (–14,4% Abschlag) |
|---|---|---|---|
| 25 Punkte | ca. 1.020 € | ca. 910 € | ca. 873 € |
| 30 Punkte | ca. 1.224 € | ca. 1.092 € | ca. 1.049 € |
| 35 Punkte | ca. 1.428 € | ca. 1.274 € | ca. 1.222 € |
| 40 Punkte | ca. 1.631 € | ca. 1.456 € | ca. 1.397 € |
| 45 Punkte | ca. 1.836 € | ca. 1.638 € | ca. 1.572 € |
| 50 Punkte | ca. 2.039 € | ca. 1.820 € | ca. 1.744 € |
🔍 Erklärung:
- 0% (ohne Abschläge): Rente nach heutigem Rentenwert 2025.
- –10,8% Abschlag: Wenn man 36 Monate früher in Rente geht.
- –14,4% Abschlag: Wenn man 48 Monate früher in Rente geht.
👉 Damit sieht man sehr klar: Bereits bei 35 Entgeltpunkten (ca. 1.428 €) führt ein Abschlag schnell zu rund –150 bis –200 € weniger pro Monat.
Die notwendige Zahl an Entgeltpunkten richtet sich also nach dem persönlichen Einkommensverlauf. Wer bei Renteneintritt 1.200 Euro benötigt, muss nach heutiger Berechnung etwa 29 Entgeltpunkte haben; für 1.800 Euro Rente wären es rund 44 Punkte.
Abschläge bei der Rente mit 63: Wie hoch fallen sie aus?
Ein vorzeitiger Renteneintritt kostet Geld.
- 0,3% pro Monat früherer Rentenbeginn im Vergleich zur persönlichen Regelaltersgrenze.
- Maximaler Abschlag: 14,4% (bei 48 Monaten früherer Inanspruchnahme).
Beispiel:
- Regelalter: 66 Jahre (Jahrgang 1960).
- Rente mit 63 = 36 Monate früher.
- Abschlag: 10,8%.
Hat eine Person Ansprüche auf 1.500 Euro Rente, bleiben nach Abzug nur noch ca. 1.338 Euro.
Was von der Rente wirklich übrig bleibt
Bei der Betrachtung der Rente dürfen sich Versicherte nicht von den Brutto-Werten täuschen lassen. Denn von jeder gesetzlichen Altersrente gehen noch Abzüge für Kranken- und Pflegeversicherung ab – seit 2025 im Schnitt rund 10,5 Prozent. Das bedeutet: Die tatsächliche Auszahlung liegt noch einmal deutlich unter dem rechnerischen Bruttoanspruch. Wer seine Rente mit 63 plant, muss diese Doppelbelastung im Blick behalten: Einerseits schlagen die Abschläge durch den vorzeitigen Renteneintritt zu Buche, andererseits reduziert sich auch die Rentenhöhe netto durch die Sozialbeiträge. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie hoch der Unterschied ausfällt.
📊 Beispielrechnung: Netto-Rente mit 63 nach Abzügen (Rentenwert 40,79 €)
Berechnet: Brutto-Rente – ca. 10,5% Kranken- & Pflegeversicherung
(ohne Berücksichtigung von Steuer, da diese individuell ist).
| Entgeltpunkte | Brutto-Rente ohne Abschläge | Netto-Rente ohne Abschläge | Netto-Rente mit 10,8% Abschlag | Netto-Rente mit 14,4% Abschlag |
|---|---|---|---|---|
| 25 Punkte | 1.020 € | ca. 913 € | ca. 813 € | ca. 782 € |
| 30 Punkte | 1.224 € | ca. 1.096 € | ca. 976 € | ca. 940 € |
| 35 Punkte | 1.428 € | ca. 1.278 € | ca. 1.138 € | ca. 1.093 € |
| 40 Punkte | 1.631 € | ca. 1.460 € | ca. 1.300 € | ca. 1.250 € |
| 45 Punkte | 1.836 € | ca. 1.642 € | ca. 1.463 € | ca. 1.403 € |
| 50 Punkte | 2.039 € | ca. 1.824 € | ca. 1.625 € | ca. 1.553 € |
Strategien zur Minimierung von Abschlägen
- Freiwillige Beiträge einzahlen: Versicherte können vor dem 63. Geburtstag freiwillig zusätzliche Beiträge leisten, um Rentenabschläge ganz oder teilweise auszugleichen.
- Teilrente beantragen: Statt komplett aufzuhören, kann die Arbeit reduziert und eine Teilrente bezogen werden.
- Zusatzvorsorge nutzen: Private oder betriebliche Altersvorsorge kann helfen, Einkommenslücken zu schließen.
- Wartezeiten optimieren: Anrechnungszeiten (Kindererziehung, Pflege, Arbeitslosigkeit) prüfen, da sie oft Versicherungsjahre erhöhen.
Häufige Fragen zur Rente mit 63 (FAQ)
Wie viele Jahre muss man gearbeitet haben, um mit 63 in Rente gehen zu können?
Mindestens 35 Versicherungsjahre sind erforderlich, um die Rente für langjährig Versicherte zu erhalten.
Gibt es die Rente mit 63 wirklich ohne Abschläge?
Ja, aber nur für Versicherte mit mindestens 45 Versicherungsjahren („besonders langjährig Versicherte“). Allerdings steigt hier die Altersgrenze ebenfalls schrittweise an.
Wie viel verliert man, wenn man drei Jahre früher in Rente geht?
Bei 36 Monaten vorzeitigem Rentenbeginn beträgt der Abschlag 10,8%.
Wie viele Entgeltpunkte braucht man für 1.500 Euro Rente?
Etwa 36 Entgeltpunkte, wenn man den aktuellen Rentenwert von 40,79 Euro zugrunde legt.
Fazit
Die Rente mit 63 bleibt trotz steigender Regelaltersgrenze ein wichtiger Wunsch vieler Versicherter. Entscheidend ist nicht nur die Frage nach „ob“, sondern auch nach „wovon“ man später lebt. Jeder Versicherte sollte daher im Blick behalten, wie viele Entgeltpunkte er bereits gesammelt hat, welche Abschläge im Einzelfall fällig werden und ob freiwillige zusätzliche Beiträge sinnvoll sind. Mit solider Planung lässt sich oft eine gute Balance zwischen frühzeitiger Freiheit und finanzieller Sicherheit schaffen.


