Wie werden Rentenpunkte berechnet?
Das System der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung basiert auf Rentenpunkten (Entgeltpunkten).
Wer ein Jahr lang das Durchschnittsgehalt aller Versicherten verdient, bekommt einen vollen Rentenpunkt gutgeschrieben. Die Anzahl der erworbenen Punkte bestimmt später die Rentenhöhe:
- 1 Entgeltpunkt = aktueller Rentenwert (West/Ost)
- Für das Jahr 2025 beträgt der aktuelle Rentenwert bundesweit 40,79 Euro, ab Juli 2026 soll er gemäß Prognosen auf 42,17 Euro steigen.
Doch entscheidender ist: Der Preis für einen Rentenpunkt, also das durchschnittliche Jahreseinkommen, das für einen Punkt erreicht werden muss, steigt 2026 besonders stark an.
Rekord-Sozialversicherungs-Werte: So teuer wird der Rentenpunkt
2026 bringt die höchste jemals gemessene Steigerung der Sozialversicherungs-Rechengrößen:
- Das “durchschnittliche Jahresentgelt” steigt laut BMAS-Verordnung auf 51.944 Euro.
- Zur Einordnung: 2024 lag dieser Wert noch bei 47.085 Euro, 2025 bei 50.493 Euro.
- Im Vergleich zu 2024 bedeutet das einen Anstieg um 10,32 Prozent.
Das heißt für jedes Jahr mit Durchschnittsverdienst:
- Wer 2026 einen Entgeltpunkt erwerben will, muss 51.944 Euro Brutto verdienen.
- Geringverdiener erhalten für ihre (unveränderten) Löhne künftig weniger Rentenpunkte als in Vorjahren.
Ursachen: Warum steigen die Kosten so stark?
Hintergrund ist die sehr hohe Lohnzuwachsrate von 5,16 Prozent für das Jahr 2024.
Durch die Rentenformel spiegelt sich nicht nur der Lohnanstieg, sondern auch die aktuelle Arbeitsmarktlage und weitere Sozialindikatoren wider. Weil der Durchschnitt viel stärker gestiegen ist als viele individuelle Gehälter, wird es für viele Beschäftigte schwieriger, einen vollen Rentenpunkt zu erreichen.
Auswirkungen auf Arbeitnehmer und Selbstständige
Die Folgen für Beschäftigte:
- Höhere Beiträge für Gutverdiener, aber deutlich erschwerte Möglichkeit, mit gleichem Gehalt Rentenpunkte zu sichern.
- Niedrigere Rentenansprüche für alle, deren Lohn nicht im selben Maße steigt wie der Durchschnitt.
- Für Selbstständige, die freiwillig Beiträge leisten, verteuern sich die vollen Beitragsjahre und die Berechnung des maximalen Rentenpunktzuwachses.
Über ein gesamtes Erwerbsleben können diese Veränderungen zu mehreren Hundert Euro weniger Monatsrente führen – sofern das Einkommen nicht jedes Jahr deutlich mit dem Durchschnittsentgelt steigt.
Beispielrechnung: Rentenpunkt-Kosten 2024–2026
Jahr | Durchschnittsentgelt | Kosten pro Rentenpunkt (18,6%) | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
2024 | 47.085 € | 8.763,81 € | Basiswert |
2025 | 50.493 € | 9.391,70 € | +7,17% |
2026 | 51.944 € | 9.670,58 € | +2,97% |
Wer 2026 nur so viel verdient wie 2025, bekommt weniger Rentenpunkte als im Vorjahr, und somit sinkt die spätere Rentenhöhe trotz gleicher Arbeitsleistung.
Rentenerhöhung 2026: Steigt dennoch die Rente?
Trotz höherer Kosten je Punkt gibt es auch eine moderate Rentenerhöhung:
Zum Juli 2026 ist eine Steigerung um etwa 3,3 bis 3,37 Prozent prognostiziert.
Beispiel: Wer 1.500 Euro Monatsrente erhält, bekommt rund 50 Euro mehr.
Allerdings: Die Rente steigt viel langsamer als die Kosten, um einen Rentenpunkt zu erwerben.
Politische und gesellschaftliche Auswirkungen
Viele Experten sprechen von einem „Rentenpunkt-Schock“:
- Arbeitnehmer brauchen für die gleiche Altersvorsorge jedes Jahr ein höheres Einkommen.
- Wer keine Gehaltserhöhung bekommt, verliert reale Rentenansprüche und damit spätere Kaufkraft.
- Besonders kritisch ist die Entwicklung für Geringverdiener, Teilzeitkräfte und junge Beschäftigte.
Tipps für Versicherte und Vorsorgeinteressierte
- Wer beruflich aufsteigen oder Lohnsteigerungen aushandeln kann, sollte aktiv werden.
- Selbstständige sollten die neuen Mindest- und Höchstwerte genau prüfen.
- Ein regelmäßiges Überprüfen der eigenen Renteninformation und des jährlichen Entgeltpunktzuwachses schützt vor bösen Überraschungen.
- Bei Unklarheiten lohnt sich die Beratung durch einen unabhängigen Rentenexperten.
Fazit
2026 markiert einen historischen Wendepunkt: Noch nie war ein Rentenpunkt so teuer wie im kommenden Jahr. Die Kostensteigerung erhöht die Anforderungen an Erwerbstätige, erschwert das Ansparen von Rentenpunkten und sorgt dafür, dass für die gleiche Arbeit künftig weniger Rente gezahlt wird. Eine frühzeitige Planung und eine realistische Einkommensentwicklung sind essenziell, um die eigene Altersvorsorge zu sichern.