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Winter naht, Heizkosten steigen: Das zahlt das Jobcenter beim Bürgergeld 2025 / 2026

Das Jobcenter übernimmt weiterhin die Heizkosten für Bürgergeld-Empfänger, auch wenn diese im Winter 2025/2026 deutlich steigen – aber nur in „angemessenem Umfang“. Die genaue Höhe orientiert sich an regionalen Richtwerten und an der Heizungsart. Wer überdurchschnittlich hohe Heizkosten hat, muss mit einer Einzelprüfung und ggf. einem Kostensenkungsverfahren rechnen. Einzelheiten in nachfolgendem Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V.!

Heizkosten-Absicherung beim Bürgergeld: Was gilt im Winter 2025/2026?

Jedes Jahr stehen zahlreiche Bürgergeld-Empfänger (Neue Grundsicherung für Arbeitsuchende) vor einer neuen Herausforderung: Mit dem Winter steigen die Heizkosten oft sprunghaft an. Die Angst vor unbezahlbaren Rechnungen ist groß – aber die Sozialgesetzgebung gibt klare Rahmenbedingungen, wie das Jobcenter unterstützt. Im Folgenden erfährst du, was aktuell bei steigenden Heizkosten gilt, wie die Angemessenheit geprüft wird und was im Härtefall zu tun ist.

Aktuelle Rechtslage: Was übernimmt das Jobcenter?

Das Bürgergeld deckt die Kosten für Unterkunft und Heizung grundsätzlich ab. Die Jobcenter zahlen dabei die tatsächlichen Heizkosten zusätzlich zum Regelsatz – allerdings mit der Einschränkung, dass die Kosten „angemessen“ sein müssen. Die Höhe des angemessenen Verbrauchs ist bundesweit nicht einheitlich geregelt, sondern wird von jedem kommunalen Träger in eigenen Richtlinien festgelegt:

  • Maßgebend sind Wohnungsgröße, Heizungsart (Gas, Öl, Fernwärme, Strom etc.) und regionaler Heizspiegel.
  • Die Art der Heizung spielt keine Rolle: Gaskosten, Ölrechnung, Fernwärme und Strom für elektrische Heizungen können gleichermaßen übernommen werden.
  • Zu hohe Heizkosten führen nach einer Einzelfallprüfung zum sogenannten Kostensenkungsverfahren. Das kann bedeuten: sparsameres Heizen, ein Anbieterwechsel oder im Extremfall Umzug.

Die Karenzzeit: Schutz für Neuempfänger

Besonderheit für alle, die erstmals Bürgergeld beantragen: In der sogenannten Karenzzeit (12 Monate ab Antragstellung) prüft das Jobcenter die Höhe der Miete und kalten Betriebskosten nicht auf Angemessenheit. Die Heizkosten jedoch werden von Anfang an geprüft – auch für Neuempfänger gilt hier die Angemessenheitsgrenze, also keine Karenzzeit!

Heizkostenberechnung: Was ist „angemessen“?

Für 2025 orientieren sich die Jobcenter an regionalen Richtwerten bzw. dem Heizkostenspiegel:

  • Für einen Einpersonenhaushalt mit 50 qm Wohnfläche gelten beim Bürgergeld im Jahr 2025 folgende Richtwerte für angemessene Heizkosten (je nach Heizungsart):
  • Gas: ca. 133 € pro Monat
  • Öl: ca. 109 € pro Monat
  • Fernwärme: ca. 102 € pro Monat
  • Wärmepumpe: ca. 125 € pro Monat
  • Holzpellets: ca. 82 € pro Monat

Der tatsächliche Betrag kann je nach energetischem Standard der Wohnung, regionalen Vorgaben und Heizverhalten schwanken. Das Jobcenter prüft immer die Angemessenheit und übernimmt Heizkosten bis zu diesen Grenzwerten. Bei höheren Kosten könnte ein Kostensenkungsverfahren drohen.Die Übernahme kann zurückgefordert werden, wenn sich im Verlauf des Leistungsbezugs herausstellt, dass die Kosten dauerhaft zu hoch waren und der Leistungsempfänger keine Senkung eingeleitet hat.

Wer außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten hohe Heizkosten hat (z.B. energetisch schlechte Wohnung, extreme Preissteigerung), kann abweichende Einzelfallprüfung beantragen. Das Jobcenter muss besondere Lebensumstände berücksichtigen.

Heizstrom und Warmwasser: Sonderfälle erklären

Wenn die Wohnung ausschließlich mit Strom geheizt wird (z. B. Nachtspeicheröfen, Elektroheizung), gelten diese Kosten als Heizkosten und werden übernommen, sofern sie nicht übertrieben hoch sind. Die Kosten für Haushaltsstrom (Licht, Geräte) sind dagegen im Regelsatz enthalten und werden nicht extra gezahlt.

Für Warmwasser, das dezentral per Durchlauferhitzer oder Boiler erzeugt wird, kann ein gesonderter Mehrbedarf beantragt werden. Hier zahlt das Jobcenter Zuschüsse zum Regelsatz.

Nachzahlungen und außergewöhnliche Belastungen

Steigen die Heizkosten im Winter sprunghaft an oder kommt eine hohe Nachforderung ins Haus, kann auch rückwirkend Unterstützung beim Jobcenter beantragt werden. Eine Nachzahlung ist auch dann möglich, wenn zuvor keine Leistungen bezogen wurden – Frist: bis zu drei Monate nach Fälligkeit.

Praxistipps für Bürgergeld-Empfänger

  • Heizkostenabrechnung immer zeitnah beim Jobcenter einreichen.
  • Bei absehbar zu hohen Kosten sofort Kontakt aufnehmen, ggf. Kostensenkungsverfahren starten.
  • Energetische Sanierung lohnt sich: Mit Klimabonus können höhere Mieten bei niedrigen Heizkosten übernommen werden.
  • Bei Stromheizung oder dezentralem Warmwasser Bedarf prüfen und Mehrbedarfszuschuss beantragen.

Fazit: Heizkosten werden abgesichert, aber mit Limits

Das Jobcenter übernimmt im Rahmen der Bürgergeldleistungen auch im Winter weiterhin die Heizkosten, solange sie angemessen bleiben. Wer unverhältnismäßig hohe Energiekosten hat, muss mit einer Prüfung und ggf. einer Aufforderung zur Senkung durch das Jobcenter rechnen. Die individuelle Beratung und rechtzeitige Kommunikation mit dem Jobcenter sind hilfreich, um Versorgungslücken und finanzielle Probleme zu vermeiden.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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