Mehr Pflegegeld: Was tun, wenn der Pflegebescheid enttäuscht?

Viele Menschen sind enttäuscht, wenn der Pflegebescheid einen zu niedrigen Pflegegrad festlegt und das Pflegegeld nicht ausreicht. Doch gegen diese Entscheidung kann man sich wehren – und mit dem richtigen Vorgehen oft mehr Unterstützung erhalten.

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Es ist ein Moment, den viele Angehörige von Pflegebedürftigen kennen: Der langersehnte Brief der Pflegekasse liegt im Briefkasten. Nach Wochen der Unsicherheit, nach dem Besuch des Gutachters und dem Ausfüllen unzähliger Formulare endlich eine Entscheidung. Doch beim Öffnen des Bescheids macht sich Ernüchterung breit. Der zuerkannte Pflegegrad scheint nicht annähernd dem tatsächlichen Pflegeaufwand zu entsprechen. Die Hoffnung auf mehr Pflegegeld wird enttäuscht.

Nun die Frage: was tun, wenn der Pflegebescheid nicht gerecht erscheint? Wie lässt sich gegen eine zu niedrige Pflegegrad-Einstufung vorgehen, um das Pflegegeld zu bekommen, das wirklich benötigt wird? Dies beantworten wir in folgendem Beitrag auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V.!

Die Situation: Pflegealltag und Enttäuschung

Tag für Tag wird geholfen: beim Waschen, Anziehen, Essen, bei Arztbesuchen und mehr. Die Betreuung ist kräftezehrend, oft rund um die Uhr. Der Pflegegrad, den die Pflegekasse nach der Begutachtung festgelegt hat, deckt die tatsächlichen Bedürfnisse aber nicht ab. Die Enttäuschung ist groß, manchmal mischt sich sogar Wut dazu – denn die geleistete Arbeit verdient mehr Anerkennung und Unterstützung.

Pflegegeld 2025: Die aktuellen Beträge

Ab Januar 2025 gelten neue Pflegegeld-Sätze:

PflegegradPflegegeld 2025 (monatlich)
2347 Euro
3599 Euro
4800 Euro
5990 Euro

Diese Beträge helfen, die Pflege zu Hause zu finanzieren. Doch sie reichen nur, wenn der Pflegegrad korrekt festgestellt wurde.

Der Weg zum höheren Pflegegrad: Schritt für Schritt

1. Den Pflegebescheid genau prüfen

Der erste Schritt ist, den Bescheid und das Gutachten des Medizinischen Dienstes (MDK) sorgfältig zu lesen. Welche Einschränkungen wurden anerkannt, welche nicht? Oft werden bestimmte Hilfebedarfe übersehen oder falsch eingeschätzt.

2. Widerspruch einlegen – schnell handeln

Gegen den Bescheid kann innerhalb eines Monats schriftlich Widerspruch eingelegt werden. Es genügt ein kurzer Satz, um die Frist zu wahren. Die ausführliche Begründung kann nachgereicht werden. Wichtig: Den Widerspruch am besten per Einschreiben versenden.

3. Begründung mit Nachweisen untermauern

Jetzt heißt es, Beweise sammeln: Ein Pflegetagebuch, ärztliche Atteste und eine genaue Beschreibung des Pflegealltags helfen dabei, den tatsächlichen Bedarf zu belegen. Je konkreter die Schilderungen, desto besser.

4. Unterstützung suchen

Pflegeberatungsstellen, Sozialverbände oder auch der Hausarzt können bei der Formulierung der Begründung helfen. Oft kennen sie die typischen Fehler in Gutachten und wissen, worauf es ankommt.

5. Erneute Begutachtung

Nach dem Widerspruch wird häufig eine erneute Begutachtung angesetzt. Hier ist es wichtig, alle Einschränkungen offen und ehrlich zu schildern – auch wenn das schwerfällt. Wenn eine Vertrauensperson bei der Begutachtung dabei ist, kann dies der pflegebedürftigen Person helfen, Hemmschwellen zu überwinden.

6. Weitere Schritte bei Ablehnung

Wird der Widerspruch abgelehnt, bleibt die Möglichkeit, Klage beim Sozialgericht einzureichen. Das ist kostenfrei und kann mit Unterstützung von Verbänden erfolgen. Alternativ kann nach sechs Monaten ein neuer Antrag gestellt werden.

Tipps für den erfolgreichen Widerspruch

  • Fristen einhalten: Der Widerspruch muss innerhalb eines Monats erfolgen.
  • Gutachten anfordern und prüfen: Fehler oder Lücken finden und dokumentieren.
  • Pflegetagebuch führen: Der Alltag bietet die besten Argumente.
  • Fachliche Hilfe nutzen: Beratungsstellen und Sozialverbände kennen sich aus.
  • Nicht entmutigen lassen: Viele Widersprüche sind erfolgreich!

Zusammenfassung: Für mehr Pflegegeld lohnt sich der Einsatz

Der Weg zu mehr Pflegegeld kann steinig sein, doch er lohnt sich. Wer den Pflegebescheid nicht einfach hinnimmt, sondern aktiv wird, hat gute Chancen auf eine gerechtere Einstufung und höhere Unterstützung. Mit Ausdauer, guter Vorbereitung und fachlicher Hilfe lässt sich oft mehr erreichen, als zunächst gedacht.

Wer sich informiert, Fristen wahrt und Unterstützung sucht, kann für sich und seine Angehörigen das Pflegegeld sichern, das wirklich gebraucht wird.

Redakteure

  • dt e1691505015533

    Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich  abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.

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    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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