Die Babyboomer-Generation, geboren in den 1950er und 1960er Jahren, geht nach und nach in Rente. Das deutsche Rentensystem, das auf dem Umlageverfahren basiert, gerät dadurch massiv unter Druck. Die Zahl der Beitragszahler sinkt, während immer mehr Menschen aus dieser geburtenstarken Generation Leistungen beziehen. Ohne weitergehende Reformen geraten die Rentenkassen bald an ihre Belastungsgrenzen. Die Rentenausgaben könnten sich in den nächsten Jahrzehnten erheblich erhöhen, sofern das aktuelle Sicherungsniveau beibehalten wird.
Babyboomer-Rente: Was steckt hinter der Idee?
Angesichts dieser Situation wird in Wissenschaft und Politik ein kontrovers diskutierter Vorschlag zunehmend lauter: Der sogenannte „Boomer-Soli“ bzw. die “Babyboomer Rente”. Dahinter verbirgt sich eine Solidaritätsabgabe, die gezielt auf hohe Alterseinkünfte erhoben werden soll.
Zielsetzung des Boomer-Soli:
- Die entstehende Finanzierungslücke in der Rentenkasse schließen.
- Wohlhabendere Rentner (vor allem das oberste Einkommensfünftel) sollen einen zusätzlichen Beitrag leisten.
- Die jüngeren Generationen werden entlastet und müssen nicht weitere Beitragserhöhungen schultern.
Wie soll der Boomer-Soli bzw. die Babyboomer-Rente funktionieren?
Das Modell sieht vor, dass Rentnerinnen und Rentner mit einem monatlichen Einkommen oberhalb eines Freibetrags eine zusätzliche Abgabe auf sämtliche Alterseinkünfte leisten. Dazu zählen nicht nur die gesetzliche Rente, sondern auch Pensionen, Betriebsrenten, private Vorsorge, Kapitalerträge und Mieteinkünfte.
- Die geplante Rentner-Abgabe liegt bei etwa 10 Prozent auf den die Freibetragsgrenze übersteigenden Betrag.
- Kleine und mittlere Renten bleiben durch den Freibetrag komplett verschont.
- Die Einnahmen sollen nicht in den allgemeinen Bundeshaushalt fließen, sondern in ein eigens eingerichtetes Sondervermögen, das ausschließlich für die Sicherung der Renten genutzt wird.
Vorteile des Boomer-Soli
- Kurzfristige Entlastung der Rentenkassen: Bereits in wenigen Jahren könnten die Einnahmen aus dem Boomer-Soli für eine spürbare Entspannung sorgen.
- Zielgenaue Umverteilung: Das Modell sorgt für Solidarität innerhalb der Generation der Rentner – diejenigen mit besonders hohen Alterseinkommen tragen stärker zur Systemfinanzierung bei.
- Jüngere Generationen werden geschützt: Im Gegensatz zu Beitragserhöhungen oder einer Anhebung des Renteneintrittsalters trifft die neue Abgabe nicht die Erwerbstätigen, sondern vor allem begüterte Rentner.
Kritikpunkte und offene Fragen
Trotz der Vorteile gibt es auch grundlegende Kritik am Konzept:
- Ungleichgewichtige Belastung: Kritiker bemängeln, dass auch Rentner, die privat für ihr Alter vorgesorgt haben, zur Kasse gebeten werden, obwohl sie ihre Ansprüche selbst erarbeitet haben.
- Vertrauensverlust: Eine zusätzliche Belastung könnte Bürger davon abhalten, privat fürs Alter vorzusorgen, aus Sorge vor späteren Sonderabgaben.
- Nur kurzfristiger Effekt: Langfristige Lösungen sehen viele Experten eher in einer umfassenden Reform des Rentensystems, etwa durch eine Erwerbstätigenversicherung, bei der alle – auch Selbstständige und Beamte im aktiven Dienst – in die gesetzliche Rente einzahlen würden.
- Politische Umsetzbarkeit: Bislang gibt es keine Mehrheit für die Einführung, und die Debatte spaltet Politik und Gesellschaft.
Zusammenfassung: Boomer-Soli – die Rentner-Abgabe von 10 Prozent
Die Einführung eines Boomer-Soli wäre ein einschneidender Schritt in der deutschen Sozialpolitik. Er könnte helfen, die Stabilität des Rentensystems kurzfristig zu sichern und die Finanzierungslasten gerechter zu verteilen. Dennoch ist das Modell kein Allheilmittel: Es löst die strukturellen Probleme des umlagefinanzierten Systems nicht dauerhaft, sondern verschafft nur Zeit für nachhaltigere Reformen.