Was ist das Drei-Säulen-Modell der Grundsicherungsreform?
Das Drei-Säulen-Modell fasst zentrale Leistungen für Armutsbetroffene neu: Statt überlappender, komplexer Sozialtransfers werden Hilfe für Erwachsene, Wohnkosten und das Existenzminimum von Kindern künftig klar getrennt – aber aufeinander abgestimmt.
Die drei Säulen sind:
- Bürgergeld – Grundsicherung für Arbeitsuchende:
Das Bürgergeld / Grundsicherung für Arbeitsuchende bleibt für Erwachsene der zentrale Baustein für den Lebensunterhalt, deckt jedoch künftig ausschließlich den Regelbedarf für Erwachsene ab. Das bedeutet: Kinderbedarfe werden künftig explizit herausgenommen und extra geregelt. - Wohngeld – Wohnkosten für alle Haushaltsmitglieder:
Die Miete für Eltern und Kinder wird künftig gemeinschaftlich im neuen, leistungsstärkeren Wohngeldsystem abgebildet. Statt der bisherigen doppelten Anrechnung in verschiedenen Leistungen erhalten Haushalte eine gemeinsame Pauschale, was das Verfahren deutlich vereinfacht und Doppelförderungen verhindert, www.bundesfinanzministerium.de - Kindergrundsicherung – Absicherung der Kinder:
Der neue Leistungsteil Kind umfasst alle Komponenten, die Kinder zum Lebensunterhalt benötigen – außer den Wohnkosten. Die Kindergrundsicherung gliedert sich in einen bedingungslosen Garantiebetrag für alle Kinder und einen einkommensabhängigen Zusatzbetrag. Der bisherige Kinderzuschlag entfällt – alle Eltern erhalten künftig eine Kindersicherung aus einer Hand.
So funktioniert das neue System – Beispiel & Ablauf
- Erwachsene beantragen das Bürgergeld für ihren eigenen Regelsatz.
- Wohnkosten werden pauschal im Haushalt geprüft und über das neue Wohngeld gewährt. Alle Miet- oder Heizkosten laufen nur noch über einen Träger.
- Für jedes Kind fließt zukünftig die Kindergrundsicherung mit einem festen Garantiebetrag sowie einem Zusatzbetrag abhängig vom elterlichen Einkommen.
- Mit steigendem Gesamteinkommen reduziert sich das Bürgergeld zuerst, danach der Kinderzusatzbetrag. So vermindern sich „Hartz-IV-Fallen“ und Arbeitsanreize werden gestärkt.
Vorteile des Drei-Säulen-Modells
- Transparenz: Jede Leistung ist eindeutig zugeordnet und nachvollziehbar.
- Effizienz: Keine Überschneidungen, einfachere Antragswege, weniger Bürokratie.
- Gerechtigkeit: Kinderbedarfe werden gesondert gesichert, elterliches Einkommen wird gezielt berücksichtigt.
- Arbeitsanreize: Durch klare Strukturen und abgestufte Anrechnung von Einkommen wird Mehrarbeit für Familien wieder spürbar belohnt.
Was passiert mit dem Kinderzuschlag?
Der Kinderzuschlag wird als eigenständige Leistung abgeschafft. Seine Aufgaben werden durch die neue Kindergrundsicherung übernommen und weiterentwickelt. Damit enden wortwörtliche „Leistungslücken“, die viele Familien bislang durch den unübersichtlichen Sozialleistungs-Dschungel führten.
Herausforderungen und Ausblick
Kritisch prüft der Wissenschaftliche Beirat, dass die Schnittstellen zwischen Einkommen, Leistungen und Steuersystem optimal koordiniert werden. Expert:innen warnen, dass die Reform nur dann zum Erfolg wird, wenn Datenschaffung, Digitalisierung und Information an alle Betroffenen gelingen.
Die Bundesregierung könnte Drei-Säulen-Modell 2026 oder 2027 einführen. Gesetzesentwürfe gibt es allerdings noch nicht, die Sozialstaatskommission arbeitet noch….
Fazit
Das Drei-Säulen-Modell für Bürgergeld, Wohngeld und Kindergrundsicherung leitet einen Paradigmenwechsel in der Sozialpolitik ein: Familien, Alleinerziehende und Kinder werden einfacher, gerechter und transparenter unterstützt. Die Trennung nach Bedarfsträgern macht die Sozialhilfe in Deutschland zukunftsfähiger – und legt die Basis für mehr Chancengerechtigkeit.


