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Steuernachzahlung bei Elterngeld: wie man das vermeiden kann!

Viele Eltern sind überrascht, wenn nach dem Bezug von Elterngeld eine Steuernachzahlung fällig wird. In unserem Artile auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., zeigen wir, warum das Elterngeld trotz Steuerfreiheit zu einer höheren Steuerlast führen kann, wie der Progressionsvorbehalt funktioniert und wie Sie sich optimal auf die Steuererklärung vorbereiten.

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Elterngeld ist eine finanzielle Unterstützung des Staates für frischgebackene Eltern in Deutschland. Doch viele sind überrascht, wenn nach der Steuererklärung eine Steuernachzahlung ins Haus flattert. Warum das so ist, wie der sogenannte Progressionsvorbehalt funktioniert und wie Sie sich am besten vorbereiten, erfahren Sie, liebe Eltern, in diesem ausführlichen Beitrag.

Elterngeld: Steuerfrei, aber nicht ohne Folgen

Das Elterngeld selbst ist grundsätzlich steuerfrei. Das bedeutet, auf die erhaltenen Beträge müssen Sie keine direkte Einkommensteuer zahlen. Dennoch müssen Sie das Elterngeld in Ihrer Steuererklärung angeben, da es dem sogenannten Progressionsvorbehalt unterliegt.

Was ist der Progressionsvorbehalt?

Der Progressionsvorbehalt ist eine Regelung im deutschen Steuerrecht, die dafür sorgt, dass steuerfreie Lohnersatzleistungen – wie Elterngeld, Arbeitslosengeld oder Krankengeld – den Steuersatz für Ihr übriges Einkommen erhöhen. Das Elterngeld wird dabei zum zu versteuernden Einkommen hinzugerechnet, um den Steuersatz zu berechnen. Dieser höhere Steuersatz wird dann auf Ihr reguläres Einkommen angewendet.

Beispiel:
Sie verdienen im Jahr 45.000 Euro und erhalten 8.000 Euro Elterngeld. Das Finanzamt berechnet Ihren Steuersatz auf Grundlage von 53.000 Euro. Der so ermittelte Steuersatz wird dann jedoch nur auf die 45.000 Euro angewendet. Das kann zu einer Steuernachzahlung führen, da während des Jahres meist ein niedrigerer Steuersatz auf Ihr Gehalt angewendet wurde.

Wann ist eine Steuererklärung Pflicht?

Sobald Sie im Kalenderjahr mehr als 410 Euro Elterngeld erhalten, sind Sie verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Das Elterngeld wird in der Steuererklärung im Hauptvordruck (Mantelbogen) in der Zeile für Lohnersatzleistungen eingetragen.

Warum kommt es zur Steuernachzahlung?

Viele Eltern sind überrascht, wenn sie nach der Geburt ihres Kindes eine Steuernachzahlung leisten müssen. Die häufigsten Gründe sind:

  • Progressionsvorbehalt: Das Elterngeld erhöht den Steuersatz für das übrige Einkommen.
  • Niedrige Lohnsteuer während des Jahres: Besonders wenn ein Ehepartner in Steuerklasse III war, wurde oft zu wenig Lohnsteuer vorausgezahlt.
  • Zusätzliche Einkünfte: Wer neben dem Elterngeld noch arbeitet oder andere Einkünfte hat, kann stärker betroffen sein.

Wie hoch kann die Steuernachzahlung ausfallen?

Die Höhe der Nachzahlung hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Gesamteinkommen des Haushalts
  • Höhe des Elterngeldes
  • Steuerklasse des arbeitenden Partners
  • Dauer des Elterngeldbezugs

Beispielrechnung:
Ein Ehepaar erhält 8.000 Euro Elterngeld und hat ein zu versteuerndes Einkommen von 45.000 Euro. Durch den Progressionsvorbehalt steigt der Steuersatz von 21,19% auf 25,40%. Das bedeutet eine zusätzliche Steuerlast von rund 1.895 Euro.

Tipps zur Vermeidung böser Überraschungen

  • Rücklagen bilden: Legen Sie monatlich einen Teil des Elterngeldes beiseite, um für eine mögliche Steuernachzahlung gewappnet zu sein.
  • Elterngeld Plus nutzen: Mit Elterngeld Plus können Sie die steuerliche Belastung auf mehrere Jahre verteilen.
  • Steuerklassenwahl prüfen: Ein Wechsel der Steuerklasse vor der Geburt kann die Höhe des Elterngeldes und die spätere Steuerlast beeinflussen. Lassen Sie sich hierzu beraten.
  • Getrennte Veranlagung prüfen: Für verheiratete Paare kann eine getrennte Veranlagung günstiger sein, wenn ein Partner Elterngeld bezieht.

Zusammenfassung zu Elterngeld und Steuernachzahlung

Auch wenn das Elterngeld steuerfrei ist, kann es durch den Progressionsvorbehalt zu einer Steuernachzahlung kommen. Wer sich frühzeitig informiert, Rücklagen bildet und die Steuerklassenwahl sowie die Veranlagungsart prüft, kann böse steuerliche Überraschungen vermeiden und die finanzielle Planung für die Elternzeit optimieren.

Tipp: Nutzen Sie den Online-Rechner zum Elterngeld des Bundesfamilienministeriums

Redakteure

  • ik

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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