Rente nach der Regelaltersgrenze erhöhen: Wie das geht – was sich lohnt!
Wer das reguläre Renteneintrittsalter erreicht hat, ist nicht gezwungen sofort in Rente zu gehen. Ein späterer Einstieg, zusätzliche Beitragszahlungen oder strategische Nebenjobs können die monatliche Rente teils erheblich steigern.
1. Späterer Rentenbeginn: Zuschlag sichern
Das Verschieben des Renteneintritts lohnt sich: Für jeden Monat, den der Rentenantrag verzögert wird, steigt die Rente um 0,5 %.
- Ein Jahr später = +6 % Zuschlag
- Zwei Jahre später = +12 % Zuschlag
Beispielrechnung (Stand Juli 2025)
Szenario | Monatl. Bruttorente | Erhöhung |
---|---|---|
Regulärer Eintritt | 1.836 € | — |
Verschoben um 2 Jahre | 2.148 € | +12 % |
Wer also mit regulärer Altersgrenze (z. B. 67 Jahre) wartet und noch zwei Jahre beitragspflichtig bleibt, erhöht den Anspruch signifikant.
2. Weiterarbeiten & Rentenpunkte sammeln
Nach Erreichen der Regelaltersgrenze kann weiter gearbeitet werden – auch im Hauptberuf oder im Nebenjob. Die Beiträge erhöhen unmittelbar die Rentenpunkte und damit den lebenslangen Rentenanspruch.
Tätigkeit | Zus. Beitragszahlung (Monat) | Rentensteigerung pro Jahr |
---|---|---|
Hauptjob (2.000 €/Monat) | 186 € | ca. +23 € / Monat |
Minijob (556 €/Monat) | 20 € | ca. +6 € / Monat |
Hinzuverdienste sind unbegrenzt erlaubt. Wer dem Arbeitgeber mitteilt, dass auch nach Erreichen der Altersgrenze Beiträge abgeführt werden, bekommt eine höhere Rente ab Juli des Folgejahres.
3. Freiwillige Sonderzahlungen
Auch nach Erreichen des Rentenalters können freiwillige Sonderzahlungen getätigt werden, um Abschläge aus einer vorgezogenen Rente auszugleichen oder die Rente weiter zu erhöhen. Diese Option ist besonders für späte Berufs-/Lebensläufe relevant.
4. Private Vorsorge und Sofortrenten
Der private Sektor bietet ergänzende Lösungen: Einmalzahlungen in Sofortrentenprodukte, fondsgebundene Versicherungen oder Immobilien können das Alterseinkommen aufstocken. Je später begonnen, desto kurzfristiger und kostenintensiver sind diese Maßnahmen.
Grundsicherung im Alter: Soziales Netz für kleine Renten
Wer trotz späterer Beitragszahlung auf eine geringe Rente kommt, hat Anspruch auf staatliche Grundsicherung im Alter. Sie sichert das Existenzminimum und übernimmt ggf. Wohn- und Pflegekosten.
Zusammenfassung: Tabelle der erhöhten Rentenansprüche
Maßnahme | Monatl. Zuschlag nach 1 Jahr | Nach 2 Jahren | Nach 3 Jahren |
---|---|---|---|
Späterer Renteneintritt | +6 % | +12 % | +18 % |
Weiterarbeit (2.000 €/Monat) | ca. +23 € | +46 € | +69 € |
Minijob mit Beitragszahlung | ca. +6 € | +12 € | +18 € |
Sofortrente/Privatvorsorge | individuell | individuell | individuell |
Alle Angaben basieren auf Durchschnittsverdiensten und Stand 2025. Genaue Werte werden von der Deutschen Rentenversicherung berechnet.
Rente später beantragen – wann sich das lohnt!
Die Amortisation eines Rentenverzichts (“Rente später nehmen, weiter einzahlen”) hängt von Lebensdauer, Rentenzuschlägen und der Summe der entgangenen Zahlungen ab. Beispielrechnungen zeigen, dass der Rentenverzicht sich durchschnittlich nach etwa 14 bis 20 Jahren „auszahlt“.
Beispielrechnung: Renteneintritt um 1 Jahr verschieben
- Wer den Rentenbeginn um 1 Jahr verschiebt, erhält einen Zuschlag von +6 % auf die monatliche Rente und sammelt weitere Rentenpunkte durch weitergehende Beitragszahlung.
- Beispiel (vereinfachte Darstellung, ohne Steuer/Inflation):
- Rentnerin bekommt regulär 1.500 €/Monat, bei Verschiebung um 1 Jahr ca. 1.590 €/Monat.
- Entgangene Auszahlung im ersten Jahr: 18.000 € (1.500 € × 12 Monate).
- Mehr-Rente pro Monat: 90 €.
- Erspartes nach rund 200 Monaten, also ca. 16,7 Jahren (18.000 €/90 € = 200).
Orientierung: Amortisationszeit je nach Lebensdauer
Verschiebung (Jahre) | Erhöhung (pro Jahr) | Entgangene Auszahlung | Mehr-Rente pro Monat | Amortisationszeit |
---|---|---|---|---|
1 | +6 % | 18.000 € | 90 € | ca. 16,7 Jahre |
2 | +12 % | 36.000 € | 180 € | ca. 16,7 Jahre |
3 | +18 % | 54.000 € | 270 € | ca. 16,7 Jahre |
(Vereinfachte Werte für einen Monatsbetrag von 1.500 €; tatsächliche Rentenwerte variieren).
Nach wie vielen Jahren lohnt sich die Verschiebung?
Realistisch ist: Wer nach der Verschiebung und dem Rentenbeginn mindestens 15–17 Jahre lebt und genießt, hat den Verzicht ausgeglichen und beginnt, von der höheren Rente wirklich zu profitieren. Das heißt, die Maßnahme lohnt sich vor allem für Versicherte mit hoher Lebenserwartung und stabiler Gesundheit.
Praxis-Tipp
Mit zusätzlichen Beiträgen (also Weiterarbeit und Versicherungszahlungen) fällt die Amortisationszeit oft etwas kürzer aus, weil die Rente nicht nur durch den Zuschlag, sondern auch durch mehr Entgeltpunkte steigt. Trotzdem sollte die individuelle Lebens- und Familienplanung Teil der Entscheidung sein.
Fazit
Der Rentenverzicht hat sich meist nach rund 15 bis 17 Jahren ausgezahlt, ggf. bei früherem Tod lohnt sich die Verschiebung nicht. Rechenhilfen und individuelle Beratung bieten die Rentenversicherung oder spezialisierte Finanzberater.
Freiwillige Beitragszahlungen plus Rentenaufschub – wann sich das lohnt!
Freiwillige Beitragszahlungen können die Amortisation beschleunigen, weil zusätzlich Kapital benötigt wird, durch das zusätzliche Rentenpunkte erworben und die Monatsrente erhöht wird. Nachfolgend eine kombinierte Rechnung und Tabelle für verschobenen Rentenbeginn PLUS freiwillige Einzahlungen.
Modellannahme für die Rechnung
- Ursprüngliche Monatsrente: 1.500 €
- Rentenbeginn: 1 Jahr verschoben (Zuschlag 6 %, also 1.590 €/Monat)
- Verzichteter Rentenbetrag: 18.000 €
- Zusätzlich freiwillig eingezahlt: 12 × 1.497,30 € (Höchstbeitrag) = 17.967,60 €
- Dafür gibt es ca. 1 Entgeltpunkt (2025 entspricht das rund 75 € mehr Monatsrente)
Rechenweg mit freiwilligen Beiträgen
- Neue Monatsrente: 1.590 € + 75 € = 1.665 €
- Monatlicher Vorteil gegenüber Soforteinstieg: 1.665 € – 1.500 € = 165 €
- Gesamte Investition (Verzicht + Beitrag): 18.000 € + 17.967,60 € = 35.967,60 €
- Amortisationsdauer = 35.967,60 € / 165 € ≈ 218 Monate ≈ 18,2 Jahre
Tabelle: Amortisation mit/ohne freiwillige Beiträge
Modell | Verzicht (€) | Freiwillige Einzahlung (€) | Mehr-Rente mtl. | Gesamtdifferenz (€) | Amortisation (Jahre) |
---|---|---|---|---|---|
Nur Aufschub (1 Jahr) | 18.000 | 0 | 90 | 18.000 | 16,7 |
Aufschub + freiwillig | 18.000 | 17.968 | 165 | 35.968 | 18,2 |
Nur freiwillig | 0 | 17.968 | 75 | 17.968 | 20,0 |
Erläuterung
- Die Amortisationsdauer steigt bei zusätzlicher freiwilliger Einzahlung, weil das Startinvestment höher ist – aber die Monatsrente liegt entsprechend höher.
- Die Rechnung zeigt, dass freiwillige Beiträge eine langfristige „Wette auf Langlebigkeit“ sind und an sich nur für Menschen mit hoher Lebenserwartung attraktiv sein können.
Fazit
Wer den Rentenbeginn verschiebt und freiwillig Höchstbeiträge einzahlt, erhält deutlich mehr Rente, erreicht aber die Amortisationsschwelle erst später als beim bloßen Aufschub.
Praxistipps für die Rentensteigerung
- Nach Erreichen der Regelaltersgrenze lohnt jeder Monat mehr Arbeit mehrfach: Zuschlag und zusätzliche Beitragszahlungen summieren sich.
- Wer weiter arbeitet, sollte dem Arbeitgeber explizit mitteilen, dass Rentenversicherungsbeiträge abgeführt werden.
- Vorsorgeprodukte nach dem Eintritt in den Ruhestand können das Gesamteinkommen nachhaltig erhöhen, sind aber abhängig von Kapital und Lebensdauer.
- Wer den Renteneintritt aufschiebt und in der Zwischenzeit sogar freiwillige Rentenbeiträge leistet, erhöht zwar die Rente, das armortisiert sich aber erst nach langen Jahren, ist somit eine Wette auf eine hohe Lebenserwartung.
Zusammenfassung: Rente noch nach Erreichen der Regelaltersgrenze erhöhen – wie das geht und ob es sich lohnt
Die gesetzliche Rente kann auch nach Erreichen der Regelaltersgrenze durch eine Kombination aus späterem Einstieg, freiwilligen Beiträgen und weiterem Arbeiten gesteigert werden. Lohnenswert ist insbesondere der Rentenzuschlag für jeden späteren Monat, gebündelt mit zusätzlichen Rentenpunkten aus Arbeitsentgelt. Ein Rentenaufschub und freiwillige Beitragszahlungen armortisieren sich jedoch erst recht spät und lohnen nur, wenn man von einem langen Leben ausgeht.