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Kommt die Rente mit 70 wirklich? Wer betroffen wäre – und was sie bringt

Die Rente mit 70 sorgt gegenwärtig in Deutschland für große Debatten in Politik und Gesellschaft. Immer mehr Menschen fragen sich, welche Jahrgänge davon betroffen sein werden und ob ein späterer Renteneintritt die Rente langfristig sichern kann. In diesem Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., erfahren Sie, was hinter den Reformgedanken steckt, wer mit einer späteren Rente rechnen muss und ob dieses Modell wirklich eine Lösung für das Rentensystem ist.

Die Diskussion um die Rente mit 70 ist aktuell wie nie zuvor. Angesichts der steigenden Lebenserwartung und dem demografischen Wandel fordern Wirtschaftsexperten und Politiker eine Anpassung des Rentensystems. Doch welche Jahrgänge sind – sollte die Rente mit 70 in Deutschland kommen – konkret betroffen – und kann die spätere Rente das Finanzierungsproblem wirklich lösen?

Warum wird über die Rente mit 70 diskutiert?

Deutschland altert: Die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) erreichen das Rentenalter, während immer weniger junge Menschen in das System einzahlen. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt – Frauen, die heute 65 Jahre alt werden, leben im Schnitt noch 21 Jahre, Männer weitere 17,5 Jahre. Die Folge: Rentenzahlungen müssen über einen immer längeren Zeitraum finanziert werden. Bereits jetzt stemmen rund drei sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Versorgung eines Rentners. Bis 2035 könnten es sogar nur noch 2,4 Beitragszahler pro Rentner sein.

Überblick: Wer ist von der Rente mit 70 betroffen?

Die Erhöhung des Renteneintrittsalters soll das System stabilisieren. In der aktuellen Politik sind zwei Modelle im Gespräch:

  • Modell 1: Die Regelaltersgrenze steigt nach 2029 jedes Jahr um zwei Monate weiter.
  • Modell 2: Das Renteneintrittsalter wird flexibel an die Entwicklung der Lebenserwartung angepasst, wie es beispielsweise in den Niederlanden praktiziert wird.

Sollte das Eintrittsalter wie derzeit geplant nach 2029 weiter steigen, würde die Rente ab 70 im Jahr 2052 greifen. Das betrifft also alle, die 1982 und später geboren sind – die Millennials und die Generation Z. Wer im Jahr 1982 geboren wurde, erreicht somit 2052 das 70. Lebensjahr und wäre die erste Generation dieser Regelung. Ein früherer oder stärkerer Anstieg, etwa ähnlich wie in Dänemark (dort gilt die Rente mit 70 ab 2040), ist jederzeit politisch möglich.

Übersicht der betroffenen Jahrgänge:

  • Ab 1982 geborene: Sicher betroffen, wenn das Modell einer schrittweisen Erhöhung umgesetzt wird.
  • Geburtsjahrgänge 1965 bis 1981: Diese Jahrgänge müssen womöglich mit einem späteren Eintritt als bisher geplant rechnen, sollten politische Entscheidungen beschleunigt umgesetzt werden.
  • Babyboomer (1946–1964): Nicht betroffen, da sie bis zur Einführung bereits im Ruhestand sind.

Was bedeutet die Rente mit 70 für Versicherte?

Viele Deutsche sorgen sich, dass ein höheres Rentenalter unweigerlich zu einer Rentenkürzung führt – schließlich erreichen immer weniger Menschen gesundheitlich ein Alter, in dem sie bis 70 tatsächlich in Vollzeit arbeiten können. Kritiker argumentieren: Längere Arbeitszeiten bedeuten nicht automatisch bessere Absicherung, vor allem für Menschen mit schweren körperlichen Berufen oder lückenhaften Erwerbsbiografien. Die Rentenlücke und das Risiko von Altersarmut könnten steigen, da viele vorher aus dem Erwerbsleben ausscheiden oder gesundheitliche Probleme bekommen.

Befürworter der Rente mit 70 betonen, dass das System langfristig nur tragfähig bleibt, wenn sich alle auf längere Lebens- und Arbeitszeiten einstellen. Die Lebensarbeitszeit sei fair zu verteilen, und die Verlängerung verschiedenster Erwerbsphasen gäbe Menschen die Möglichkeit, länger einzuzahlen – und so ihre Rentenansprüche zu sichern. Reformvorschläge wie steuerliche Anreize für längeres Arbeiten oder flexible Übergänge gewinnen an Bedeutung, um gesundheitliche Unterschiede abzufedern.

Hilft die Rente mit 70 wirklich?

Ob die Rente mit 70 das Rentensystem wirklich nachhaltig stabilisieren könnte, bleibt umstritten. Einerseits würde ein späterer Rentenbeginn die Finanzierungsbasis stärken: Weniger Rentenjahre pro Kopf, mehr Beitragszahlungen. Andererseits ignorieren starre Altersgrenzen die soziale Realität vieler Arbeitnehmer und bergen das Risiko neuer Ungerechtigkeiten. Die Mehrheit der Deutschen steht längerer Erwerbsarbeit kritisch gegenüber – zumal viele ohnehin schon vorzeitig aus der Erwerbstätigkeit ausscheiden, sei es durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Erschöpfung.

Eine Lösung könnte eine Kombination aus flexiblen Altersgrenzen, starker Förderung betrieblicher und privater Vorsorge sowie gezielter Unterstützung für Menschen mit harten Erwerbsbiografien sein.

Zusammenfassung zur Rente mit 70

Die Diskussion um die Rente mit 70 ist ein Spiegelbild des deutschen Sozialsystems. Realistisch ist: Wer ab 1982 geboren wurde, muss mit einem Renteneintrittsalter von 70 rechnen, sofern sich der politische Trend fortsetzt. Ob das Modell die Rentenfinanzen dauerhaft stabilisiert, hängt maßgeblich von flankierenden Maßnahmen und einem flexiblen, gerechten Rentensystem ab. Klar ist: Wer jung ist, sollte sich nicht erst in fortgeschrittenem Alter über seine Alterssicherung Gedanken machen!

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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