Arm trotz Job: Arbeiten vs Bürgergeld – lohnt sich Arbeiten noch?

Arm trotz Job: Arbeiten vs Bürgergeld - lohnt sich Arbeiten noch?

Die Umstellung von Hartz IV auf das neue Bürgergeld wird in Deutschland kontrovers diskutiert. Die alles entscheidende Frage lautet dabei: Arm trotz Job: Arbeiten vs. Bürgergeld – lohnt sich Arbeiten noch? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Deshalb muss man sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

Wie hoch ist das Bürgergeld?

Auf den ersten Blick ist das Bürgergeld deutlich höher als Hartz IV. Allerdings muss man an dieser Stelle auch berücksichtigen, dass die Inflation in den letzten Monaten angestiegen ist. Auch die Kosten für Energie und Lebensmittel nehmen stark zu. Schlussendlich werden die meisten Bezieher von Hartz IV mit der Umstellung auf das Bürgergeld keine Plus im Portemonnaie haben. Der Regelsatz steigt pro Erwachsener von knapp 449 auf 502 Euro pro Monat an. Kinder erhalten im Durchschnitt um die 40 Euro pro Monat mehr. In Anbetracht der allgemeinen Kostensteigerung dürfte davon niemand profitieren. Der einzige wirkliche Vorteil des Bürgergeldes liegt darin, dass die Grenze für Ersparnisse ansteigt und die Bedarfsprüfung in den ersten zwei Jahren ausfällt. Dadurch haben Bezieher von Bürgergeld die Möglichkeit zwei Jahre lang in Wohnungen und Häuser zu leben, die größer als der Bedarf sein können. Generell muss man aber auch hier genau abwägen. Soziale Wohnungen sind rar und Bezieher von sozialen Leistungen sind bei Suche nach Mietimmobilien oft außen vor.

Studien belegen, dass sich Arbeiten auch weiterhin lohnt

Unabhängig von allen Diskussionen kann niemanden daran gelegen sein dauerhaft arbeitslos zu sein. Gerade junge Menschen werden wohl eher den Weg in eine lohnende Beschäftigung suchen, als dauerhaft Bürgergeld zu beziehen. Ferner belegen zahlreiche Studien, dass die arbeitende Bevölkerung immer noch höhere Nettolöhne bezieht als der Regelsatz des Bürgergeldes. Selbst, wenn man Miet- und Heizkostenzuschüsse berücksichtigt, lohnt sich das Arbeiten noch immer. Das neue Bürgergeld wird auch niemanden dazu bringen, den Job zu kündigen und sich auf die faule Haut zu legen. Hinzu kommt noch, dass ein Job mit regelmäßigem Einkommen auch ein Stück Freiheit bedeutet. Das Bürgergeld wird nur nach genauer Prüfung gewährt. Welcher Bürger legt schon gerne freiwillig seine Finanzen offen?

Alles eine Frage der Betrachtung

Ob sich das Arbeiten auch nach der Einführung des Bürgergeldes noch lohnt, hängt von vielen Kriterien ab. Faktisch gesehen lohnt sich die Arbeit gegenüber dem Bürgergeld noch immer. Es kommt aber auch auf die Sichtweise an. Die CDU ist ein klarer Gegner des Bürgergeldes. Entsprechend wird man in der Opposition also eine ganz andere Meinung vertreten als in der Regierung. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, Carsten Linnemann, sagte erst kürzlich gegenüber Journalisten, dass das Bürgergeld das Nichtarbeiten deutlich attraktiver mache. Er bezog sich darauf, dass die Grenze zwischen der regulären Arbeit und dem Bürgergeld immer weiter verschwimme. Dieser Aspekt ist durchaus berechtigt. Aber kann die Grenze zwischen Arbeit und sozialen Leistungen damit klarer abgesteckt werden? Wäre hier nicht allgemein die Politik in der Verantwortung? Arbeit kann nur dann attraktiv sein, wenn sie sich lohnt. Auch hier sind die Politiker gefordert. Höhere Löhne könnten eher ein Schlüssel zur Abgrenzung sein. Hier sollte man nämlich berücksichtigen, dass auch Teile der arbeitenden Bevölkerung mit Armut zu kämpfen hat

Abschließend kann man sagen, dass man auf die Frage keine allgemeine Antwort geben kann. Es kommt immer auf die Sichtweise an. Es ist kaum vorstellbar, dass Menschen sich freiwillig vom Staat abhängig machen. Hinzu kommt noch, dass infolge der Pandemie zahlreiche Menschen völlig unverschuldet in eine soziale Abhängigkeit gerutscht sind. Es ist daher wichtig, die Fakten zu prüfen und ganz individuell zu entscheiden. Die Kritiker sollten sich die Worte des französischen Schriftstellers Paul Claudel zu Herzen nehmen, der einst treffend schrieb, dass die Wahrheit nichts mit der Zahl der Leute zu tun hat, die von Ihr überzeugt sind.