Was der Rentenversicherungsbericht leistet
Der Rentenversicherungsbericht analysiert jedes Jahr, wie sich Einnahmen, Ausgaben und Rücklagen der gesetzlichen Rentenversicherung in den kommenden 15 Jahren entwickeln könnten. Dafür rechnet die Bundesregierung mit mehreren Szenarien, in denen wirtschaftliche Entwicklung, Demografie und bereits beschlossene Gesetze – etwa Rentenpaket II und Generationenkapital – berücksichtigt werden.
Wichtig: Die ausgewiesenen Werte sind Modellrechnungen, keine Garantie. Entscheidend für die tatsächliche Rentenhöhe bleiben Lohnentwicklung, Beschäftigungslage und politische Entscheidungen der jeweils aktuellen Regierung.
Ausgangslage: Wo stehen die Renten heute?
Zum 1. Juli 2024 wurde die Rente bundesweit einheitlich um 4,57 Prozent erhöht; der aktuelle Rentenwert stieg von 37,60 Euro auf 39,32 Euro. Seit 2014 sind die Renten im Westen im Schnitt um rund 2,9 Prozent, im Osten um 3,9 Prozent pro Jahr gestiegen – und damit etwas stärker als die Verbraucherpreise von durchschnittlich 2,4 Prozent.
Das Sicherungsniveau vor Steuern – also die Standardrente nach 45 Beitragsjahren im Verhältnis zum Durchschnittslohn – liegt aktuell bei etwa 48 Prozent. Ohne die gesetzliche Haltelinie würde dieses Niveau nach früheren Berechnungen bis 2030 deutlich auf ca. 45 Prozent absinken; politisch ist aber vereinbart, es mindestens bei 48 Prozent zu stabilisieren.
Wie stark steigen die Renten in den nächsten 10 Jahren?
Im Entwurf zum Rentenversicherungsbericht wird von durchschnittlichen Rentenerhöhungen von etwa 2,3 bis 2,8 Prozent pro Jahr bis Mitte der 2030er Jahre ausgegangen. Über gut 10 Jahre ergibt das in Summe ein Rentenplus von grob einem Drittel bis knapp 40 Prozent – in früheren Berichten war von rund 37 bis 43 Prozent Gesamtzuwachs bis 2035 die Rede.
Konkret rechnen Analysen auf Basis des Berichts für die Jahre 2025 bis 2030 mit Jahresanpassungen in einer Bandbreite von etwa 2,5 bis 3,0 Prozent, je nach Szenario. In optimistischen Varianten mit stärkeren Lohnzuwächsen können die Renten zum Ende des Vorausberechnungszeitraums sogar Richtung 2,9 bis 3 Prozent jährlich steigen.
Rentenniveau: Mehr Geld, aber geringerer Abstand zum Lohn
Während die Rentenbeträge steigen, könnte das Rentenniveau ohne Gegenmaßnahmen bis 2030 auf rund 45 Prozent fallen, weil die Löhne im Modell etwas dynamischer wachsen als die Renten. Genau hier setzt die Rentenpolitik der Bundesregierung an, die das Sicherungsniveau mit Rentenpaket II langfristig bei mindestens 48 Prozent festschreiben und mit einem Generationenkapital absichern will.
Für Rentner bedeutet das: Die nominalen Renten werden höher, gleichzeitig wächst der Abstand zu den Durchschnittslöhnen jedoch kaum oder könnte ohne Haltelinie sogar zunehmen. Die reale Kaufkraft hängt maßgeblich davon ab, ob die Inflation langfristig tatsächlich bei etwa zwei bis zweieinhalb Prozent verharrt, wie die Prognosen unterstellen.
Beitragssatz: Wer zahlt die steigenden Renten?
Der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung liegt derzeit bei 18,6 Prozent des Bruttolohns und bleibt laut mittlerer Variante in den Modellrechnungen zunächst bis etwa 2027 stabil. Danach steigt er in den Szenarien deutlich: auf rund 19,8 Prozent im Jahr 2028, etwa 20,0 Prozent bis 2030 und perspektivisch auf über 21 Prozent bis 2038.
Diese Anstiege sollen die Rentenfinanzen trotz demografischem Druck stabil halten, verteilen die Last aber spürbar auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Flankierend dazu ist das Generationenkapital vorgesehen, um aus Kapitalerträgen langfristig einen Teil der Ausgaben zu finanzieren und den Beitragssatzanstieg zu dämpfen.
Was heißt das für heutige und zukünftige Rentner?
Für Bestandsrentner ist positiv, dass ihre Rente nach heutigem Stand auch in den nächsten zehn Jahren jedes Jahr steigen soll und Nullrunden eher die Ausnahme bleiben. Wer bereits im Leistungsbezug ist, kann bei moderater Inflation damit rechnen, seine Kaufkraft zumindest in etwa zu halten, wenn auch nicht üppig zu steigern.
Jüngere Beitragszahler werden höhere Beiträge schultern müssen, ohne dass das Rentenniveau merklich steigt – es wird eher stabilisiert als angehoben. Für die individuelle Altersvorsorge bleibt daher wichtig, zusätzlich zu Riester-, Rürup- oder Betriebsrente und privatem Sparen auf ein breiteres Standbein zu setzen, da die gesetzliche Rente allein ihren Charakter als „Basissicherung“ beibehält.

