Für soziales Leben e. V.

gemeinnützig & unabhängig

Stand:

Autor: Experte:

Bürgergeld: Der Okober der Entscheidung! – Regierungsbeschluss zum Reformgesetz im frühen Herbst 2025 erwartet

Der Oktober 2025 markiert einen Wendepunkt für die soziale Grundsicherung in Deutschland. Nach langem politischen Ringen bereitet die neue Bundesregierung aus CDU und SPD unter Kanzler Friedrich Merz und Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) einen weitreichenden Beschluss zur Bürgergeld-Reform vor. Im Fokus stehen schärfere Regeln, strengere Sanktionen und ein grundlegender Systemwechsel – das Bürgergeld wird abgelöst und macht Platz für eine „Neue Grundsicherung“ ab Mitte 2026. Einzelheiten auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V.!

Politischer Hintergrund: Schwarz-Rot am Zug

Mit der Bundestagswahl im Mai 2025 kam es zum Regierungswechsel. Die CDU und SPD bilden seitdem die neue Koalition – die „Ampel“ wurde Geschichte. Seitdem steht die Überarbeitung der Grundsicherung für Arbeitsuchende ganz oben auf der politischen Agenda. Die Union pocht auf mehr Verbindlichkeit, stärkere Sanktionen und eine striktere Anspruchsprüfung, während die SPD versucht, soziale Härten abzufedern und Missbrauch zu verhindern.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erklärte nun im WELT Nachrichtensender am Rande der Kabinettsklausur in der Villa Borsig in Berlin., dass es im Oktober 2025 einen Kabinettsbeschluss zur Bürgergeld Reform und einem entsprechenden Gesetzentwurf “Neue Grundsicherung” geben werde.

Was die Reform konkret vorsieht

Die geplanten Gesetzesänderungen brechen aller Voraussucht nach mit vielen bisherigen Bürgergeld-Prinzipien. Die wichtigsten Punkte der Reform sollen entsprechend den Ankündigungen sein:

  • Bürgergeld wird abgeschafft: Das Bürgergeld verschwindet spätestens ab Juli 2026. An seine Stelle tritt die „Neue Grundsicherung für Arbeitssuchende“. Bestehende Empfänger werden automatisch übernommen, neue Anträge prüfen die Jobcenter unter verschärften Bedingungen.
  • Schärfere Sanktionen: Künftig drohen härtere Kürzungen bei Pflichtverletzungen. Wer Termine, Bewerbungen oder Maßnahmen versäumt, muss mit Abzügen von bis zu 30 Prozent für drei Monate rechnen. Bei wiederholter Arbeitsverweigerung kann die Leistung komplett gestrichen werden. Jobcenter bekommen mehr Spielraum für schnelle Sanktionen.
  • Strenge Nachweispflichten und Ende der Karenzzeiten: Vermögens- und Mietnachweise werden sofort verlangt. Die Karenzzeit für Wohnkosten oder Schonvermögen entfällt komplett.
  • Reduziertes Schonvermögen: Die bisher großzügigen Freibeträge werden gekürzt. Für die erste Person in der Bedarfsgemeinschaft soll künftig eine Obergrenze von 40.000 Euro gelten, für jede weitere Person 15.000 Euro.
  • Regelsatz bleibt unverändert („Nullrunde“): Trotz Inflation wird der Regelsatz für 2026 nicht erhöht. Für Alleinstehende bleibt es bei 563 Euro. Sozialverbände sprechen von einer „verdeckten Kürzung“.
  • Schnellere Integration in den Arbeitsmarkt: Die CDU und SPD setzen auf gezielte Qualifizierungsangebote. Maßnahmen zur Weiterbildung, insbesondere für junge Erwachsene, werden ausgebaut. Ziel: Mehr Menschen schneller in die Erwerbstätigkeit bringen.
  • Namenswechsel: Auch rechtlich und kommunikativ soll mit dem Bürgergeld gebrochen werden. Die umbenannte Leistung („Neue Grundsicherung“) signalisiert eine neue soziale Handschrift.

Konflikte und offene Fragen der Koalition

Trotz der Einigkeit über die Grundrichtung gibt es Streitpunkte zwischen CDU und SPD:

  • Die CDU fordert konsequente Kürzungen bei wiederholter Arbeitsunwilligkeit und stärkere Kontrollen bei Flüchtlingen und EU-Zuwanderern.
  • Die SPD verteidigt das Grundprinzip einer menschenwürdigen Mindestsicherung und will „soziale Härten“ vermeiden, besonders für Familien und Kranke.
  • Sozialverbände und Teile der Zivilgesellschaft warnen vor mehr Armut und Ausgrenzung infolge der Reform.

Die endgültigen Eckpunkte werden im Laufe des Oktobers im Bundestag diskutiert und anschließend zügig beschlossen. Eine Task-Force soll die schnelle Einführung gewährleisten.

Was bedeutet das für Bürgergeld-Empfänger?

Für die rund fünf Millionen Betroffenen bedeuten die geplanten Änderungen vor allem:

  • Mehr Nachweise (z. B. Einkommen, Vermögen, Mietkosten werden sofort geprüft).
  • Härtere Sanktionen bei Pflichtverletzung (bis zu vollkommener Leistungsstreichung).
  • Keine Erhöhung des Regelsatzes trotz steigender Lebenshaltungskosten.
  • Automatische Umstellung auf das neue System ab Juli 2026 – kein neuer Antrag erforderlich, aber neue Anspruchsregeln gelten.
  • Weniger Schonvermögen und Wegfall der Karenzzeit bei Wohnkosten.

Tabelle zu Neue Grundsicherung – die Bürgergeld Reform

Hier ist eine tabellarische Übersicht zu den wichtigsten geplanten Änderungen der Bürgergeld-Reform 2025/2026:

PunktAktueller Stand (Bürgergeld)Geplante Neuerungen (ab Juli 2026)
LeistungsnameBürgergeldNeue Grundsicherung für Arbeitssuchende
Regelsatz (Alleinstehende)Ca. 563 Euro (2025)Keine Erhöhung, „Nullrunde“ (563 Euro)
SchonvermögenCa. 60.000 Euro für EinzelpersonenReduktion auf 40.000 Euro (erste Person), 15.000 Euro für jede weitere Person
SanktionenBegrenzte Kürzungen, meist bis zu 30%Härtere Sanktionen, bis zu 30% Abzug für 3 Monate, vollständige Leistungskürzung bei Wiederholung möglich
Karenzzeit für Schutz von Wohnkosten und VermögenMeist 6 Monate (Karenzzeit)Karenzzeit entfällt komplett, Nachweise sofort nötig
VermögensprüfungLockerer durch KarenzzeitenStrenge und sofortige Prüfung, regelmäßige Nachweise
Förderung und WeiterbildungFörderungen sind Teil des SystemsStärkere Ausrichtung auf Qualifizierungsmaßnahmen, gezielte Weiterbildung
Integration in ArbeitsmarktFokus auf Unterstützung und BeratungSchnellere und verbindlichere Integration, Sanktionen bei Weigerung

Diese obige Tabelle gibt einen kurzen Überblick, wie die Reform das bisherige Bürgergeld ersetzt und verschärfte Regeln einführt. Damit wird das System strikter, der Regelsatz bleibt zunächst unverändert, aber Schonvermögen und Karenzzeiten werden deutlich eingeschränkt.

Mehr dazu hier: Neue Grundsicherung – die Tabelle

Zeitplan der Reform

Die entscheidenden Sitzungen der Bundesregierung finden im Oktober 2025 statt. Ziel der Koalition ist ein Bundestagsbeschluss spätestens bis November, im günstigsten Fall schon bis Ende Oktober Das neue System der Grundsicherung für Arbeitsuchende soll dann ab Juli 2026 starten.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

    Alle Beiträge ansehen Ingo Kosick
  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

    Alle Beiträge ansehen Peter Kosick

Hinweis zur Redaktion und zum Faktencheck
Die Redaktion von Bürger & Geld prüft sämtliche Artikel vor Veröffentlichung sorgfältig nach aktuellen gesetzlichen Grundlagen, offiziellen Statistiken und seriösen Quellen wie Bundesministerien, Sozialverbänden und wissenschaftlichen Studien. Unser Redaktionsteam besteht aus erfahrenen Fachautorinnen für Sozialpolitik, die alle Inhalte regelmäßig überarbeiten und aktualisieren. Jeder Text durchläuft einen strukturierten Faktencheck-Prozess sowie eine redaktionelle Qualitätssicherung, um höchste Genauigkeit und Transparenz zu gewährleisten. Bei allen wesentlichen Aussagen werden Primärquellen direkt im Fließtext verlinkt. Die Unabhängigkeit von Werbung und Drittinteressen sichert neutralen Journalismus – zum Schutz unserer Leserinnen und zur Förderung der öffentlichen Meinungsbildung.


Verantwortlich für die Inhalte auf dieser Seite: Redaktion des Vereins Für soziales Leben e. V. – Ihre Experten rund um Soziale Sicherheit und Altersvorsorge.