Wann kommt der 15-Euro-Mindestlohn? 2025, 2026? Oder kommt er doch nicht?

Der Ruf nach einem Mindestlohn von 15 Euro wird in Deutschland immer lauter. Doch wann könnte diese Erhöhung tatsächlich kommen – und wie realistisch ist ihre Umsetzung? Hier erfahren Sie den aktuellen Stand und die wichtigsten Hintergründe.

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Der Mindestlohn ist eines der wichtigsten sozialpolitischen Themen in Deutschland. Viele Arbeitnehmer, Gewerkschaften und Parteien fordern eine Erhöhung auf 15 Euro pro Stunde. Doch wie realistisch ist dieses Ziel? Und wann könnte es tatsächlich umgesetzt werden? 2025 oder 2026? Diese Fragen beantworter unser folgende Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichten-Magazin des Vereins Für soziales Leben e.V.!

Aktueller Stand: Mindestlohn 2025

Seit dem 1. Januar 2025 beträgt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland 12,82 Euro pro Stunde. Dies war das Ergebnis des letzten Beschlusses der unabhängigen Mindestlohnkommission, die alle zwei Jahre die Höhe des Mindestlohns festlegt. Die nächste Entscheidung über die Anpassung steht bis Ende Juni 2025 an und betrifft die Jahre 2026 und 2027.

Forderungen nach 15 Euro

Die Forderung nach einem Mindestlohn von 15 Euro wird besonders von der SPD, den Grünen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und ver.di unterstützt. Begründet wird dies vor allem mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten, der Bekämpfung von Armut trotz Arbeit und dem Ziel, soziale Teilhabe zu sichern. Auch die EU-Mindestlohnrichtlinie empfiehlt, dass der Mindestlohn bei mindestens 60 Prozent des Medianlohns liegen sollte – das wären in Deutschland aktuell etwa 15 Euro.

Entscheidungsweg: Kommission oder Gesetzgeber?

Regulärer Weg: Die Mindestlohnkommission orientiert sich bei ihrer Empfehlung an der Tarifentwicklung und der gesamtwirtschaftlichen Lage. Seit 2025 ist sie jedoch auch verpflichtet, das 60-Prozent-Ziel des Medianlohns stärker zu berücksichtigen.

Politischer Eingriff: Falls die Kommission keine Anhebung auf 15 Euro empfiehlt, könnte der Bundestag per Gesetz eingreifen. Dies wäre ein erheblicher Eingriff in die Tarifautonomie, ist aber rechtlich möglich, wenn die Kommission ihrer Aufgabe nicht nachkommt oder das öffentliche Interesse dies erfordert.

Wie wahrscheinlich ist der 15-Euro-Mindestlohn?

Prognosen und politische Signale

Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD heißt es: „Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns wird sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar“. Während die SPD dieses Ziel klar unterstützt, äußert sich der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz zurückhaltender: Die Entscheidung liege bei der Kommission, aber 2026 oder 2027 sei ein solcher Mindestlohn realistisch.

Studien des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und der Hans-Böckler-Stiftung zeigen, dass zur Erreichung des 60-Prozent-Ziels ein Mindestlohn von rund 15 Euro im Jahr 2026 nötig wäre. Auch die OECD-Berechnungen bestätigen diese Größenordnung.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Debatte

Befürworter argumentieren, dass ein höherer Mindestlohn die Kaufkraft stärkt, Armut reduziert und die Konjunktur beleben kann.

Kritiker – insbesondere Arbeitgeberverbände und Teile der Wirtschaft – warnen vor steigenden Preisen, Wettbewerbsnachteilen, Arbeitsplatzverlusten und einer Zunahme von Schwarzarbeit, insbesondere im Osten Deutschlands und in der Landwirtschaft.

Zusammenfassung: Wann kommt der 15-Euro-Mindestlohn?

Eine Anhebung auf 15 Euro ist politisch gewollt und ökonomisch durch Studien gestützt. Die Mindestlohnkommission wird bis Ende Juni 2025 eine Empfehlung abgeben, die sich erstmals explizit am 60-Prozent-Medianlohn orientieren soll. Damit ist ein Mindestlohn von 15 Euro ab 2026 sehr wahrscheinlich, sofern die Kommission diesem Ziel folgt. Sollte die Kommission keine entsprechende Empfehlung aussprechen, könnte der Gesetzgeber eingreifen.

Kurz gesagt: Der 15-Euro-Mindestlohn ist in Reichweite – spätestens ab 2026, möglicherweise aber auch etwas später, abhängig von der Entscheidung der Mindestlohnkommission und dem politischen Willen im Bundestag.

Redakteure

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    Unser Redaktionsmitglied Dirk van der Temme (Jahrgang 1973) hat in Düsseldorf Diplom-Sozialarbeit studiert und erfolgreich  abgeschlossen. Schon als Schüler hat er sich sozial engagiert und die Liebe zu den Menschen beibehalten. Er hat die Entwicklung der Sozialhilfe, die Hartz Gesetze und die Einführung des Bürgergeldes mit großem Interesse verfolgt. Seine Beiträge in unserem Magazin zeigen, dass er weiß, worüber er schreibt.

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    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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