Die Entscheidung, die eigene Rente aufzuschieben, ist mehr als eine reine Rechenfrage. Sie hängt von individuellen Lebensumständen, der Gesundheit und den eigenen finanziellen Zielen ab. Bisher galt die klare Regelung: Wer den Rentenbeginn hinauszögert, erhält für jeden Aufschubmonat 0,5 % Zuschlag auf die künftige Rentenhöhe. Doch künftig rückt die Idee einer Rentenaufschubprämie ins Zentrum der politischen Diskussion. Anstelle eines prozentualen Zuschlags könnte ein einmaliger oder gestaffelter Bonus gezahlt werden. Zeit für eine Gegenüberstellung.
Was bringt die klassische 0,5%-Rentensteigerung wirklich?
- Für jeden Monat, den der Rentenbeginn aufgeschoben wird, steigt die Rente um 0,5%.
- Ein Jahr Aufschub erhöht die Rente also um 6%.
- Der Effekt bleibt dauerhaft bestehen und wirkt sich auch auf mögliche Hinterbliebenenrenten aus.
- Diese Variante lohnt sich besonders für Menschen, die voraussichtlich lange Rentenjahre vor sich haben und Wert auf eine kontinuierlich steigende monatliche Zahlung legen.
Beispiel: Wer eine Monatsrente von 1.500 € erwartet und diese ein Jahr aufschiebt, erhält dauerhaft rund 1.590 € monatlich.
10.000 € Sofortprämie oder mehr Rente fürs Leben – so funktioniert das neue Modell
- Statt einer dauerhaften Erhöhung könnte es beim Aufschub künftig eine einmalige Prämie geben.
- Denkbar sind gestaffelte Boni: z. B. ein fixer Betrag von 5.000 € für ein Jahr Rentenaufschub oder 10.000 € bei zwei Jahren Aufschub.
- Die Prämie wird sofort ausgezahlt und bietet damit den Vorteil einer flexiblen Verwendung (z. B. Schuldentilgung, Investitionen oder einmalige größere Ausgaben).
Dieses Modell könnte insbesondere für Menschen mit kürzerer Lebenserwartung, aber stabilen Einkünften bis zum Renteneintritt interessant sein.
Für wen ist sofort Geld besser – und wer sollte auf eine höhere Rente setzen?
- Klassisches 0,5%-Modell:
Vorteilhaft für Menschen, die ein langes Leben erwarten und eine stabile, kalkulierbare Steigerung der Rente möchten. Ab einer Rentenbezugsdauer von mehr als ca. 12–15 Jahren übersteigt die kumulierte Rentenerhöhung den möglichen Einmalbonus deutlich. - Rentenaufschubprämie:
Attraktiv für Personen, die wahrscheinlich kürzer Rente beziehen, dafür aber eine größere Summe sofort gut nutzen könnten. Besonders günstig für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder solche, die Kapital für ein Projekt (Hausumbau, Pflegevorsorge) benötigen.
Ab wann lohnt sich die Prämie mehr als die Rentenerhöhung?
- Ausgangsrente: 1.500 € pro Monat
- Aufschub: 12 Monate → klassische Erhöhung = +6% (= 1.590 € mtl.)
- Alternative: einmalige Aufschubprämie von 10.000 €
Rechenbeispiel – 10.000 € Prämie
Zeitraum Rentenbezug | Klassisches Modell (0,5% p.M.) | Modell mit 10.000 € Prämie | Wer liegt vorne? |
---|---|---|---|
1 Jahr | 1.590 € × 12 = 19.080 € | (1.500 € × 12) + 10.000 € = 28.000 € | Prämie |
5 Jahre | 95.400 € | 90.000 € + 10.000 € = 100.000 € | Prämie |
10 Jahre | 190.800 € | 180.000 € + 10.000 € = 190.000 € | Fast Gleichstand |
15 Jahre | 286.200 € | 270.000 € + 10.000 € = 280.000 € | Klassisch gewinnt leicht |
20 Jahre | 381.600 € | 360.000 € + 10.000 € = 370.000 € | Deutlich klassisch |
👉 Break-Even bei ca. 11 Jahren Rentenbezug:
Ab diesem Zeitpunkt übersteigt die kumulierte 0,5%-Erhöhung dauerhaft die 10.000 €-Prämie.
Rechenbeispiel – 5.000 € Prämie
Zeitraum Rentenbezug | Klassisch (0,5% p.M.) | Modell mit 5.000 € Prämie | Wer liegt vorne? |
---|---|---|---|
1 Jahr | 19.080 € | (18.000 € + 5.000 €) = 23.000 € | Prämie |
5 Jahre | 95.400 € | 90.000 € + 5.000 € = 95.000 € | Fast Gleichstand |
10 Jahre | 190.800 € | 180.000 € + 5.000 € = 185.000 € | Klassisch gewinnt |
15 Jahre | 286.200 € | 270.000 € + 5.000 € = 275.000 € | Klassisch deutlich besser |
20 Jahre | 381.600 € | 360.000 € + 5.000 € = 365.000 € | Klar klassisch |
👉 Break-Even bereits nach ca. 6 Jahren Rentenbezug:
Das 0,5%-Modell ist hier fast immer überlegen, außer bei sehr kurzem Rentenbezug.
Schlussfolgerung
- 10.000 € Prämie: Lohnt sich, wenn man maximal ca. 10 Jahre Rente bezieht (z. B. bei späterem Rentenstart + geringerer Lebenserwartung).
- 5.000 € Prämie: Nur bei extrem kurzem Rentenbezug vorteilhaft, langfristig ist hier das klassische Aufschubmodell klar überlegen.
- Das 0,5%-Modell bleibt für die meisten Menschen mit durchschnittlicher oder längerer Lebenserwartung die sicher lukrativere Variante.
Für wen ist sofort Geld besser – und wer sollte auf eine höhere Rente setzen?
- Gesunde Langzeitrentnerinnen und -rentner
→ Besser mit dem 0,5 %-Modell, da die dauerhafte Steigerung kaum erreicht oder übertroffen werden kann. - Rentner mit geringerer Lebenserwartung
→ Die Aufschubprämie ist attraktiver, da ein schneller Liquiditätsvorteil entsteht. - Berufstätige mit Nebeneinkünften
→ Profitieren vom Aufschub, da sie die Rente ohnehin nicht sofort benötigen und später einen höheren monatlichen Betrag erhalten. - Menschen mit akuten Ausgaben
→ Einmalprämie bringt Flexibilität und Planungssicherheit.
FAQ – Häufige Fragen
Wie hoch fällt die Prämie konkret aus?
Die Höhe steht derzeit nicht fest, es sind verschiedene Modelle in Diskussion (5.000–15.000 € pro Aufschubjahr).
Versteuern muss ich die Prämie auch?
Ja, wie auch die reguläre Rente unterliegt eine Prämie der Einkommensbesteuerung.
Kann ich Prämie und Rentenerhöhung kombinieren?
Nach aktuellem Stand wird eine Entscheidung für eines der Modelle erforderlich sein.
Welches Modell gilt sicher ab 2026?
Die Gesetzgebung ist in Vorbereitung. Nach jetzigem Stand soll das neue System optional angeboten werden, sodass Versicherte wählen können.
Prämie oder höhere Monatsrente – unsere Einschätzung für Sie
Die Frage nach Rentenaufschub lohnt sich in zweifacher Hinsicht: Schon heute kann ein Aufschub um Monate oder Jahre durch den 0,5%-Zuschlag attraktive Effekte haben. Sollte die Rentenaufschubprämie wie diskutiert eingeführt werden, stellt sie eine flexible Alternative dar. Letztlich entscheidet die individuelle Lebenssituation: Für Menschen mit langer Lebenserwartung bleibt das klassische Modell im Vorteil, während bei kurzfristig greifender Liquidität eine Prämie attraktiver ist. Bürger & Geld empfiehlt: Prüfen Sie Ihre persönliche Lage sorgfältig – und lassen Sie sich ggf. steuerlich beraten.