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Rente retten – welche Vorschläge helfen könnten – die große Tabelle

Die Rente steht in Deutschland vor großen Herausforderungen. Welche Reformvorschläge diskutiert werden und wie ein sicheres Altersleben gelingen kann – das erfährst du hier von unseren Rentenexperten auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., mit Fakten, Vorteilen und Kritik im Überblick.

Die Zukunft der gesetzlichen Rente beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wie kaum ein anderes Thema. Angesichts der alternden Bevölkerung und des demografischen Wandels steht das deutsche Rentensystem unter erheblichem Druck. Schon heute sorgen sich viele Bürger, ob ihre Altersvorsorge noch ausreicht – und viele jüngere Menschen fürchten, im Ruhestand kaum mehr als die Grundsicherung zu bekommen. Zahlreiche Reformvorschläge stehen zur Diskussion. Doch welche Ansätze könnten die Rente wirklich retten? Unserer analytische Artikel will das verdeutlichen.

Die aktuelle Lage: Warum das Rentensystem unter Druck steht

Die Babyboomer gehen in Rente, immer weniger junge Menschen stehen immer mehr Älteren gegenüber. Die Rentenkasse muss stetig wachsen, um die Ansprüche der Rentner zu bedienen. Das Rentenniveau – der Anteil der Durchschnittsrente am Durchschnittslohn – soll laut politischem Beschluss bis 2031 auf mindestens 48 % stabilisiert werden. Dadurch steigen aber sowohl die Rentenbeiträge als auch die Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt.

Gleichzeitig sorgt der technische Fortschritt für veränderte Arbeitsmärkte, und viele Menschen arbeiten unregelmäßig oder in Teilzeit. Ohne grundlegende Reformen drohen steigende Sozialabgaben, höhere Steuern oder Altersarmut. Welche Vorschläge stehen zur Diskussion?

Rentenniveau absichern – das Rentenpaket 2025

Die Bundesregierung hat Mitte 2025 das sogenannte Rentenpaket 2025 verabschiedet. Das Herzstück: Die Haltelinie für das Rentenniveau wird bis 2031 verlängert. Das verhindert, dass die Renten – zumindest vorerst – unter einen bestimmten Wert fallen. Dies soll durch einen höheren Bundeszuschuss und leicht steigende Rentenbeiträge finanziert werden. Zusätzlich wird die „Mütterrente“ verbessert, indem Kindererziehungszeiten besser anerkannt werden.

Vorteil: Die Altersarmut wird gebremst, insbesondere bei langjährig Versicherten und Menschen mit Kindern.

Kritik: Die Finanzierung ist teuer und verlangt hohe Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt. Auf lange Sicht reicht diese Maßnahme nicht aus, weil die Strukturprobleme ungelöst bleiben.

Höheres Renteneintrittsalter

In Politik und Wirtschaft wird regelmäßig diskutiert, das Renteneintrittsalter später anzusetzen. Damit würde die Zeit, in der Menschen Rente beziehen, verkürzt und die Beitragszeit verlängert. Schon jetzt steigt das reguläre Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre an.

Pro: Weniger Jahre in Rente entlasten das System, mehr Beitragsjahre sorgen für zusätzliche Einnahmen.

Contra: Nicht alle Berufsgruppen können tatsächlich länger arbeiten – insbesondere körperlich Tätige fühlen sich dadurch benachteiligt. Außerdem besteht weiterhin das Problem der Erwerbsunfähigkeit im Alter.

Mehr Beitragszahler: Selbstständige und Beamte einbeziehen

Ein kontrovers diskutierter Vorschlag ist die Ausweitung der Rentenversicherung auf bislang nicht versicherte Gruppen, wie Selbstständige und Beamte. In Österreich zahlen etwa alle Erwerbstätigen in ein einheitliches System ein – und das funktioniert gut.

Vorteil: Mehr Beitragszahler entlasten den Sozialstaat und verteilen die Kosten auf mehr Schultern.

Nachteil: Besonders für Selbstständige, die wenig verdienen, können zusätzliche Abgaben eine große Belastung darstellen. Außerdem müssten für Beamte Übergangsregelungen geschaffen werden.

Stärker in Kapitalmärkte investieren

Deutschland setzt bisher vor allem auf ein umlagebasiertes System: Die Beiträge der Erwerbstätigen werden direkt an die Rentner ausgezahlt. Viele Experten fordern, dass Deutschland stärker nach dem Vorbild von Schweden oder Norwegen einen Kapitalstock aufbaut – z.B. durch staatliche Fonds („Aktienrente“).

Pro: Zusätzliche Einnahmen aus Aktien und Fonds können helfen, die Renten zu steigern und weniger abhängig vom demografischen Wandel zu sein.

Contra: Kapitalmärkte schwanken stark – bei Krisen können Verluste entstehen, die sich direkt auf die Renten auswirken.

„Boomer-Soli“: Wohlhabende Rentner stärker belasten

Ein im Sommer 2025 diskutierter Vorschlag ist der sogenannte „Boomer-Soli“: Wohlhabende Seniorinnen und Senioren sollen einen Zuschlag zahlen, um die Renten der zukünftigen Generationen zu sichern. Das Ziel: Die finanzielle Last soll nicht einseitig auf die Jungen abgewälzt werden, sondern auch diejenigen einbeziehen, die von den Babyboomer-Jahren profitieren.

Vorteil: Generationengerechtigkeit wird gestärkt und die Belastung fairer verteilt.

Nachteil: Politisch sehr umstritten und rechtlich schwierig – zudem droht Sozialneid unter den Senioren.

Frühstartrente und Kinder-Vorsorge

Neue Ansätze sehen vor, dass der Staat schon für Kinder mit Einzahlungen auf ein staatlich verwaltetes Altersvorsorgedepot beginnt (Frühstartrente). So könnten über Jahrzehnte Kapital aufgebaut und Rentenlücken geschlossen werden.

Vorteil: Frühzeitige Altersvorsorge reduziert das Risiko von Altersarmut.

Nachteil: Es dauert Jahrzehnte, bis diese Effekte greifen. Aktuelle Rentenprobleme werden damit nicht gelöst.

Erwerbsminderungsrente verbessern, Ost-West-Angleichung vollenden

Erleichterter Zugang zur Erwerbsminderungsrente, die Abschaffung von Abschlägen und die Vereinheitlichung der Rentenberechnung zwischen Ost und West sind weitere Ansätze, um vorhandene Ungerechtigkeiten im System abzubauen.

Überblick: Reformvorschläge zur Rettung der Rente (Stand 2025)

VorschlagZielVorteileNachteile / Kritik
Rentenniveau stabilisieren (Rentenpaket 2025)Verhinderung von AltersarmutSicherheit für Rentner, gerechteres SystemKostspielig, hohe Bundeszuschüsse
Höheres RenteneintrittsalterSystem langfristig entlastenMehr Beitragsjahre, weniger RentenjahreBelastung für körperlich Tätige, Gefahr von Altersarmut
Mehr Beitragszahler (Selbstständige, Beamte)Finanzierung auf breite Schultern verteilenHöhere Einnahmen, Vorbild ÖsterreichBelastung für Geringverdienende, Übergangsprobleme
Stärkere Kapitalmarkt-Investition (Aktienrente)Zusatzeinnahmen für RentenkasseUnabhängiger vom Bevölkerungswandel, RenditechancenKursrisiken, keine kurzfristige Lösung
„Boomer-Soli“ (Reiche Senioren beteiligen)Generationengerechtigkeit, Finanzierung sichernGerechtere LastenverteilungPolitisch umstritten, Gefahr von Sozialneid
Frühstartrente / Kinder-VorsorgeLangfristige AltersvorsorgeSchützt vor Altersarmut in Zukunft, KapitalaufbauDauert Jahrzehnte, kurzfristig keine Lösung
Erwerbsminderungsrente verbessern, Ost-West-AngleichungUngerechtigkeiten abbauenBessere Absicherung, mehr GleichheitErhöht Kosten, Detailregelungen nötig

FAQ: Rente retten – meistgestellte Fragen

Wie funktioniert die Aktienrente in Deutschland?

Im Rahmen der Reformen wird ein kleiner Teil des Rentenbeitrags in einen staatlichen Aktien-Fonds investiert, um die Rentenkasse langfristig zu stützen. Das trägt zum Schutz gegen den demografischen Wandel bei, birgt aber Börsenrisiken.

Warum reicht das Rentenpaket 2025 allein nicht aus?

Das Paket sichert das Rentenniveau nur kurzfristig – die grundlegenden Finanzierungsprobleme und die Alterung der Gesellschaft bleiben bestehen. Weitere Reformen müssen folgen.

Wer müsste künftig mehr in die Rentenkasse einzahlen?

Diskutiert wird die Einbeziehung aller Erwerbstätigen, inklusive Selbstständiger und Beamter. Dadurch würde die Finanzierung auf viele Schultern verteilt.

Was ist der „Boomer-Soli“?

Dabei handelt es sich um einen Sonderbeitrag, den wohlhabende Rentner zahlen könnten, um die Rente generationengerechter zu finanzieren.


Sind höhere Renteneintrittsalter gerecht?

Das sehen viele kritisch: Besonders für Menschen in körperlich belastenden Berufen bedeutet ein späterer Ruhestand oft gesundheitliche Risiken und niedrige Renten.

Fazit: Es braucht einen großen Mix zur Rettung der Rente

Das deutsche Rentensystem steht vor enormen Herausforderungen. Ein einzelner Vorschlag kann die Rente nicht retten – notwendig ist vielmehr ein breiter Maßnahmenmix: ein stabiles Rentenniveau, mehr Beitragszahler, kluge Investitionen in den Kapitalmarkt, flexible Übergänge in den Ruhestand und gezielte Entlastungen für die junge Generation. Entscheidend wird sein, tragfähige Kompromisse zu finden, die den Sozialstaat erhalten, Generationengerechtigkeit herstellen und den Lebensstandard im Alter sichern.

Klar ist: Die Zeit läuft, und je länger Reformen hinausgezögert werden, desto teurer wird es für uns alle.

Quellen

  1. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/rentenpaket-2025-2368678
  2. https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/FAQ/Gesetzesaenderungen/em_renten_bestandsverbesserungsgesetz/d_der_zuschlag_Jahr_2025_liste.html

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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