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Aktivrente 2026: Wer profitiert wirklich vom Steuerbonus – und warum viele Rentner leer ausgehen

Für viele Rentner war die Aktivrente 2026 die große Hoffnung auf steuerliche Entlastung. Doch Millionen Arbeitnehmer im Alter bleiben außen vor und drohen nun im Unrecht gelassen zu werden.

Die Einführung der Aktivrente zum 1. Januar 2026 soll für spürbare steuerliche Entlastung bei arbeitenden Rentnern sorgen. Die Regierung bewirbt die Reform als Meilenstein gegen Altersarmut und Fachkräftemangel. Doch in der Praxis profitieren nur wenige – und gerade jene Rentnerinnen und Rentner, die am dringendsten Unterstützung verdienen, bleiben außen vor. Sozialverbände sprechen von einem sozialpolitischen Skandal. Warum gerade arbeitende Früh- und Teilrenter sowie Selbstständige keinen steuerlichen Vorteil erhalten, welche Hürden drohen und warum sogar tausende Gerichtsverfahren zu erwarten sind, beleuchtet dieser Beitrag umfassend.

Einführung der Aktivrente 2026: Was ist geplant?

Ab 2026 dürfen Rentnerinnen und Rentner, die die Regelaltersgrenze erreicht haben und weiterhin sozialversicherungspflichtig arbeiten, bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen. Zusätzlich zum regulären Grundfreibetrag von 12.348 Euro für Alleinstehende liegt der steuerfreie Freibetrag für Arbeitseinkommen bei bis zu 24.000 Euro jährlich.

Das bedeutet in der Praxis: Bis zu 36.348 Euro pro Jahr können ohne Steuerzahlung bezogen werden. Die Bundesregierung verspricht so eine deutliche Entlastung und sieht die Maßnahme als Anreiz, um den Fachkräftemangel unter älteren Arbeitnehmern abzumildern.

Wer profitiert von der Aktivrente?

  • Beschäftigte ab der Regelaltersgrenze, die sozialversicherungspflichtig weiterarbeiten
  • Personen, die Altersrente beziehen und gleichzeitig eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ausüben
  • Bis zu etwa 230.000 Rentner sind von der Regelung laut DIW direkt betroffen
  • Automatische Berücksichtigung der Freibeträge in der Lohnabrechnung, keine Steuererklärung erforderlich

Die großen Verlierer: Wer fällt durch das Raster?

  • Millionen Früh-Rentner, die vor Erreichen der Regelaltersgrenze arbeiten
  • Rentner mit Teilzeittätigkeiten vor der Regelaltersgrenze
  • Selbstständige im Rentenalter
  • Minijobber, weil diese ohnehin meist steuerfrei sind
  • Menschen mit medizinisch bedingter vorzeitiger Rente
    Diese Gruppen erhalten trotz Weiterarbeit keinen Steuerbonus, wie Experten und Sozialverbände kritisieren.

Warum diese Ungleichheit als Skandal gilt

Die Aktivrente fördert nur die Gruppe, die die reguläre Altersgrenze erreicht hat. Früh-Rentner, die vielfach aus finanzieller Not weiterarbeiten, bleiben außen vor. Sozialverbände wie der VdK sprechen von einer “massiven Ungleichbehandlung”. Steuerexperten heben hervor, dass der Gleichheitsgrundsatz verletzt sein könnte. Wer dasselbe leistet, dürfe steuerlich nicht schlechter gestellt werden – allein aufgrund des Alters oder Rentenstatus nicht.

Kritik von Sozialverbänden und Experten

  • VdK-Präsidentin Verena Bentele warnt vor Mitnahmeeffekten und Steuerausfällen
  • Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa kritisiert Ungerechtigkeiten gegenüber jüngeren Generationen
  • Die Aktivrente wirke nur für gesunde Senioren in wenig belastenden Jobs attraktiv
  • Fachkräftemangel werde nur unzureichend bekämpft
  • Forderung nach Einbindung der Selbstständigen in Rentensystem und gerechterer Verteilung

Drohende Rechtsstreitigkeiten und politische Konsequenzen

Juristen halten die Regelungen für verfassungsrechtlich bedenklich. Die vielen Betroffenen, die den Freibetrag nicht erhalten, bereiten Klagen gegen den Staat vor. Sozialgerichte könnten daher in den nächsten Jahren mit tausenden Verfahren konfrontiert werden, was das Vertrauen in eine faire Rentenpolitik erschüttert.

Tabelle: Wer profitiert von der Aktivrente – und wer nicht

GruppeSteuerliche Entlastung durch Aktivrente 2026Bemerkungen
Rentner ab RegelaltersgrenzeJaSozialversicherungspflichtige Arbeit erforderlich
Früh-Rentner vor RegelaltersgrenzeNeinTrotz Arbeit kein Vorteil
Selbstständige im RentenalterNeinFallen komplett aus
MinijobberNein (bereits weitgehend steuerfrei)Kein zusätzlicher Freibetrag
Rentner mit gesundheitlicher EinschränkungNeinKeine Berücksichtigung

FAQ zur Aktivrente 2026

Wer kann maximal 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen?

Nur Rentner, die die Regelaltersgrenze erreicht haben und sozialversicherungspflichtig weiterarbeiten.

Gilt die Aktivrente auch für Selbstständige oder Minijobber?

Nein, Selbstständige sind ausgeschlossen, Minijobs sind bereits steuerfrei, erhalten aber keinen zusätzlichen Freibetrag.

Warum profitieren viele arbeitende Rentner nicht vom Steuerbonus?

Die Regelung beschränkt sich auf Altersgrenze und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Früh-Rentner, Selbstständige oder Teilzeitkräfte vor der Altersgrenze sind ausgeschlossen.

Drohen Klagen gegen die Aktivrente?

Ja, Experten sehen verfassungsrechtliche Risiken, da der Gleichheitsgrundsatz verletzt sein könnte. Viele erwarten tausende Gerichtsverfahren.

Fazit

Die Aktivrente 2026 verspricht eine wichtige steuerliche Entlastung, doch sie greift nur für eine relativ kleine Gruppe von Rentnern. Millionen arbeitende Senioren, vor allem Früh-Rentner und Selbstständige, gehen leer aus. Diese Ungleichbehandlung wird von Sozialverbänden und Expert:innen scharf kritisiert und als sozialpolitischer Skandal bewertet. Die drohende Flut an Gerichtsverfahren zeigt, wie brisant das Thema ist. Für eine gerechte und nachhaltige Rentenpolitik sind Nachbesserungen dringend erforderlich.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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