Das Bürgergeld ist die zentrale Grundsicherungsleistung für Millionen Menschen in Deutschland. Nach einem starken Anstieg im Jahr 2024 und einer anschließenden Nullrunde 2025 wird auch für 2026 sehr wahrscheinlich keine Erhöhung des Regelsatzes stattfinden. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den Lebensrealitäten vieler Betroffener. Sie birgt nicht nur eine reale Gefährdung der Existenzsicherung, sondern auch erhebliche gesellschaftliche Risiken.
Warum 2026 erneut keine Erhöhung beim Bürgergeld ansteht
1. Reform des Anpassungsmechanismus
Der Regelsatz für das Bürgergeld wird nach einem gesetzlich festgelegten Mechanismus angepasst. Dieser Mechanismus wurde überarbeitet, um stärker auf Veränderungen bei Preisen und Löhnen zu reagieren. Allerdings werden Preissteigerungen nicht zeitnah erfasst, was dazu führt, dass tatsächliche Lebenshaltungskosten nicht korrekt abgebildet werden. Die starke Anhebung im Jahr 2024 gilt nun als „Vorauszahlung“, wodurch für 2025 und auch 2026 keine weitere Erhöhung geplant ist.
2. Geringe Inflationsrate
Viele aktuelle wirtschaftliche Prognosen weisen auf eine moderate Inflationsrate von etwa zwei Prozent für die kommenden Jahre hin. Da die Anpassung des Bürgergelds stark an die offizielle Inflationsrate gekoppelt ist, entfällt aus Sicht der Politik der Anlass für eine Erhöhung. In der Realität jedoch steigen gerade Grundbedarfe wie Lebensmittel und Energie oft deutlich stärker.
3. Umstellung auf die „Neue Grundsicherung“
Im Jahr 2026 soll das Bürgergeld durch ein neues System, genannt „ Neue Grundsicherung“, ersetzt werden. Diese Umstellung wird von politischen Entscheidungsträgern genutzt, um systemische Änderungen vorzunehmen – jedoch zunächst ohne eine Erhöhung der Regelsätze. Trotz struktureller Reform bleibt der finanzielle Alltag vieler Betroffener damit unverändert knapp bemessen.
4. Politische Argumentation: Starke Anhebung 2024 als Ausgleich
Die Bundesregierung argumentiert, dass der deutliche Anstieg des Bürgergeldes im Jahr 2024 eine Überkompensation darstellte und somit eine Anpassung für 2025 und 2026 nicht notwendig sei. Diese Position blendet allerdings aus, dass sich auch in diesen Jahren reale Kosten und Bedarfe weiterentwickeln.
Warum eine Nullrunde beim Bürgergeld 2026 nicht akzeptabel ist
Wir, der Verein Für soziales Leben e.V., vertreten die Auffassung, das es viele Gründe gibt, warum eine Bürgergeld Nullrunde 2026 nicht akzeptabel ist:
1. Sinkende Kaufkraft
Selbst eine moderate Inflation führt bei gleichbleibenden Regelsätzen zu einer spürbaren Entwertung der Kaufkraft. Für viele Bürgergeld-Empfänger bedeutet das, dass sie sich immer weniger leisten können – trotz unveränderter Lebenssituation. Die Folgen sind Einschränkungen bei Ernährung, Gesundheitsvorsorge, Teilhabe am sozialen Leben oder beim Zugang zu Bildung und Digitalisierung.
2. Verfassungsrechtlicher Konflikt
Soziale Leistungen wie das Bürgergeld sollen ein menschenwürdiges Existenzminimum sichern. Wenn dieses durch ausbleibende Anpassungen untergraben wird, bewegt sich der Staat auf dünnem Eis. Grundsicherung darf nicht zur Absicherung auf Kante verkommen – sie muss existenzsichernd und lebensnah ausgestaltet sein.
3. Vertiefung der sozialen Spaltung
Stagnierende Unterstützungsleistungen verstärken die Armut – besonders bei Kindern, Alleinerziehenden und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Wer in diesem System dauerhaft lebt, entfernt sich zunehmend vom gesellschaftlichen Durchschnitt, was langfristig zu einer zementierten sozialen Ausgrenzung führen kann.
4. Verzerrte Debatte über Leistungsanreize
Eine zurückhaltende Erhöhung des Bürgergelds wird oft mit dem Argument gerechtfertigt, dass zu hohe Leistungen Arbeitsanreize verringern würden. Allerdings leben viele Bürgergeldempfänger in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder gehen Nebenjobs nach. Eine reale Abwertung des Bürgergelds zementiert vielmehr prekäre Arbeitsbedingungen, anstatt zur Verbesserung beizutragen.
Tabelle: Entwicklung und Kaufkraft Bürgergeld 2024–2026
Jahr | Regelsatz Alleinstehende | Inflationsrate (geschätzt) | Reale Kaufkraft |
---|---|---|---|
2024 | 563 € | 2,2 % | Bezug zum Jahr 2023 |
2025 | 563 € | 2,0 % | Kaufkraft sinkt |
2026 | 563 € | 2,0 % | Kaufkraft sinkt weiter |
Wie könnte eine gerechtere Berechnungsmethode aussehen?
Eine wirklich gerechte Berechnungsmethode für das Bürgergeld muss die realen Lebenshaltungskosten, gesellschaftliche Teilhabe und die Stimme der Betroffenen stärker berücksichtigen. Das bisherige System ist zu träge, intransparent und liefert Ergebnisse, die oft nicht mit der Realität übereinstimmen.
Realistische Bedarfsermittlung
- Haushalte mit niedrigem Einkommen – egal ob mit oder ohne Transferleistungen – sollten systematisch berücksichtigt werden.
- Alle relevanten Ausgaben müssen einbezogen werden – darunter Kommunikation, Mobilität, Gesundheit, Kultur, Hygiene, digitale Teilhabe und Bildung.
- Die Ermittlung der Bedarfshöhe sollte jährlich erfolgen, mit aktuellen statistischen Daten.
Inflationsausgleich neu denken
- Der Regelsatz sollte nicht nur an die allgemeine Teuerung, sondern an die spezifische Preisentwicklung für Grundbedarfe wie Miete, Nahrung und Energie angepasst werden.
- Bei starken Preisänderungen in diesen Bereichen könnten automatische Sonderanpassungen erfolgen.
- Dies würde einen echten Inflationsschutz bieten und das Existenzminimum verlässlich sichern.
Referenzbudgets und Beteiligung von Betroffenen
- Fachlich entwickelte Referenzbudgets definieren ein realistisches, gesellschaftlich anerkanntes Warenkorbmodell.
- In Kombination mit qualitativen Befragungen von Betroffenen kann besser eingeschätzt werden, welche Ausgaben für ein Leben in Würde notwendig sind.
- Dieses partizipative Modell erhöht nicht nur die Legitimität, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz.
Übersicht: Vergleich bisheriger und alternativer Modelle
Berechnungsmodell | Merkmale | Stärken |
---|---|---|
Status quo (Statistik) | Ausgaben armer Haushalte, 5-Jahres-Rhythmus | Einfach umzusetzen, aber unflexibel |
Inflationsdynamik | Berücksichtigung spezifischer Preisentwicklungen | Reaktionsfähig, schützt reale Kaufkraft |
Referenzbudget + Beteiligung | Wissenschaftlich & partizipativ | Realitätsnah, gesellschaftlich legitimiert |
Zusammenfassung: Bürgergeld Nullrunde 2026 ist ungerecht
Eine Nullrunde beim Bürgergeld – ob 2025 oder 2026 – untergräbt das Ziel der sozialen Sicherheit. Notwendig ist ein neues Berechnungsmodell, das flexibel, realistisch und partizipativ ist. Das Bürgergeld darf nicht nur aus politischen Kalkülen angepasst werden, sondern muss sich an der tatsächlichen Lebensrealität orientieren: armutsfest, teilhabesichernd und verlässlich. Denn nur so kann es seinem Anspruch gerecht werden: Menschen zu stützen – und nicht zu übersehen.