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Wohnkosten explodieren beim Bürgergeld: Steuerzahler trotz sinkender Empfängerzahlen stärker belastet!

Die Kosten für Miete und Heizung im Rahmen des Bürgergeldes steigen weiter rasant an, obwohl die Zahl der Bezieher von Grundsicherung für Arbeitsuchende rückläufig ist. Dies sorgt für zunehmenden Druck auf Steuerzahler und wirft Fragen zur Effizienz der Sozialleistungen auf, besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und steigender Lebenshaltungskosten. Welche Faktoren treiben die Mieten in die Höhe, und welche Maßnahmen könnten Abhilfe schaffen? Unser Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., zeigt die Hintergründe und analysiert die Auswirkungen auf Steuerzahler und Gesellschaft.

Entwicklung der Bürgergeld Zahlen

Zwischen August 2014 und August 2024 ist die Zahl der Haushalte, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) erhalten, kontinuierlich gesunken. Laut Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) ging die Zahl der Bedarfsgemeinschaften von 3,3 Millionen im August 2014 auf 2,9 Millionen im August 2024 zurück. Im Mai 2022 wurde sogar ein Zehn-Jahres-Tief von 2,6 Millionen erreicht. Diese Entwicklung sollte eigentlich zu einer Entlastung des Staatshaushalts führen – doch das Gegenteil ist der Fall.

Kosten explodieren trotz sinkender Zahlen der Leistungsbezieher

Trotz der rückläufigen Zahl der Bedarfsgemeinschaften steigen die staatlichen Ausgaben für Unterkunft und Heizung stetig an. Der Bund, der sich mit 60 bis 70 Prozent an den Kosten der Unterkunft (KdU) beteiligt, verzeichnet einen dramatischen Anstieg der Ausgaben:

  • 2014: 3,6 Milliarden Euro
  • 2015-2016: über 5 Milliarden Euro
  • 2017-2019: über 6 Milliarden Euro
  • 2020: 12,4 Milliarden Euro (Corona-bedingt)
  • Seit 2022: über 10 Milliarden Euro jährlich
  • 2024: 11,1 Milliarden Euro

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Kosten für Bürgergeld-Wohnungen trotz sinkender Empfängerzahlen massiv ansteigen.

Warum der Kostenanstieg?

Der Hauptgrund für die steigenden Kosten im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende liegt in den explodierenden Mietpreisen, insbesondere in Ballungsräumen. In Berlin beispielsweise stiegen die Mietpreise zwischen 2014 und 2024 um 94 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt sich in den Mietobergrenzen wider, die das Jobcenter für Bürgergeld-Empfänger festlegt.

Am Beispiel München wird deutlich, wie hoch die Mietobergrenzen mittlerweile sind:

  • 1 Person: 849,00 Euro
  • 2 Personen: 1.092,00 Euro
  • 3 Personen: 1.286,00 Euro
  • 4 Personen: 1.569,00 Euro
  • 5 Personen: 1.939,00 Euro

Diese Obergrenzen verdeutlichen, welche enormen Summen der Staat für die Unterkunft von Bürgergeld-Empfängern aufbringen muss.

Problem durch Mangel an Sozialwohnungen verschärft

Ein wesentlicher Faktor, der die Situation zusätzlich verschärft, ist der Mangel an Sozialwohnungen. Harald Wulf von der IG Bau Oberbayern betont: “Noch besser sind aber Sozialwohnungen. Sie machen den Staat unabhängig von jeder Miet-Preistreiberei auf dem Wohnungsmarkt.” Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist in den letzten Jahren drastisch gesunken. Während es 2006 noch zwei Millionen Sozialwohnungen gab, waren es Ende 2023 nur noch etwa eine Million. Die Ampel-Koalition hat zwar das Ziel ausgegeben, jährlich 100.000 Sozialwohnungen zu bauen, konnte 2023 aber nur knapp 50.000 realisieren.

Druck auf Staatshaushalt und Steuerzahler

Die steigenden Kosten für Bürgergeld-Wohnungen belasten nicht nur den Bundeshaushalt, sondern auch die kommunalen Haushalte. Zusätzlich zu den direkten Kosten für Unterkunft und Heizung kommen noch Ausgaben für Wohngeld und die Grundsicherung im Alter hinzu.

Das Pestel-Institut prognostiziert, dass die Gesamtkosten für Unterkunft und Heizung im Rahmen des Bürgergeldes im Jahr 2023 die Marke von 20 Milliarden Euro überschreiten werden. Dies entspricht einer monatlichen Belastung von 1,69 Milliarden Euro allein für Wohnkosten – eine enorme Summe, die letztendlich von den Steuerzahlern getragen wird.

Was getan werden muss – Statement unseres Experten

Um die steigenden Kosten für Bürgergeld-Wohnungen einzudämmen, sind verschiedene Ansätze denkbar:

  1. Verstärkter Bau von Sozialwohnungen
  2. Effektivere Mietpreisbremsen in Ballungsräumen
  3. Förderung des sozialen Wohnungsbaus durch steuerliche Anreize
  4. Verbesserung der Arbeitsvermittlung, um die Zahl der Bürgergeld-Empfänger weiter zu reduzieren

Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf diese Herausforderung reagieren wird. Fest steht, dass ohne entschiedenes Handeln die Kosten für Bürgergeld-Wohnungen weiter steigen und somit eine immer größere Belastung für den Staatshaushalt und die Steuerzahler darstellen werden.

Ingo Kosick, Für soziales Leben e.V.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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