Ein Umzug ist oft mit Hoffnungen, aber auch mit vielen Fragen verbunden – insbesondere dann, wenn man Bürgergeld (Neue Grundsicherung für Arbeitsuchende) bezieht. Wer Leistungen nach dem SGB II erhält, muss bei einem Wohnungswechsel besondere Vorgaben beachten, da das Jobcenter die Kosten für Unterkunft und Heizung nur in einem gewissen Rahmen übernimmt. In diesem Artikel erfährst du, wann ein Umzug mit Bürgergeld erlaubt ist, wann eine Genehmigung notwendig wird und welche Kosten übernommen werden können.
Grundsatz: Freiheit des Wohnorts – aber mit Regeln
Zunächst gilt: Auch als Bürgergeld-Bezieher:in darfst du grundsätzlich umziehen. Niemand wird gezwungen, in einer bestimmten Wohnung zu bleiben. Allerdings knüpft das Jobcenter die Übernahme der Kosten an klare Voraussetzungen. Wer ohne Absprache umzieht, muss riskieren, dass Miete oder Umzugskosten nicht oder nur teilweise anerkannt werden.
Wann ist ein Umzug mit Bürgergeld „notwendig“?
Das Jobcenter unterscheidet zwischen notwendigen und nicht notwendigen Umzügen. Notwendig ist ein Wohnungswechsel zum Beispiel in folgenden Fällen:
- Die Wohnung ist zu teuer oder zu groß im Vergleich zu den örtlichen Mietobergrenzen.
- Der/die Bürgergeld-Empfänger:in muss aus gesundheitlichen Gründen umziehen (z. B. wegen Barrierefreiheit oder Schimmelbefall).
- Familienzuwachs oder Trennung machen einen Wohnungswechsel erforderlich.
- Die Wohnung ist aus wichtigen sozialen Gründen unzumutbar (z. B. eskalierte Nachbarschaftskonflikte, Gewalt, enge Wohnverhältnisse).
- Ein Umzug erleichtert die Arbeitsaufnahme (z. B. kürzerer Weg zur neuen Arbeitsstelle).
In solchen Fällen wird das Jobcenter den Umzug in der Regel genehmigen und gewisse Kosten übernehmen.
Wann ist ein Umzug „nicht notwendig“?
Entscheidet man sich aus rein persönlichen Gründen für einen Umzug (z. B. schönerer Stadtteil, größere Terrasse), liegt kein notwendiger Umzug vor. In diesem Fall kann das Jobcenter zwar die Miete anerkennen – aber nur, wenn sie angemessen ist. Umzugs- und Kautionskosten werden in solchen Fällen normalerweise nicht übernommen.
Genehmigung durch das Jobcenter
Vor jedem geplanten Umzug sollte unbedingt ein Antrag beim Jobcenter gestellt werden. Dort prüft man:
- Ist der Umzug erforderlich bzw. notwendig?
- Ist die neue Miete angemessen? (abhängig von den Mietobergrenzen der jeweiligen Kommune)
- Welche Nebenkosten sind akzeptabel?
Ohne vorherige Zustimmung riskiert man, dass nur die alte, vom Jobcenter anerkannte Miete weitergezahlt wird – auch wenn die neue Wohnung teurer ist.
Kostenübernahme beim Umzug
Je nach Situation können Bürgergeld-Beziehende verschiedene finanzielle Hilfen beantragen:
- Mietkaution oder Genossenschaftsanteile: Können als Darlehen übernommen werden.
- Umzugskosten: Speditionskosten oder Mietwagen werden bei genehmigten Umzügen übernommen, wenn sie nachweislich erforderlich sind. Auch Kosten für Umzugshelfer (in angemessenem Rahmen) können erstattet werden.
- Doppelte Mietzahlungen: Wenn ein nahtloser Übergang nicht möglich ist, kann das Jobcenter vorübergehend zwei Mieten zahlen.
- Erstausstattung der Wohnung: Unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. nach Trennung oder bei erstmaligem Auszug) gibt es Zuschüsse für Möbel, Elektrogeräte und Haushaltsgegenstände.
Mietobergrenze – wie teuer darf die neue Wohnung sein?
Entscheidend ist die Angemessenheit der Miete. Jede Kommune legt fest, wie hoch die Bruttokaltmiete für eine Person oder eine Familie maximal sein darf. Die Angemessenheit hängt ab von:
- der Personenanzahl im Haushalt
- den örtlichen Mietspiegeln
- regional unterschiedlichen Heiz- und Nebenkosten
Liegt die neue Miete über der zulässigen Obergrenze, wird das Jobcenter die Kosten nur teilweise anerkennen – die Differenz muss man dann selbst zahlen.
Sonderfälle: Umzug in eine andere Stadt
Wer Bürgergeld bezieht und in einen anderen Landkreis oder eine andere Stadt umzieht, muss besonders genau hinsehen. Das neue Jobcenter muss dem Umzug zustimmen. Allerdings gilt auch hier: Ein notwendiger Umzug darf nicht verhindert werden. Wichtig ist, sich frühzeitig mit beiden Jobcentern in Verbindung zu setzen, damit ein reibungsloser Übergang gewährleistet ist.
Tipps für Bürgergeld-Beziehende bei Umzug
- Vorher alles schriftlich beantragen – keine Zusagen am Telefon verlassen!
- Kostenangebote einholen (z. B. bei Umzugsunternehmen oder Transportvermietungen).
- Mietangebot einreichen, bevor der Mietvertrag unterschrieben wird.
- Fristen beachten: Umzugskosten werden nur vor Vertragsabschluss anerkannt.
- Alle Belege aufheben, um Erstattungen nachweisen zu können.
Zusammenfassung: Umzug mit Bürgergeld – möglich, aber gut planen!
Ein Umzug während des Bezugs von Bürgergeld ist keineswegs ausgeschlossen – er erfordert jedoch eine gute Vorbereitung und die rechtzeitige Einbindung des Jobcenters. Wer frühzeitig einen Antrag stellt, Mietangebote prüft und sich die Zustimmung des Jobcenters einholt, kann unnötige Probleme und finanzielle Verluste vermeiden.
So gilt: Mit guter Planung und der Beachtung gesetzlicher Regeln kann der Wechsel in ein neues Zuhause auch im Bürgergeld-Bezug reibungslos funktionieren.