Für viele Beschäftigte ist sie die Brücke in die wohlverdiente Rente – die Altersteilzeit. Doch wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um weniger Arbeit, sondern auch um harte Entscheidungen. Denn zwischen Blockmodell und Gleichverteilungsmodell liegen Welten – und welche Variante sich lohnt, hängt vom Typ, vom Betrieb und vom Lebensplan ab.
Der Traum vom sanften Übergang in den Ruhestand
Viele Menschen über 55 sehnen sich nach Entlastung. Der Job zehrt, die Gesundheit spielt nicht immer mit, und der Wunsch nach mehr Freizeit wächst. Die Altersteilzeit verspricht die Lösung: weniger Arbeit, abgesichert durch das Altersteilzeitgesetz (AltTZG), mit einer finanziellen Stütze vom Arbeitgeber.
Doch bevor man vorschnell „Ja“ sagt, steht eine entscheidende Frage im Raum: Blockmodell oder Gleichverteilungsmodell?
Das Blockmodell: Erst schuften – dann frei
Das Blockmodell ist in Deutschland die wohl bekannteste Variante der Altersteilzeit – und auch die emotionalste. Es funktioniert in zwei Phasen:
- Arbeitsphase: In der ersten Hälfte arbeitet man ganz normal weiter – meist in Vollzeit.
- Freistellungsphase: Danach folgt die große Belohnung: völlige Freistellung bei weiterlaufendem Gehalt.
Konkret heißt das: Wer sich etwa auf fünf Jahre Altersteilzeit einigt, arbeitet zweieinhalb Jahre voll, erhält aber nur das halbe Gehalt (aufgestockt durch Arbeitgeber). Danach hat man zweieinhalb Jahre „frei“, bis die Rente startet.
Der Reiz: Man weiß genau, wann Schluss ist. Viele Beschäftigte empfinden diese klare Trennung als motivierend – sie „arbeiten auf die Freiheit hin“. Außerdem fällt die Freistellungsphase oft mit dem Eintritt der Rente zusammen, was einen nahtlosen Übergang ermöglicht.
Aber: Das Blockmodell hat auch Schattenseiten. Wer in der Arbeitsphase erkrankt, riskiert finanzielle Nachteile. Außerdem müssen Arbeitgeber Rückstellungen bilden – das ist nicht in jedem Betrieb erwünscht.
Gleichverteilungsmodell: Halbtags in den Ruhestand
Ganz anders das Gleichverteilungsmodell: Hier wird die Arbeitszeit von Anfang an gleichmäßig reduziert – meist auf 50 Prozent. Arbeitnehmer*innen arbeiten also über die gesamte Altersteilzeit hinweg in Teilzeit und bekommen das entsprechend aufgestockte Gehalt.
Der Vorteil: Die Belastung sinkt sofort. Wer gesundheitlich angeschlagen ist oder mehr Freizeit schätzt, profitiert von einem ausgeglichenen Alltag. Außerdem bleibt die soziale Einbindung im Team bestehen – niemand „verschwindet“ plötzlich nach der Arbeitsphase.
Der Nachteil: Es gibt keine durchgehende Freizeitphase. Wer das Ziel hat, sich vor der Rente eine längere Auszeit zu gönnen, wird hier enttäuscht. Zudem empfinden manche das Gleichverteilungsmodell als „zu lange Streckung“ – man hat das Gefühl, nie ganz fertig zu werden.
Wer bekommt überhaupt Altersteilzeit?
Die Altersteilzeit ist kein gesetzlicher Anspruch, sondern eine Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Sie setzt voraus, dass:
- man das 55. Lebensjahr vollendet hat,
- in den letzten 5 Jahren vor Beginn mindestens 1.080 Kalendertage sozialversicherungspflichtig beschäftigt war,
- und der Arbeitgeber grundsätzlich bereit ist, Altersteilzeit anzubieten.
Viele Tarifverträge – etwa im öffentlichen Dienst oder in Großunternehmen – regeln die Details genau. Wichtig: Ohne freiwillige Zustimmung des Arbeitgebers läuft nichts.
Vorsicht bei der Rentenplanung
Was viele unterschätzen: Die Altersteilzeit wirkt sich auf die spätere Rente aus. Zwar zahlt der Arbeitgeber einen Aufstockungsbetrag zur Rentenversicherung, doch nicht immer gleicht dieser den Verdienstausfall vollständig aus.
Ein Beispiel:
- Wer bisher 4.000 Euro brutto verdient hat und in der Altersteilzeit 2.000 Euro plus Aufstockung bezieht, sammelt weniger Rentenpunkte.
- Langfristig kann das zu einer niedrigeren Altersrente führen – insbesondere, wenn die Altersteilzeit mehrere Jahre dauert.
Darum gilt: Unbedingt vorher mit der Deutschen Rentenversicherung oder einem unabhängigen Rentenberater rechnen lassen, ob sich das Modell langfristig lohnt.
Steuerliche Vorteile – aber auch Fallstricke
Die Aufstockungsbeträge zur Altersteilzeit sind steuerfrei, unterliegen aber dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet: Sie erhöhen den Steuersatz auf andere Einkünfte.
Zudem können Sonderzahlungen, Abfindungen oder Urlaubsabgeltungen steuerlich besonders zu Buche schlagen – gerade im Blockmodell, wenn am Ende viele Leistungen auf einmal fließen. Hier lohnt sich fachkundige Beratung, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Für wen welches Modell passt
Die Entscheidung zwischen Block- und Gleichverteilungsmodell ist letztlich eine Typfrage – und hängt stark von der persönlichen Lebenssituation ab.
Blockmodell passt besser für…
- Menschen, die auf einen klaren Schluss hinarbeiten wollen.
- Beschäftigte mit stabiler Gesundheit.
- Alle, die eine „Mini-Vorruhestandsphase“ vor der Rente planen.
Gleichverteilungsmodell passt besser für…
- Personen, die sofort weniger Stress wünschen.
- Menschen mit familiären Verpflichtungen (z. B. Pflege).
- Beschäftigte, die weiter im Team bleiben möchten.
Arbeitgeber im Dilemma
Für Arbeitgeber ist Altersteilzeit eine Gratwanderung. Einerseits ermöglicht sie den sozialverträglichen Personalabbau und schafft Platz für jüngere Mitarbeitende. Andererseits verursacht sie hohe Kosten, da Gehälter und Rentenbeiträge aufgestockt werden müssen.
Darum bieten zunehmend weniger private Betriebe Altersteilzeit an. Besonders im öffentlichen Dienst und in Großkonzernen (z. B. bei Bahn, Post oder Automobilherstellern) bleibt sie jedoch ein beliebtes Instrument.
Fazit: Gut planen lohnt sich
Altersteilzeit kann der perfekte Weg in den Ruhestand sein – wenn sie gut geplant ist. Wer frühzeitig seine Finanzen, Gesundheit und familiäre Situation prüft, findet das passende Modell.
Das Blockmodell lockt mit einer greifbaren Auszeit, das Gleichverteilungsmodell mit Balance und Sicherheit.
Beide Varianten sind Wege zum selben Ziel: ein entspannter, würdevoller Übergang in den Ruhestand.

