Warum dauert die Bearbeitung so lange?
Die Jobcenter haben gesetzlich bis zu sechs Monate Zeit, einen Antrag auf Bürgergeld (Grundsicherung für Arbeitsuchende) zu bearbeiten. Meist dauert es aber „nur“ mehrere Wochen. Entscheidend: Die Frist beginnt erst zu laufen, wenn wirklich alle Unterlagen vollständig vorliegen. Verzögerungen entstehen vor allem dadurch, dass weitere Nachweise angefordert werden – oftmals per Post, was den Prozess zusätzlich in die Länge zieht.
Selbst wenn die Bewilligung sich länger hinzieht, gilt: Anspruch besteht in aller Regel rückwirkend ab dem Monat der Antragstellung. Allerdings hilft das Betroffenen wenig, wenn akute Zahlungsnöte bestehen.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Wartezeit zu überbrücken?
1. Bürgergeld-Vorschuss beantragen (§ 42 SGB I):
Wer unverschuldet auf das Geld wartet und bereits klar hilfebedürftig ist, kann einen Vorschuss beim Jobcenter anfordern. Der Vorschuss ist eine Ermessensleistung und überbrückt die Zeit bis zur endgültigen Bewilligung. Die Auszahlungshöhe ist nicht festgelegt, liegt aber meist deutlich unter der eigentlichen Regelleistung. Nach erfolgreicher Bewilligung wird der Vorschuss mit den rückwirkend gezahlten Bürgergeld-Leistungen verrechnet.
2. Unterstützung durch Sozialkaufhäuser, Tafeln oder Beratungsstellen:
Viele Städte bieten Notfallversorgung mit Lebensmitteln, Gutscheinen oder Sachleistungen über soziale Hilfen, Kirchen und unabhängige Beratungsstellen. Ein Beratungsgespräch ist häufig kostenlos und hilft, auf regionale Angebote aufmerksam zu machen.
3. Notfallkredite oder Darlehen:
In besonderen Härtefällen können beim Jobcenter auch zinslose Darlehen beantragt werden. Das betrifft zum Beispiel Situationen, in denen Wohnungslosigkeit oder Energiesperren drohen. Diese Gelder sind allerdings zweckgebunden und müssen zurückgezahlt werden.
Praxis-Tipp: So wird ein Vorschuss beantragt
- Schriftlich einen formlosen Antrag beim Jobcenter einreichen („Hiermit beantrage ich einen Vorschuss nach § 42 Abs. 1 SGB I aufgrund akuter Mittellosigkeit und laufender Bearbeitung meines Bürgergeld-Antrags.“).
- Nachweise zur Notlage (Kontoauszüge, Zahlungsrückstände, Drohungen zur Stromsperre/Mietkündigung) beifügen.
- Wichtig: Persönlich vorsprechen oder nachhaken, falls trotz Antrag keine Reaktion erfolgt.
Was tun, wenn auch der Vorschuss verweigert wird?
Lehnt das Jobcenter einen Vorschuss ab oder verzögert sich die Bearbeitung weiterhin, kann man sich an eine Sozialberatungsstelle wenden. In letzter Konsequenz hilft eine „Untätigkeitsklage“ vor dem Sozialgericht weiter, insbesondere wenn die Bearbeitungsfristen überschritten sind – eine juristische Beratung (z. B. durch den Sozialverband Deutschland oder Erwerbslosenberatungen) ist sehr empfehlenswert.
Tabelle: Wege zur Überbrückung bei ausstehendem Bürgergeld
Maßnahme | Voraussetzungen | Erfolgschance/Besonderheiten |
---|---|---|
Vorschuss beim Jobcenter | Antrag gestellt, Notlage, Bearbeitung dauert übermäßig lange | Meist zeitlich und betragsmäßig begrenzt, schriftlich beantragen |
Unterstützung Sozialdienste | Akute Hilfsbedürftigkeit | Sachleistungen, Lebensmittel, Gutscheine – regional sehr verschieden |
Darlehen Jobcenter | Drohende Wohnungslosigkeit, Energiesperre | Zweckgebunden, rückzahlbar |
Untätigkeitsklage (Sozialgericht) | Antrag > 6 Monate unbearbeitet | Nur für längere Verzögerungen geeignet, juristische Beratung ratsam |
Privat geliehenes Geld/ kleine Nebenjobs | Persönliche Kontakte/ kurzfristige Mini-Jobs | Risiko beachten, Nebeneinkommen angeben und verrechnen lassen! |
FAQ: Bürgergeld-Antrag zieht sich – was tun?
Wie lange dauert die Bearbeitung im Jobcenter wirklich?
Oft mehrere Wochen, maximal aber sechs Monate. Verzögert sich die Zahlung über diesen Zeitraum hinaus, kann man rechtlich gegen das Jobcenter vorgehen.
Geht die Leistung rückwirkend verloren, wenn die Bearbeitung lange dauert?
Nein. Bürgergeld wird immer rückwirkend ab dem Antragsmonat gezahlt – allerdings hilft das nicht, wenn man im Moment mittellos ist.
Kann wirklich jeder einen Vorschuss bekommen?
Voraussetzung ist ein bereits laufender Antrag, eine akute Notlage sowie ein formloser Antrag auf Vorschuss. Die Bewilligung liegt im Ermessen des Jobcenters.
Wie viel kann ich als Vorschuss bekommen?
Die Höhe ist nicht festgelegt, liegt aber meist unterhalb des Regelsatzes und wird bei späterer Bewilligung mit der insgesamt zustehenden Bürgergeld-Leistung verrechnet.
Gibt es Alternativen zum Vorschuss bei kompletter Mittellosigkeit?
Neben den schon erwähnten Sozialleistungen helfen oft Beratungsstellen, die über kurzfristige regionale Hilfen wie Tafel oder Kirchenprojekte informieren können.
Zusammenfassung
Gerade in akuten Notlagen nach Antragstellung ist entschlossenes Handeln entscheidend. Ein frühzeitiger Antrag auf Vorschuss und der Gang zu Sozialberatungsstellen können helfen, die Zeit bis zur Auszahlung des Bürgergeldes zu überstehen und existenzielle Not zu verhindern. Wer proaktiv auf das Jobcenter zugeht und alle Möglichkeiten nutzt, bleibt handlungsfähig – auch wenn die Mühlen der Sozialverwaltung manchmal langsam mahlen.