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Zahlungssicherheit ab Oktober neu geregelt: Was die VoP-Empfängerüberprüfung für Bürgergeld, Rente und Wohngeld bedeutet

Lesen Sie, wie die Empfängerüberprüfung (VoP) ab Oktober 2025 den Zahlungsverkehr und ihrer Sozialleistungen sicherer macht – mit allen wichtigen Hintergründen und Tipps, direkt vom unabhängigen Expertenmagazin Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V..

Was ist Verification of Payee (VoP)?

VoP ist ein Mechanismus, der vor der Ausführung einer Überweisung prüft, ob der Name des Zahlungsempfängers mit der angegebenen IBAN übereinstimmt. Ziel ist es, Fehlüberweisungen und Betrugsfälle – insbesondere sogenannte „Authorised Push Payment“-Betrugsfälle (APP-Fraud) – zu verhindern. Die Überprüfung erfolgt in Echtzeit und gibt dem Zahler sofort Rückmeldung, ob die eingegebenen Daten korrekt sind.

Funktionsweise von VoP

Der Ablauf einer VoP-Prüfung ist standardisiert und läuft in mehreren Schritten ab:

  1. Eingabe der Zahlungsdaten: Der Zahler gibt IBAN und Name des Empfängers (und optional weitere Identifikationsdaten wie LEI) im Online-Banking oder in der App ein.
  2. Anfrage an die Empfängerbank: Die Bank des Zahlers (Requesting PSP) sendet eine Anfrage an die Bank des Empfängers (Responding PSP), um die Korrektheit der Daten zu prüfen.
  3. Überprüfung und Antwort: Die Empfängerbank prüft, ob Name und IBAN zusammenpassen, und antwortet innerhalb weniger Sekunden – idealerweise in unter einer Sekunde.
  4. Rückmeldung an den Zahler: Der Zahler erhält eine der folgenden Rückmeldungen:
    • Match: Name und IBAN stimmen überein.
    • Close Match: Es gibt eine teilweise Übereinstimmung.
    • No Match: Die Daten stimmen nicht überein.
    • Keine Überprüfung möglich: Zum Beispiel bei technischen Problemen.

Der Zahler entscheidet dann, ob die Zahlung freigegeben oder abgebrochen wird. Selbst bei „No Match“ kann eine Freigabe erfolgen, allerdings auf eigenes Risiko.

Vorteile der Verification of Payee

1. Betrugsprävention

VoP hilft, betrügerische Zahlungen zu verhindern, indem es sicherstellt, dass Gelder nur an den tatsächlich beabsichtigten Empfänger gehen. Besonders APP-Fraud, bei dem Betrüger Zahlende zur Überweisung auf falsche Konten verleiten, wird so effektiv eingedämmt.

2. Reduzierung von Fehlüberweisungen

Durch die Überprüfung der Empfängerdaten werden versehentliche Zahlungen an falsche Konten, etwa durch Tippfehler, deutlich reduziert. Das spart Zeit und Kosten für die Rückabwicklung.

3. Stärkung des Verbrauchervertrauens

Die sofortige Rückmeldung gibt Nutzern Sicherheit und stärkt das Vertrauen in digitale Zahlungsdienste. Unternehmen profitieren von einem reibungsloseren Zahlungsprozess und weniger Reklamationen.

4. Erfüllung regulatorischer Anforderungen

VoP ist Teil der neuen EU-Verordnung zur Regulierung von Instant Payments und wird ab Oktober 2025 verpflichtend. Banken und Zahlungsdienstleister müssen die technischen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen, um die Anforderungen zu erfüllen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Die Einführung von VoP stellt Banken und Zahlungsdienstleister vor technische und organisatorische Herausforderungen:

  • Interoperabilität: Die Systeme verschiedener Banken müssen nahtlos zusammenarbeiten, um eine schnelle und zuverlässige Überprüfung zu gewährleisten.
  • Namensabgleich: Die Algorithmen zur Namensprüfung müssen flexibel genug sein, um Tippfehler oder Namensvarianten zu erkennen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen.
  • Bulk-Zahlungen: Bei Massenzahlungen, etwa im Firmenkundengeschäft, muss die Empfängerüberprüfung effizient und skalierbar ablaufen.
  • Datenschutz: Die Übermittlung und Verarbeitung sensibler Zahlungsdaten muss den europäischen Datenschutzanforderungen entsprechen.

Auswirkungen auf Unternehmen und Verbraucher

Unternehmen profitieren von weniger Fehlüberweisungen und einem geringeren Risiko, Opfer von Zahlungsbetrug zu werden. Gleichzeitig müssen sie ihre Zahlungsprozesse anpassen und gegebenenfalls ihre IT-Systeme aktualisieren.

Verbraucher erhalten mehr Sicherheit und Transparenz beim Online-Banking. Sie werden aktiv in den Überprüfungsprozess eingebunden und können informierte Entscheidungen treffen, bevor sie eine Zahlung freigeben.

Auswirkungen der Verification of Payee (VoP) auf Empfänger staatlicher Leistungen

Mit der verpflichtenden Einführung von VoP ab Oktober 2025 ergeben sich für Empfänger von Bürgergeld, Grundsicherung, Rente, Kindergeld oder Wohngeld einige Punkte, die zu beachten bzw. zu bedenken sind. Diese betreffen sowohl die Sicherheit als auch die reibungslose Auszahlung der Leistungen.

1. Höhere Sicherheit bei Überweisungen

  • Schutz vor Fehlüberweisungen: Durch die VoP-Prüfung wird sichergestellt, dass staatliche Leistungen nur auf Konten ausgezahlt werden, deren Kontoinhaber mit dem bei der Behörde hinterlegten Namen übereinstimmen. Das verringert das Risiko von Zahlungen auf falsche oder betrügerische Konten deutlich.
  • Vermeidung von Betrug: Besonders bei Sozialleistungen ist der Schutz vor unberechtigten Zahlungen essenziell. VoP erschwert es Betrügern, sich Leistungen auf eigene Konten umzuleiten, da eine Namensübereinstimmung erforderlich ist.

2. Mögliche Probleme bei der Auszahlung

  • Namensabweichungen führen zu Verzögerungen: Wenn der Name des Kontoinhabers bei der Bank nicht exakt mit dem bei der Behörde hinterlegten Namen übereinstimmt (z.B. durch Tippfehler, Doppelnamen, Namensänderungen nach Heirat oder Scheidung), kann die VoP-Prüfung fehlschlagen. In solchen Fällen wird die Überweisung möglicherweise nicht automatisch ausgeführt und muss manuell geprüft werden.
  • Zusätzlicher Aufwand für Empfänger: Empfänger von Bürgergeld, Grundsicherung, Rente, Kindergeld oder Wohngeld sollten ihre bei den Behörden hinterlegten Kontodaten und Namen überprüfen und ggf. aktualisieren lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Zahlungen weiterhin reibungslos ankommen.
  • Empfehlung bei Problemen: Sollte eine Zahlung ausbleiben, wird empfohlen, umgehend Kontakt zum jeweiligen Leistungsträger (z.B. Jobcenter, Rentenversicherung, Familienkasse, Wohngeldamt) aufzunehmen, um die Daten abzugleichen und die Überweisung erneut anzustoßen.

3. Keine zusätzlichen Kosten

  • Gebührenfreiheit: Die EU-Verordnung untersagt es Banken, für die VoP-Prüfung Gebühren zu erheben. Empfänger staatlicher Leistungen müssen daher keine zusätzlichen Kosten für die Überprüfung befürchten.

4. Tabelle zu den staatlichen Leistungen, die ebenfalls vom VoP betroffen sind

LeistungMögliche Auswirkungen durch VoP
BürgergeldAuszahlung nur bei Namensübereinstimmung; Datenabgleich mit Jobcenter empfohlen.
GrundsicherungGleiches Prinzip wie beim Bürgergeld; bei Abweichungen Kontakt zum Sozialamt aufnehmen.
RenteRentenzahlungen könnten bei Namensdifferenzen verzögert werden; Abgleich mit Rentenversicherung ratsam.
KindergeldAuch hier ist eine genaue Übereinstimmung der Daten mit der Familienkasse wichtig.
WohngeldÜberweisungen erfolgen nur bei passender Namens-IBAN-Kombination; Wohngeldamt sollte über Änderungen informiert werden.

5. Was Leistungsempfänger jetzt schon tun sollten

  • Kontodaten und Namen prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Name bei der Bank und bei der jeweiligen Behörde exakt übereinstimmt.
  • Änderungen rechtzeitig melden: Informieren Sie die zuständigen Stellen bei Namensänderungen (z.B. nach Heirat/Scheidung) oder Kontowechsel sofort.
  • Regelmäßige Kontrolle: Überprüfen Sie regelmäßig den Zahlungseingang der Leistung und wenden Sie sich bei Problemen unverzüglich an die auszahlende Stelle.

Zusammenfassung: VoP

Die Einführung von VoP erhöht die Sicherheit und Transparenz im Zahlungsverkehr – auch und gerade für Empfänger staatlicher Leistungen. Allerdings erfordert sie von den Betroffenen erhöhte Aufmerksamkeit bezüglich der Korrektheit ihrer Daten, um Verzögerungen oder Zahlungsausfälle zu vermeiden. Wer seine Angaben aktuell hält, profitiert hingegen von einem zuverlässigeren und sichereren Zahlungsprozess.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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