Zahlen und Fakten: Wie viele Rentner arbeiten schon jetzt?
Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2024 etwa 13 Prozent der 65- bis 74-jährigen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland weiterhin erwerbstätig – das entspricht mehr als jedem zehnten Ruheständler. Besonders aktiv sind Männer (16 Prozent), bei Frauen liegt der Anteil mit zehn Prozent niedriger. Im jüngeren Rentenalter, etwa zwischen 65 und 66 Jahren, liegt die Quote sogar bei 18 Prozent, bei 73- bis 74-Jährigen noch bei acht Prozent.
Absolut betrachtet gingen Ende 2023 bereits über 1,46 Millionen Menschen trotz Altersrente einer Beschäftigung nach – Tendenz steigend. Ein Großteil davon arbeitet in Minijobs, also mit einem monatlichen Verdienst von bis zu 520 Euro. Vor allem in der Altersgruppe der 66- bis 68-Jährigen ist die Erwerbstätigkeit neben der Rente besonders verbreitet.
Verteilung der Erwerbstätigkeit: Wer arbeitet wie viel?
Nur ein kleiner Teil der arbeitenden Rentner ist noch in Vollzeit tätig: Rund 39 Prozent der 65- bis 74-Jährigen mit Job üben eine Beschäftigung im Umfang von weniger als zehn Stunden pro Woche aus, 26 Prozent geben zehn bis unter 20 Stunden an, zwölf Prozent arbeiten 20 bis 30 Stunden, und lediglich neun Prozent 30 bis unter 40 Stunden pro Woche. Vollzeitarbeitskräfte über 40 Wochenstunden sind die Ausnahme und typischerweise als Selbstständige aktiv.
Insbesondere Minijobs sind weit verbreitet: Etwa 77 Prozent der erwerbstätigen Rentner mit Hinzuverdienst waren 2022 ausschließlich als Minijobber beschäftigt, während ein kleinerer Anteil einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachging.
| Altersgruppe | Erwerbstätige Rentner (in Tsd.) | Anteil Minijobber | Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigte |
|---|---|---|---|
| 63-65 Jahre | 240 | ~165 | ~75 |
| 66-68 Jahre | 500 | ca. 67% | ca. 33% |
| 72-80 Jahre | 354 | >80% | <20% |
Gründe für das Arbeiten im Ruhestand
Nicht nur finanzielle Motive bewegen ältere Menschen dazu, im Ruhestand weiter zu arbeiten. Zwar sind niedrige Renten ein wichtiger Faktor – die durchschnittliche Altersrente lag 2022 bei knapp 1.400 Euro pro Monat. Doch Umfragen zeigen, dass viele Rentner*innen auch aus anderen Gründen weiterarbeiten:
- Freude an der Arbeit und Sinnstiftung
- Wunsch nach sozialem Austausch und Kontakten
- Bedürfnis nach einer sinnvollen Beschäftigung im Alltag
- Erhalt von Wissen und Fachkompetenz für die Gesellschaft
- Finanzielle Bedürfnisse aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, höherer Mieten und Inflation
Der Gesetzgeber verweist in diesem Zusammenhang regelmäßig auch auf den gesellschaftlichen Mehrwert der aktiven älteren Generation.
Arbeits- und Sozialrecht: Was gilt aktuell?
Rentnerinnen und Rentner dürfen nach Erreichen der Regelaltersgrenze in unbegrenzter Höhe hinzuverdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird. Dabei ist die Form der Beschäftigung entscheidend:
- Minijobs (bis 520 Euro/Monat) sind sozialabgabenfrei für den Arbeitnehmer, allerdings trotzdem rentenversicherungspflichtig, falls nicht abgewählt.
- Midi-Jobs bieten Möglichkeiten zu höheren Hinzuverdiensten mit reduzierten Sozialabgaben.
- Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung: Alle Verdienste oberhalb eines Minijobs sind voll steuer- und sozialversicherungspflichtig.
Der bislang relativ geringe Beitrag der arbeitenden Rentner zur Finanzierung der Sozialkassen erklärt sich aus dem geringen durchschnittlichen Stundenumfang und Verdienst.
Die geplante Aktivrente ab 2026: Was wird sich ändern?
Die Politik hat die Entwicklung erkannt und plant die Einführung der „Aktivrente“: Ab dem 1. Januar 2026 können Beschäftigte im Rentenalter bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen, solange sie weiter arbeiten – allerdings nicht für Selbstständige. Das Gesetzesverfahren läuft derzeit, Bundestagsbeschluss und erforderliche Zustimmung des Bundesrats stehen noch aus. Die Aktivrente soll
- neue Anreize für die Arbeit im Rentenalter schaffen
- dem Fachkräftemangel entgegenwirken
- die gesetzliche Rentenversicherung stabilisieren
Parallel soll das sogenannte „Anschlussverbot“ aufgehoben werden, sodass ein Wiedereinstieg beim alten Arbeitgeber nach der Regelaltersgrenze leichter möglich ist.
Gesellschaftliche Folgen und Ausblick
Der kontinuierliche Anstieg arbeitender Ruheständler ist nicht allein ein Alarmzeichen für Altersarmut, sondern auch Ausdruck eines generationsübergreifenden Sinnwandels: Die Menschen werden älter, gesünder und wollen sowie können oft länger aktiv bleiben. Gleichzeitig wächst aber der Druck auf die Sozialkassen und den Arbeitsmarkt, ausreichend flexible und faire Erwerbsmodelle zu schaffen.
Mit der geplanten Aktivrente könnten Nebentätigkeiten für viele Ruheständler künftig attraktiver werden – doch schon jetzt ist deutlich: Arbeit neben der Rente ist in Deutschland mehr als nur eine Übergangserscheinung.
FAQ: Arbeiten neben der Rente
Wie viele Rentner arbeiten in Deutschland neben der Altersrente?
Aktuell sind etwa 13 Prozent der 65- bis 74-jährigen Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig. Das entspricht deutschlandweit mehr als 1,4 Millionen Menschen.
In welchen Branchen arbeiten Rentner besonders häufig?
Viele sind im Handel, in sozialen Dienstleistungen, in Bildung, Handwerk und Verwaltung tätig. Minijobs dominieren, vor allem in Verkauf, Betreuung und Beratung.
Wie hoch ist die durchschnittliche Rente in Deutschland?
Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Monatsrente nach mindestens 35 Versicherungsjahren bei rund 1.400 Euro.
Ändern sich die Regeln mit der Aktivrente ab 2026?
Ja, künftig wird ein steuerfreier Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro pro Monat ermöglicht. Das Gesetzgebungsverfahren steht kurz vor dem Abschluss, Start ist vorgesehen für Januar 2026.
Welche Motive für Arbeit nach der Rente sind am häufigsten?
Neben finanziellen Gründen geben viele Rentner Spaß an der Arbeit, soziale Kontakte und Sinnstiftung als Motivation an.
Welche Risiken gibt es beim Weiterarbeiten nach Renteneintritt?
Steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte sollten beachtet werden, auch die Belastung durch verschiedene Beschäftigungsformen und der Erhalt der eigenen Gesundheit sind wichtige Themen.
Zusammenfassung: wer jetzt schon neben der Rente arbeitet
Längst bevor die Aktivrente verfügbar ist, arbeiten in Deutschland über 1,4 Millionen Menschen neben ihrer Rente – gut jeder achte Rentner zwischen 65 und 74 Jahren bleibt weiter erwerbstätig. Die Motive sind vielschichtig, und wirtschaftlicher Zwang ist nur ein Teil des Bildes. Schon jetzt sorgt diese Entwicklung für politische Debatten und Reformen, die gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen werden das Thema aber auch über 2026 hinaus bestimmen.
Durch diese Entwicklungen bleibt das Arbeiten im Ruhestand eines der wichtigsten sozialpolitischen Themen der kommenden Jahre – und die Aktivrente ist dabei nur der nächste Schritt in einer längst begonnenen gesellschaftlichen Veränderung.


