Deutschland gilt als eines der Länder mit der größten sozialen Absicherung und einem breit ausgebauten Rentensystem. Doch bei der Verteilung des Vermögens zeigen sich gravierende Unterschiede, insbesondere zwischen den Generationen. Die ältere Bevölkerung – vor allem Rentner und Pensionäre – verfügt über einen erheblich größeren Anteil am Gesamtvermögen. Woran liegt das, und was sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft und jüngere Altersgruppen?
Vermögensverteilung nach Alter: Die Fakten
Aktuelle Erhebungen der Deutschen Bundesbank und unabhängiger Wirtschaftsinstitute bestätigen: Das meiste Nettovermögen in Deutschland liegt bei den über 55-Jährigen. Besonders deutlich ist dies bei den Haushalten mit Personen zwischen 55 und 64 Jahren, die im Median auf etwa 241,100 bis 250,000€ kommen. Die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen besitzt im Durchschnitt rund 200,000€, 75-Jährige und Ältere noch knapp unter 150,000€.
Ein noch deutlicheres Bild ergibt sich beim Blick auf Pensionäre: Sie verfügen 2023 mit durchschnittlich 310,000€ über das höchste Median-Nettovermögen, gefolgt von Berufen mit berufsständischer Versorgung (wie Ärzte und Juristen). Gesetzlich Rentenversicherte liegen mit etwa 69,300€ deutlich darunter, aber immer noch über dem Median der noch Erwerbstätigen. Das Vermögen wächst also mit dem Alter – und wird nach Eintritt in die Rente nur langsam wieder aufgezehrt.
Warum besitzen Rentner das meiste Vermögen?
Die Gründe sind vielschichtig und betreffen vor allem drei Faktoren:
- Lebenszyklus-Effekt: Während der aktiven Erwerbsphase wird Vermögen aufgebaut, vor allem durch Immobilienkauf und Ersparnisse. Nach dem Renteneintritt bleibt das Vermögen meist erhalten, da große Anschaffungen bereits bestritten sind und die Verschuldungsquote im Alter sinkt.
- Immobilienbesitz: Der Hauptanteil des Vermögens liegt bei den meisten Senioren in Immobilien. Zwei Drittel des Vermögens älterer Haushalte bestehen aus Immobilienwerten.
- Geringere Verschuldung: Im Vergleich zu jüngeren Generationen sind Rentner weniger verschuldet. Bei Pensionären lag der Anteil ohne Vermögen 2023 bei nur 4.3%, bei Rentnern rund 15%, bei Erwerbstätigen fast 20%. Sie haben Kredite, etwa für Hausbau, überwiegend abbezahlt.
Zudem besteht ein gewisser „statistischer Effekt“: Wer Vermögen aufbauen konnte, hat im Alter oft Zugang zu weiteren Einkommensquellen wie Lebensversicherungen oder berufsständische Renten.
Auswirkungen der Vermögenskonzentration auf Gesellschaft und Generationen
Die Konzentration des Vermögens bei älteren Menschen führt dazu, dass junge Haushalte oft vergleichsweise geringe Rücklagen haben. Unter 35-Jährige gelangen mit einem Vermögen von bereits 17,300€ zum Median dieser Altersgruppe – ein Bruchteil dessen, was Rentner besitzen. Wer jung ist und keine Immobilie hat, findet sich tendenziell „arm“ im deutschen Kontext wieder.
Dieses Vermögensungleichgewicht hat spürbare Folgen:
- Jüngere Generationen haben es schwerer, Eigentum zu erwerben und Vermögen aufzubauen.
- Die soziale Schere klafft weiter auseinander, da Vermögen häufig vererbt wird.
- Rentenreformen und veränderte Erwerbsbiografien könnten künftig die Ungleichheit steigern und bergen Risiken für Altersarmut.
Eine Entspannung zeigt sich nur, wenn Rentenansprüche und Pensionsanwartschaften als Teil des Vermögens mit einbezogen werden: Dann wird die Ungleichverteilung etwas gedämpft, bleibt aber hoch.
Fazit
Das Vermögen in Deutschland konzentriert sich auf die ältere Generation. Rentner und Pensionäre profitieren vom Lebenszyklus-Effekt, Immobilienbesitz und einer deutlich geringeren Verschuldung. Junge Menschen und Erwerbstätige stehen dagegen vor Herausforderungen beim Vermögensaufbau. Für die Gesellschaft gilt es, diesen Trend genau zu beobachten und politisch zu begleiten – zumal mit Rentenreformen und Veränderungen in der Arbeitswelt neue Risiken entstehen könnten. Das Ziel muss bleiben: Ein sozial gerechtes und für alle Generationen tragbares Vermögenssystem.