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GEZ-Hammer 2027: Rundfunkbeitrag steigt an – Millionen Rentner betroffen

Ab 2027 steigt der Rundfunkbeitrag in Deutschland deutlich: Von 18,36 € auf 19,51 € monatlich. Besonders für Senioren mit kleiner Rente wird diese Erhöhung spürbar. Auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., erfahren Sie, warum der Beitragsanstieg kommt, welche Folgen er hat und wie sich Betroffene schützen können.

Warum der Rundfunkbeitrag 2027 steigt

Der Rundfunkbeitrag, oft noch als „GEZ-Gebühr“ bezeichnet, wird seit Jahren von allen Haushalten in Deutschland erhoben. Er sichert die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD, ZDF und Deutschlandradio. Ab Januar 2027 erfolgt eine Erhöhung von derzeit 18,36 € auf 19,51 € im Monat. Das entspricht einer Steigerung von 6,3%.

Grund für den Schritt ist das Scheitern der geplanten Rundfunkreform. Die Anstalten hatten gehofft, durch Strukturreformen und Einsparungen langfristig stabile Finanzen zu sichern. Doch da die Reform blockiert wurde und die Rücklagen der Sender weitgehend aufgebraucht sind, kommt jetzt die direkte Belastung der Bürgerinnen und Bürger.

Die Dimension der Mehrbelastung

Die Erhöhung mag auf den ersten Blick gering erscheinen – rund 1,15 € mehr im Monat. Doch auf das Jahr gerechnet ergibt sich eine Zusatzbelastung von 13,80 Euro pro Haushalt. Für 41 Millionen beitragspflichtige Haushalte summiert sich das bundesweit auf fast 570 Millionen Euro jährlich.

Auswirkungen für Rentner

Für Rentner mit kleiner Altersrente sieht die Situation besonders kritisch aus:

  • Bei einer Rente von 1.000 € brutto macht der Rundfunkbeitrag ab 2027 rund 2% der Nettorente aus.
  • Viele Senioren müssen ohnehin steigende Energiekosten, höhere Krankenkassenbeiträge und Mieten stemmen.
  • Wer Grundsicherung im Alter erhält, kann sich zwar befreien lassen, doch nicht alle Anspruchsberechtigten nutzen diese Möglichkeit.

Befreiung vom Rundfunkbeitrag: Wer hat Anspruch?

Um die soziale Härte abzumildern, gibt es Befreiungsregelungen. Diese können insbesondere ältere Menschen in Anspruch nehmen, die über niedrige Einkommen verfügen.

Befreiungsgründe

  • Empfänger von Grundsicherung im Alter nach dem SGB XII
  • Empfänger von Hilfe zur Pflege oder Sozialhilfe
  • Personen im Bürgergeld-Bezug
  • Menschen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 80% (bei bestimmten Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis auch Ermäßigung möglich)

Antragstellung

Der Antrag muss bei der ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice in Köln gestellt werden. Wichtig: Die Befreiung tritt nicht automatisch ein, sondern erfordert einen formfreien Antrag mit Nachweis der Leistungsbescheide.

Politische Debatte um die Erhöhung

Die Erhöhung stößt auf erhebliche Kritik. Mehrere Bundesländer hatten versucht, eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf den Weg zu bringen. Ziel war es, die Strukturen zu verschlanken, Doppelangebote abzubauen und mehr Kostenkontrolle einzuführen.

Doch die Ministerpräsidentenkonferenz konnte sich nicht einigen, weshalb die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) nun die Erhöhung beschlossen hat. Kritiker sprechen vom „GEZ-Hammer“ und bemängeln, dass gerade Menschen mit kleinen Einkommen die Zeche zahlen müssen.

Was Betroffene jetzt tun sollten

Rentner und Geringverdiener sollten prüfen, ob sie ein Recht auf Befreiung haben.

  1. Rentenbescheid prüfen: Wer unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt, hat oft Anspruch auf Grundsicherung im Alter.
  2. Grundsicherung beantragen: Diese übernimmt nicht nur den Bedarf für Wohnen und Lebensunterhalt, sondern gewährt auch die Voraussetzung für eine Befreiung vom Rundfunkbeitrag.
  3. Befreiung beantragen: Sobald die Grundsicherung bewilligt ist, kann direkt beim Beitragsservice die GEZ-Befreiung erfolgen.
  4. Widerspruchsmöglichkeiten kennen: Wird der Antrag abgelehnt, lohnt es sich, rechtlichen Rat einzuholen oder sich an eine Sozialberatungsstelle zu wenden.

Rechenbeispiele: So wirkt sich die Erhöhung aus

Monatliche Rente (Netto)Rundfunkbeitrag bis 2026Rundfunkbeitrag ab 2027Mehrbelastung pro JahrAnteil am Einkommen
800 €18,36 €19,51 €13,80 €2,4%
1.200 €18,36 €19,51 €13,80 €1,6%
1.500 €18,36 €19,51 €13,80 €1,3%
2.000 €18,36 €19,51 €13,80 €0,9%

Stimmen von Experten

  • Sozialverbände warnen, dass die Erhöhung viele Menschen mit niedrigen Altersbezügen zusätzlich belaste. Sie fordern eine automatische Befreiung für alle Grundsicherungsbezieher, ähnlich wie beim Wohngeld.
  • Ökonomen sehen in der Erhöhung ein Signal für das Finanzierungsproblem der öffentlich-rechtlichen Medien. Ohne tiefgreifende Reformen seien weitere Anhebungen in den nächsten Jahren wahrscheinlich.
  • Politiker verschiedener Parteien fordern eine Neuordnung des Rundfunksystems. Diskutiert wird unter anderem eine Haushaltsabgabe nach Einkommen oder eine Absenkung des Auftrags der Öffentlich-Rechtlichen.

FAQ zum Rundfunkbeitrag 2027

Müssen alle Rentner den Beitrag zahlen?

Ja, außer sie beziehen Grundsicherung, Sozialhilfe oder erfüllen andere Befreiungskriterien.

Kann man mit kleiner Rente befreit werden?

Nicht automatisch. Es muss geprüft werden, ob Grundsicherung im Alter oder andere Sozialleistungen bezogen werden.

Gilt die Erhöhung auch für Wohngemeinschaften?

Ja, pro Wohnung fällt nur ein Beitrag an. Wohnen mehrere Personen zusammen, bleibt es bei dem einen Beitrag.

Kann die Erhöhung noch gestoppt werden?

Sehr unwahrscheinlich. Die KEF-Empfehlung ist beschlossen. Nur eine politisch durchgesetzte Rundfunkreform könnte künftige Erhöhungen verhindern.

Bekommen Schwerbehinderte einen Nachlass?

Ja, Personen mit bestimmten Merkzeichen (RF) zahlen keinen Beitrag oder nur den ermäßigten Satz.

Fazit

Der Anstieg des Rundfunkbeitrags 2027 trifft Millionen Haushalte – besonders Senioren mit kleiner Rente. Für viele ist jede zusätzliche Belastung spürbar. Doch wer Anspruch auf Grundsicherung oder Sozialhilfe hat, kann sich befreien lassen. Wichtig ist, rechtzeitig zu handeln und die eigenen Möglichkeiten zu prüfen.

Die Erhöhung zeigt auch: Ohne grundlegende Reformen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk drohen in Zukunft weitere Beitragserhöhungen. Politik und Gesellschaft sind gefordert, eine faire und tragfähige Lösung zu finden – besonders im Interesse der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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