Die Bundesregierung zieht die CO₂-Preisschraube erneut an. Ab 2026 verteuern sich fossile Brennstoffe spürbar. Besonders Gas- und Ölheizungen sind betroffen. Für viele Rentner bedeutet das eine neue Welle finanzieller Sorgen. Bürger & Geld analysiert, was das konkret heißt – und wie Betroffene reagieren können.
Höherer CO₂-Preis ab 2026: Was sich ändert
Das neue Jahr bringt keine Entlastung, sondern Zusatzkosten. Der CO₂-Preis steigt von bislang 45 Euro auf 55 Euro pro Tonne. Damit endet die Übergangsphase, die von der Bundesregierung zur Stabilisierung der Energiepreise nach der Energiekrise eingeführt wurde.
Wie das Bundesfinanzministerium mitteilte, folgt der Schritt der beschlossenen Erhöhung aus dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG). Ziel sei es, klimaschädliches Heizen unattraktiver zu machen und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen.
Doch während die ökologische Wirkung positiv bewertet wird, fürchten viele Haushalte um die finanzielle Tragfähigkeit ihrer Heizkostenabrechnungen.
Warum Rentner besonders betroffen sind
Rentnerhaushalte gehören überdurchschnittlich oft zu jenen mit Gas- oder Ölheizungen. Laut Statistischem Bundesamt leben etwa 60 % der über 65-Jährigen in Ein- oder Zweifamilienhäusern mit konventionellen Heizsystemen.
Diese Altersgruppe hat zudem kaum noch Spielraum, größere Modernisierungen vorzunehmen. Förderungen für Wärmepumpen oder neue Heizsysteme helfen zwar, doch oft fehlt das nötige Eigenkapital.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) berichtete, dass Rentnerhaushalte unterer Einkommensgruppen bis zu 8 % ihres monatlichen Budgets für Energie aufwenden – doppelt so viel wie jüngere Haushalte. Jede neue CO₂-Erhöhung trifft sie daher besonders hart.
Rechenbeispiel: So stark steigen die Heizkosten
Die CO₂-Kosten werden über den Kauf von Brennstoffen weitergegeben. Bei Gas und Heizöl wird der Preis pro Liter oder Kilowattstunde steigen.
Brennstoff | CO₂-Preis 2025 (45 €/t) | CO₂-Preis 2026 (55 €/t) | Mehrkosten pro Einheit | Ø Mehrkosten pro Jahr (bei 20.000 kWh) |
---|---|---|---|---|
Erdgas | ca. 0,9 ct/kWh | ca. 1,1 ct/kWh | +0,2 ct/kWh | rund 40 € |
Heizöl | ca. 10 ct/Liter | ca. 12 ct/Liter | +2 ct/Liter | rund 120 € |
Diese Zahlen wirken harmlos – doch sie summieren sich auf. Für Rentner mit begrenztem Einkommen, insbesondere im Winter, sind zusätzliche Hundert Euro spürbar.
Was die Regierung plant
Die Bundesregierung betont, dass der soziale Ausgleich weiter gesichert bleibt. Der Klimageld-Ausgleich, ursprünglich für 2024 vorgesehen, soll ab 2026 tatsächlich ausgezahlt werden.
Geplant ist ein Pro-Kopf-Bonus, der unabhängig vom Einkommen gezahlt wird – über die Steuer-ID. Laut aktuellen Berechnungen könnte der Ausgleich bei etwa 100 Euro pro Jahr liegen.
Jedoch steht noch offen, ob und wann das System technisch startklar ist. Verbraucherschützer warnen vor Verzögerungen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen erklärte, „das Klimageld dürfe kein Phantom bleiben“.
Doppelte Belastung durch Inflation und Wohngeld
Hinzu kommt: Viele Rentner spüren bereits die allgemeine Teuerung. Heizkosten, Strom, Lebensmittel – alles stieg deutlich während der letzten Jahre.
Zwar gibt es Entlastungen wie das Wohngeld Plus, das auch Heizkosten berücksichtigt. Doch viele Senioren beantragen es nicht – aus Unwissenheit oder Scham.
Die Deutsche Rentenversicherung weist darauf hin, dass auch Rentner Anspruch auf Heizkostenhilfe oder ergänzendes Bürgergeld haben können, wenn der Bedarf das verfügbare Einkommen übersteigt.
Experten warnen: Sozialer Sprengstoff
Energieexperten warnen vor einer wachsenden Schere zwischen Klimazielen und sozialer Realität. Laut Energieökonomin Prof. Kerstin Andrich von der Universität Leipzig „läuft Deutschland Gefahr, die Akzeptanz der Klimapolitik zu verlieren, wenn Rentner frieren müssen, um zu sparen“.
Bürger & Geld kommentiert: Der ökologische Wandel müsse gerecht gestaltet werden. Klimaziele dürften nicht zur Armutsfalle werden.
Mögliche Entlastungen für Rentner
Es gibt dennoch Wege, um den Kostendruck zu mildern:
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Zuschüsse und Kredite für den Austausch alter Heizsysteme.
- Wohngeld Plus: Seit 2023 deutlich erweitert. Auch Rentner mit kleinen Zusatzrenten sind antragsberechtigt.
- Steuerliche Absetzbarkeit: Handwerkerkosten für Heizwartung und kleinere Modernisierungen lassen sich teilweise absetzen.
- Tauschprogramme der Energieversorger: Regionale Stadtwerke bieten Prämien für den Umstieg auf nachhaltige Heizungsalternativen.
Rentner sollten sich laut Verbraucherzentralen frühzeitig bei Energieberatern informieren, um von Förderungen zu profitieren, bevor die Jahresabrechnung folgt.
Heizverhalten: Kleine Maßnahmen, große Wirkung
Neben Investitionen spielt auch das Verhalten eine Rolle. Studien des Umweltbundesamtes belegen, dass bereits ein Grad weniger Raumtemperatur bis zu 6 % Heizkosten spart.
Auch eine regelmäßige Entlüftung der Heizkörper, das Abdichten von Fenstern und das Ausnutzen von Nachtabsenkungen bringen spürbare Ersparnisse – ganz ohne Komfortverlust.
Stimmen aus der Praxis
Viele Rentner äußern ihre Sorgen offen. „Ich habe schon 2025 weniger geheizt, aber die Rechnung war trotzdem höher“, erklärt Helene M., 74, aus Kassel.
Ähnlich berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen: „Wir verzeichnen einen starken Anstieg der Anfragen älterer Menschen, die nicht wissen, wie sie die nächste Heizperiode bewältigen sollen.“
Solche Stimmen zeigen, dass die Energiewende zwar politisch gewollt, aber sozial noch nicht ausreichend abgefedert ist.
Blick nach vorn: Was ab 2027 droht
Der CO₂-Preis soll nach jetzigem Plan jedes Jahr weiter steigen – auf 65 Euro pro Tonne 2027 und 75 Euro 2028.
Das bedeutet, dass sich der Druck auf Heizkosten fortsetzt. Ohne konsequentes Gegensteuern durch Klimageld und Sozialpolitik könnte das Vertrauen vieler Bürger in die Klimawende leiden.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) betont, dass nur ein gerechter CO₂-Preis mit direkter Rückvergütung breite Akzeptanz findet.
FAQ
Was bedeutet die CO₂-Steuer überhaupt?
Sie belegt den Verbrauch fossiler Brennstoffe mit einem Preisaufschlag, um deren Klimaschädlichkeit zu bepreisen.
Wann tritt die Erhöhung in Kraft?
Zum 1. Januar 2026 steigt der CO₂-Preis auf 55 Euro pro Tonne.
Trägt der Vermieter oder der Mieter die Mehrkosten?
Seit 2023 gilt eine Aufteilung nach energetischem Zustand des Gebäudes. Ältere, schlecht gedämmte Häuser führen zu höherem Vermieteranteil.
Gibt es finanzielle Hilfen für Rentner?
Ja. Über Wohngeld Plus, Heizkostenzuschüsse und künftig das Klimageld kann Unterstützung beantragt werden.
Was kann ich selbst tun, um Heizkosten zu sparen?
Heizung regelmäßig warten lassen, Thermostat anpassen und Stoßlüften statt Dauerlüften.
Fazit: Rentner brauchen mehr Schutz vor Energiearmut
Die CO₂-Preis-Erhöhung 2026 verfolgt ein wichtiges Ziel – den Klimaschutz. Doch sie trifft eine Bevölkerungsgruppe, die kaum noch Spielraum hat, gegenzusteuern.
Damit der ökologische Wandel gelingt, müssen politische Begleitmaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Rentner dürfen nicht die Leidtragenden einer gut gemeinten, aber unsozialen Klimapolitik werden.
Transparente Förderungen, unkomplizierte Anträge und das schnelle Auszahlen des Klimageldes wären ein starkes Signal, dass soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz sich nicht ausschließen.