Wie funktioniert das spätere Rentenbeginn-Prinzip?
Die deutsche gesetzliche Rentenversicherung sieht vor, dass die Regelaltersrente ab einem individuell festgelegten Alter beansprucht werden kann – etwa mit 66 oder 67 Jahren, je nach Geburtsjahr. Wer den Rentenbeginn freiwillig hinausschiebt – also noch weiterarbeitet und keine Rente beantragt –, profitiert vom sogenannten Rentenzuschlag: Für jeden Monat, den du über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitest und keine Altersrente beziehst, erhöht sich die spätere monatliche Rente um 0,5 %. Aufs Jahr gerechnet also ein Plus von 6 % – schiebst du den Rentenbeginn um zwei Jahre hinaus, summiert sich der Zuschlag auf 12 %.
Beispiel:
Wer bei regulärer Rente Anspruch auf 1.800 Euro brutto pro Monat hätte, erhält nach zwei Jahren Zuschieben und Weiterarbeiten später rund 2.016 Euro monatlich (plus individuelle zusätzliche Entgeltpunkte durch weitere Beiträge).
Vorteile durch das neue Aktivrentengesetz ab 2026
Mit dem Start der „Aktivrente“ ab 1. Januar 2026 gibt es erstmals einen Steuerbonus für weiterarbeitende Rentnerinnen und Rentner. Bis zu 2.000 Euro monatlich können dann steuerfrei dazuverdient werden, wenn du über die Regelaltersgrenze hinaus in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung weiterarbeitest.
Die wichtigsten Eckpunkte:
- Bis zu 2.000 Euro je Monat Hinzuverdienst steuerfrei möglich.
- Die Beiträge zur Rentenversicherung laufen weiter, erhöhen die spätere Rente noch stärker.
- Die Regelung gilt nur für Berufstätige, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiter arbeiten (nicht für Frührentner oder Selbständige).
- Lohnsteuer und Sozialabgaben entfallen auf das steuerfreie Zusatzeinkommen.
Damit wird die Kombination aus späterem Rentenantrag und „Aktivrente“ steuerlich so attraktiv wie nie: Das Nettoeinkommen kann oft höher ausfallen als beim normalen Renteneintritt.
Warum lohnt sich das Rente-Hinausschieben besonders?
1. Dauerhafter Rentenzuschlag
Mit jedem Monat späterer Rentenantrag steigt die Grundrente dauerhaft – für zwei Jahre sind es bereits 12 %. Die laufend gezahlten Beiträge während des Weiterarbeitens werden aufgerechnet und können die Endsumme nochmals spürbar steigern.
2. Steuerfreier Hinzuverdienst
Dank der Aktivrente werden ab 2026 bis zu 24.000 Euro (jährlich) steuerfrei obendrauf gezahlt – für zwei Jahre also bis zu 48.000 Euro steuerfreier Zusatzverdienst.
3. Keine Kürzungen oder Abgaben auf die Altersrente
Hinzuverdienste werden nicht mehr gekürzt oder auf die gesetzliche Rente angerechnet – ein Plus gegenüber älteren Regelungen.
4. Mehr Flexibilität und höhere Altersvorsorge
Wer länger arbeitet, erhöht nicht nur die eigene Sicherheit, sondern kann sich auch ein besseres finanzielles Polster schaffen.
Für wen lohnt sich das Rentenauszögern?
- Menschen mit guter Gesundheit und Freude an ihrer Arbeit profitieren am meisten: Sie steigern Einkommen und Rentenanspruch.
- Wer im Alter keine zu hohe steuerpflichtige Gesamteinkommen befürchten muss, nimmt den Steuerbonus umfassend mit.
- Besonders attraktiv ist das Modell für Fachkräfte und Angestellte, die gerne weiter im Erwerbsleben stehen wollen.
- Auch Teilzeitmodelle sind möglich: Die neue Regelung lässt mehr Flexibilität zwischen Arbeit, Zusatzverdienst und Rentenanspruch.
Was sollte beachtet werden?
- Die spätere Rente ist ein echtes Lebenszeitplus, zahlt sich aber am meisten bei einer hohen statistischen Lebenserwartung aus. Wer gesundheitliche Einschränkungen hat, sollte abwägen.
- Der genaue Rentenbeginn sollte sorgfältig geplant, individuelle Steuerfallen geprüft und der Rentenbescheid kontrolliert werden.
- Die steuerfreie Aktivrente ist aktuell auf unselbstständig Beschäftigte begrenzt – Selbstständige gehen leer aus.
- Entscheidend ist die Motivation: Wer sich den Alltag mit Kollegen und Aufgaben vorstellen kann, bleibt nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich und gesundheitlich aktiv und profitiert mehrfach.
So gehst du vor: Tipps für die Praxis
- Lass dich rechtzeitig von der Deutschen Rentenversicherung oder Steuerberatern individuell beraten.
- Prüfe die konkrete Höhe deiner zu erwartenden Rente und des steuerfreien Zuverdiensts.
- Beantrage die Rente erst, wenn du wirklich aufhören möchtest – jeder zusätzliche Monat zählt.
- Informiere dich regelmäßig über gesetzliche Änderungen, vor allem zur Befristung der Aktivrente.
Rente um 2 Jahre hinausschieben und weiterarbeiten: Rechenbeispiele & Amortisationsdauer
Wer den Rentenbeginn um zwei Jahre verschiebt und weiterarbeitet, profitiert ab 2026 doppelt: Neben deutlich höheren Rentenzahlungen steigert auch die neue Aktivrente das Gesamteinkommen. Doch wann rechnet sich der Verzicht auf zwei Jahre Rente tatsächlich? Hier findest du konkrete Rechenbeispiele, eine Amortisationstabelle und wichtige Hinweise für die eigene Entscheidung.
Wie funktioniert der Rentenaufschub?
Für jeden Monat, den du nach Erreichen der Regelaltersgrenze auf die Rente verzichtest und weiterarbeitest, steigt die monatliche Rente um 0,5 %. Auf zwei Jahre (24 Monate) ergeben sich 12 % Zuschlag. Hinzu kommt: Während des Rentenaufschubs werden weiter Beiträge eingezahlt, die neue Rentenpunkte bringen und die monatliche Rente zusätzlich erhöhen.
Beispiel: Durchschnittsverdiener verschiebt die Rente um 2 Jahre
Angenommen:
- Regelaltersrente brutto: 1.836 € (nach 45 Beitragsjahren)
- Verzögerung: 2 Jahre (24 Monate)
- Rentenzuschlag: 12% = 220 €
- Zusätzliche Rentenpunkte aus 2 Jahren Vollzeitarbeit: 2 (bei Durchschnittsverdienst)
- Wert Rentenpunkt (2025): etwa 40,79 €/Monat
- Mehr-Rente durch Beiträge: ca. 82 €/Monat (2 × 40,79 €)
- Gesamte Steigerung: 220 € (Zuschlag) + 82 € (Beiträge) = 302 € mehr pro Monat
- Neue monatliche Rente: 2.138 €
Entgangene Auszahlungen: Die Opportunitätskosten
Hättest du sofort die Rente bezogen und nicht weitergearbeitet, fehlen dir die Zahlungen dieser zwei Jahre:
- 1.836 € × 24 = 44.064 €
- (Steuern, Beiträge, Aktivrente-Freibetrag & Nettoeffekte werden zur Vereinfachung ausgeblendet, siehe Hinweise unten)
Monatlicher Vorteil nach Rentenbeginn
Mit 2 Jahren späterem Renteneintritt bekommst du monatlich 302 € mehr Rente.
Amortisationsrechnung: Ab welchem Alter lohnt sich der Verzicht?
Um zu berechnen, ab wann der Verzicht ausgeglichen ist (Break-even), teilt man die entgangene Gesamtrente durch den monatlichen Mehrbetrag:
Amortisationsdauer (Monate) = Entgangene Rentenzahlungen (dividiert durch) Mehr-Rente pro Monat
44.064 dividiert durch 302 = 146 Monate
Das sind etwa 12 Jahre und 2 Monate.
Fazit: Die Rentenverschiebung um 2 Jahre lohnt sich, wenn du nach dem neuen Rentenbeginn mindestens ca. 12 Jahre und 2 Monate lebst – also bis etwa 79 Jahre (bei Rentenbeginn mit 67 und Hinausschieben bis 69). Jeder weitere Lebensmonat bringt einen deutlichen finanziellen Vorteil.
Tabelle: Amortisationsdauer verschiedenen Szenarien
Szenario | Entgangene Auszahlungen | Monatlicher Mehrbetrag | Amortisationszeit |
---|---|---|---|
1 Jahr später (6% Zuschlag) | 21.600 € | 151 € | ca. 12 Jahre / 143 Monate |
2 Jahre später (12% Zuschlag) | 44.064 € | 302 € | ca. 12 Jahre, 2 Monate / 146 Monate |
3 Jahre später (18% Zuschlag) | 66.528 € | 453 € | ca. 12 Jahre, 3 Monate / 147 Monate |
Beispielrechnung basiert auf regulärer Monatsrente von 1.800–1.836 € und jeweils 1 Rentenpunkt/Jahr.
Wichtige Praxishinweise
- Steuer & Aktivrente: Ab 2026 sind bis zu 2.000 € Monatsverdienst steuerfrei, wenn du über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitest – dies verbessert die Bilanz im Rentenaufschub verglichen mit früher deutlich.
- Teilrente/Flexi-Modell: Wer schrittweise aussteigt, kann flexibel kombinieren und Monat für Monat abwägen.
- Gesundheit: Der Rentenverzicht lohnt sich vor allem für Menschen mit einer hohen statistischen Lebenserwartung.
Zusammengefasst
Rente um zwei Jahre hinausschieben und weiter arbeiten – dieses Modell bringt ab 2026 klare Vorteile: Deutlich höhere Monatsrente, steuerfreier Zusatzverdienst durch die Aktivrente und flexible Arbeitsmodelle. Wer gesund ist und Freude am Beruf hat, profitiert mehrfach von der neuen Regelung – finanziell, steuerlich und persönlich.
Doch beachte: Das Hinausschieben der Rente um zwei Jahre rechnet sich finanziell erst, wenn du nach Beginn der höheren Rente ca. 12 Jahre und länger lebst. Die neue Aktivrente ab 2026 erhöht die Vorteile – vor allem für Gesunde und Leistungsbereite. Individuelle Beratung bei der Rentenversicherung bleibt dennoch ratsam!