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Warum immer mehr Rentner arbeiten: So viele Senioren sind schon vor der Aktivrente berufstätig

Immer mehr Seniorinnen und Senioren in Deutschland arbeiten trotz Altersrente weiter – und das oft lange, bevor die geplante Aktivrente 2026 steuerliche Anreize hierfür schafft. Dieser Trend zeigt, dass Erwerbstätigkeit im Rentenalter längst zur gesellschaftlichen Realität geworden ist. In diesem umfassenden Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., werden aktuelle Zahlen, Entwicklungen, Motive und rechtliche Rahmenbedingungen beleuchtet. Außerdem wird klar, warum viele schon jetzt tätig bleiben und was sich mit der Aktivrente ändern soll.

Zahlen und Fakten: Wie viele Rentner arbeiten schon jetzt?

Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2024 etwa 13 Prozent der 65- bis 74-jährigen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland weiterhin erwerbstätig – das entspricht mehr als jedem zehnten Ruheständler. Besonders aktiv sind Männer (16 Prozent), bei Frauen liegt der Anteil mit zehn Prozent niedriger. Im jüngeren Rentenalter, etwa zwischen 65 und 66 Jahren, liegt die Quote sogar bei 18 Prozent, bei 73- bis 74-Jährigen noch bei acht Prozent.

Absolut betrachtet gingen Ende 2023 bereits über 1,46 Millionen Menschen trotz Altersrente einer Beschäftigung nach – Tendenz steigend. Ein Großteil davon arbeitet in Minijobs, also mit einem monatlichen Verdienst von bis zu 520 Euro. Vor allem in der Altersgruppe der 66- bis 68-Jährigen ist die Erwerbstätigkeit neben der Rente besonders verbreitet.

Verteilung der Erwerbstätigkeit: Wer arbeitet wie viel?

Nur ein kleiner Teil der arbeitenden Rentner ist noch in Vollzeit tätig: Rund 39 Prozent der 65- bis 74-Jährigen mit Job üben eine Beschäftigung im Umfang von weniger als zehn Stunden pro Woche aus, 26 Prozent geben zehn bis unter 20 Stunden an, zwölf Prozent arbeiten 20 bis 30 Stunden, und lediglich neun Prozent 30 bis unter 40 Stunden pro Woche. Vollzeitarbeitskräfte über 40 Wochenstunden sind die Ausnahme und typischerweise als Selbstständige aktiv.

Insbesondere Minijobs sind weit verbreitet: Etwa 77 Prozent der erwerbstätigen Rentner mit Hinzuverdienst waren 2022 ausschließlich als Minijobber beschäftigt, während ein kleinerer Anteil einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachging.

AltersgruppeErwerbstätige Rentner (in Tsd.)Anteil MinijobberAnteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
63-65 Jahre240~165~75
66-68 Jahre500ca. 67%ca. 33%
72-80 Jahre354>80%<20%

Gründe für das Arbeiten im Ruhestand

Nicht nur finanzielle Motive bewegen ältere Menschen dazu, im Ruhestand weiter zu arbeiten. Zwar sind niedrige Renten ein wichtiger Faktor – die durchschnittliche Altersrente lag 2022 bei knapp 1.400 Euro pro Monat. Doch Umfragen zeigen, dass viele Rentner*innen auch aus anderen Gründen weiterarbeiten:

  • Freude an der Arbeit und Sinnstiftung
  • Wunsch nach sozialem Austausch und Kontakten
  • Bedürfnis nach einer sinnvollen Beschäftigung im Alltag
  • Erhalt von Wissen und Fachkompetenz für die Gesellschaft
  • Finanzielle Bedürfnisse aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, höherer Mieten und Inflation

Der Gesetzgeber verweist in diesem Zusammenhang regelmäßig auch auf den gesellschaftlichen Mehrwert der aktiven älteren Generation.

Arbeits- und Sozialrecht: Was gilt aktuell?

Rentnerinnen und Rentner dürfen nach Erreichen der Regelaltersgrenze in unbegrenzter Höhe hinzuverdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird. Dabei ist die Form der Beschäftigung entscheidend:

  • Minijobs (bis 520 Euro/Monat) sind sozialabgabenfrei für den Arbeitnehmer, allerdings trotzdem rentenversicherungspflichtig, falls nicht abgewählt.
  • Midi-Jobs bieten Möglichkeiten zu höheren Hinzuverdiensten mit reduzierten Sozialabgaben.
  • Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung: Alle Verdienste oberhalb eines Minijobs sind voll steuer- und sozialversicherungspflichtig.

Der bislang relativ geringe Beitrag der arbeitenden Rentner zur Finanzierung der Sozialkassen erklärt sich aus dem geringen durchschnittlichen Stundenumfang und Verdienst.

Die geplante Aktivrente ab 2026: Was wird sich ändern?

Die Politik hat die Entwicklung erkannt und plant die Einführung der „Aktivrente“: Ab dem 1. Januar 2026 können Beschäftigte im Rentenalter bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen, solange sie weiter arbeiten – allerdings nicht für Selbstständige. Das Gesetzesverfahren läuft derzeit, Bundestagsbeschluss und erforderliche Zustimmung des Bundesrats stehen noch aus. Die Aktivrente soll

  • neue Anreize für die Arbeit im Rentenalter schaffen
  • dem Fachkräftemangel entgegenwirken
  • die gesetzliche Rentenversicherung stabilisieren

Parallel soll das sogenannte „Anschlussverbot“ aufgehoben werden, sodass ein Wiedereinstieg beim alten Arbeitgeber nach der Regelaltersgrenze leichter möglich ist.

Gesellschaftliche Folgen und Ausblick

Der kontinuierliche Anstieg arbeitender Ruheständler ist nicht allein ein Alarmzeichen für Altersarmut, sondern auch Ausdruck eines generationsübergreifenden Sinnwandels: Die Menschen werden älter, gesünder und wollen sowie können oft länger aktiv bleiben. Gleichzeitig wächst aber der Druck auf die Sozialkassen und den Arbeitsmarkt, ausreichend flexible und faire Erwerbsmodelle zu schaffen.

Mit der geplanten Aktivrente könnten Nebentätigkeiten für viele Ruheständler künftig attraktiver werden – doch schon jetzt ist deutlich: Arbeit neben der Rente ist in Deutschland mehr als nur eine Übergangserscheinung.

FAQ: Arbeiten neben der Rente

Wie viele Rentner arbeiten in Deutschland neben der Altersrente?

Aktuell sind etwa 13 Prozent der 65- bis 74-jährigen Rentnerinnen und Rentner erwerbstätig. Das entspricht deutschlandweit mehr als 1,4 Millionen Menschen.

In welchen Branchen arbeiten Rentner besonders häufig?

Viele sind im Handel, in sozialen Dienstleistungen, in Bildung, Handwerk und Verwaltung tätig. Minijobs dominieren, vor allem in Verkauf, Betreuung und Beratung.

Wie hoch ist die durchschnittliche Rente in Deutschland?

Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Monatsrente nach mindestens 35 Versicherungsjahren bei rund 1.400 Euro.

Ändern sich die Regeln mit der Aktivrente ab 2026?

Ja, künftig wird ein steuerfreier Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro pro Monat ermöglicht. Das Gesetzgebungsverfahren steht kurz vor dem Abschluss, Start ist vorgesehen für Januar 2026.

Welche Motive für Arbeit nach der Rente sind am häufigsten?

Neben finanziellen Gründen geben viele Rentner Spaß an der Arbeit, soziale Kontakte und Sinnstiftung als Motivation an.

Welche Risiken gibt es beim Weiterarbeiten nach Renteneintritt?

Steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte sollten beachtet werden, auch die Belastung durch verschiedene Beschäftigungsformen und der Erhalt der eigenen Gesundheit sind wichtige Themen.

Zusammenfassung: wer jetzt schon neben der Rente arbeitet

Längst bevor die Aktivrente verfügbar ist, arbeiten in Deutschland über 1,4 Millionen Menschen neben ihrer Rente – gut jeder achte Rentner zwischen 65 und 74 Jahren bleibt weiter erwerbstätig. Die Motive sind vielschichtig, und wirtschaftlicher Zwang ist nur ein Teil des Bildes. Schon jetzt sorgt diese Entwicklung für politische Debatten und Reformen, die gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen werden das Thema aber auch über 2026 hinaus bestimmen.

Durch diese Entwicklungen bleibt das Arbeiten im Ruhestand eines der wichtigsten sozialpolitischen Themen der kommenden Jahre – und die Aktivrente ist dabei nur der nächste Schritt in einer längst begonnenen gesellschaftlichen Veränderung.

Quelle

tagesschau.de

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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