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Es geht auch anders bei Bürgergeld, Wohngeld und Kindergrundsicherung: das Drei-Säulen-Modell der Sozialhilfe

Die Bundesregierung plant eine umfassende Reform der sozialen Sicherung für Familien. Sie hat eine Sozialstaatskommission eingesetzt. Der Wissenschaftliche Beirats beim Bundesfinanzministerium schlägt ein Drei-Säulen-Modell vor. Es soll die Sozialleistungen für Erwachsene, Wohnbedarfe und Kinder von Grund auf neu strukturieren. Der folgendeArtikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., erklärt Hintergründe, Details und Vorteile des neuen Modells und beleuchtet die Zukunft von Bürgergeld, Wohngeld und Kindergrundsicherung - möglicherweise ab 2026.

Was ist das Drei-Säulen-Modell der Grundsicherungsreform?

Das Drei-Säulen-Modell fasst zentrale Leistungen für Armutsbetroffene neu: Statt überlappender, komplexer Sozialtransfers werden Hilfe für Erwachsene, Wohnkosten und das Existenzminimum von Kindern künftig klar getrennt – aber aufeinander abgestimmt.

Die drei Säulen sind:

  1. Bürgergeld – Grundsicherung für Arbeitsuchende:
    Das Bürgergeld / Grundsicherung für Arbeitsuchende bleibt für Erwachsene der zentrale Baustein für den Lebensunterhalt, deckt jedoch künftig ausschließlich den Regelbedarf für Erwachsene ab. Das bedeutet: Kinderbedarfe werden künftig explizit herausgenommen und extra geregelt.
  2. Wohngeld – Wohnkosten für alle Haushaltsmitglieder:
    Die Miete für Eltern und Kinder wird künftig gemeinschaftlich im neuen, leistungsstärkeren Wohngeldsystem abgebildet. Statt der bisherigen doppelten Anrechnung in verschiedenen Leistungen erhalten Haushalte eine gemeinsame Pauschale, was das Verfahren deutlich vereinfacht und Doppelförderungen verhindert, www.bundesfinanzministerium.de
  3. Kindergrundsicherung – Absicherung der Kinder:
    Der neue Leistungsteil Kind umfasst alle Komponenten, die Kinder zum Lebensunterhalt benötigen – außer den Wohnkosten. Die Kindergrundsicherung gliedert sich in einen bedingungslosen Garantiebetrag für alle Kinder und einen einkommensabhängigen Zusatzbetrag. Der bisherige Kinderzuschlag entfällt – alle Eltern erhalten künftig eine Kindersicherung aus einer Hand.

So funktioniert das neue System – Beispiel & Ablauf

  • Erwachsene beantragen das Bürgergeld für ihren eigenen Regelsatz.
  • Wohnkosten werden pauschal im Haushalt geprüft und über das neue Wohngeld gewährt. Alle Miet- oder Heizkosten laufen nur noch über einen Träger.
  • Für jedes Kind fließt zukünftig die Kindergrundsicherung mit einem festen Garantiebetrag sowie einem Zusatzbetrag abhängig vom elterlichen Einkommen.
  • Mit steigendem Gesamteinkommen reduziert sich das Bürgergeld zuerst, danach der Kinderzusatzbetrag. So vermindern sich „Hartz-IV-Fallen“ und Arbeitsanreize werden gestärkt.

Vorteile des Drei-Säulen-Modells

  • Transparenz: Jede Leistung ist eindeutig zugeordnet und nachvollziehbar.
  • Effizienz: Keine Überschneidungen, einfachere Antragswege, weniger Bürokratie.
  • Gerechtigkeit: Kinderbedarfe werden gesondert gesichert, elterliches Einkommen wird gezielt berücksichtigt.
  • Arbeitsanreize: Durch klare Strukturen und abgestufte Anrechnung von Einkommen wird Mehrarbeit für Familien wieder spürbar belohnt.

Was passiert mit dem Kinderzuschlag?

Der Kinderzuschlag wird als eigenständige Leistung abgeschafft. Seine Aufgaben werden durch die neue Kindergrundsicherung übernommen und weiterentwickelt. Damit enden wortwörtliche „Leistungslücken“, die viele Familien bislang durch den unübersichtlichen Sozialleistungs-Dschungel führten.

Herausforderungen und Ausblick

Kritisch prüft der Wissenschaftliche Beirat, dass die Schnittstellen zwischen Einkommen, Leistungen und Steuersystem optimal koordiniert werden. Expert:innen warnen, dass die Reform nur dann zum Erfolg wird, wenn Datenschaffung, Digitalisierung und Information an alle Betroffenen gelingen.

Die Bundesregierung könnte Drei-Säulen-Modell 2026 oder 2027 einführen. Gesetzesentwürfe gibt es allerdings noch nicht, die Sozialstaatskommission arbeitet noch….

Fazit

Das Drei-Säulen-Modell für Bürgergeld, Wohngeld und Kindergrundsicherung leitet einen Paradigmenwechsel in der Sozialpolitik ein: Familien, Alleinerziehende und Kinder werden einfacher, gerechter und transparenter unterstützt. Die Trennung nach Bedarfsträgern macht die Sozialhilfe in Deutschland zukunftsfähiger – und legt die Basis für mehr Chancengerechtigkeit.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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