Deutschland steht am Beginn einer neuen Rentenära. Union und SPD wollen die Rentenhöhe von derzeit 48 Prozent des Durchschnittseinkommens bis 2030 erhalten. Der Gesetzesentwurf soll heute das Bundeskabinett passieren. Mit dem im August 2025 beschlossenen Rentenprogramm setzt die Bundesregierung ein klares Signal für Sicherheit, Gerechtigkeit und Flexibilität im Alter. Rentnerinnen und Rentner, Eltern und Berufstätige gleichermaßen profitieren von spürbaren Verbesserungen – bei der Rentenhöhe, der Anerkennung von Erziehungszeiten und den Möglichkeiten zum Hinzuverdienst. Doch wie sieht das Programm im Detail aus, und was erwartet Deutschlands zukünftige Rentner?
Kernpunkte des Programms:
Der Entwurf des Rentenprogramm, das heute das Bundeskabinett passieren soll, umfasst zentrale Maßnahmen zur Stabilisierung des Rentenniveaus, eine Erweiterung der Mütterrente und Anreize für längeres Arbeiten.
- Das Rentenniveau von derzeit 48 Prozent wird gesetzlich bis zum Jahr 2031 festgeschrieben, sodass die Renten weiterhin der Lohnentwicklung folgen und nicht im Verhältnis zu den Löhnen sinken.
- Die Ausweitung der sogenannten Mütterrente: Mütter (und auch Väter), deren Kinder vor 1992 geboren wurden, erhalten ab Anfang 2027 eine höhere Anrechnung von Kindererziehungszeiten bei der Rente. Die Auszahlung erfolgt notfalls auch rückwirkend, falls technische Probleme die Umsetzung verzögern sollten.
- Einführung der sogenannten „Aktivrente“: Erwerbstätige können nach dem regulären Renteneintrittsalter bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen, auch eine Beschäftigung beim bisherigen Arbeitgeber ist künftig möglich.
- Weitere Reformen, darunter das Betriebsrentenstärkungsgesetz und eine „Frühstartrente“ (staatliche Förderung von Altersvorsorgedepots für Kinder), sind für Herbst 2025 bzw. 2026 geplant. Allerdings ist der genaue Starttermin für die Frühstartrente noch offen.
- Die Finanzierung der Stabilisierung des Rentenniveaus erfolgt durch höhere Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt: Ab 2031 entstehen daraus jährliche Mehrkosten von bis zu 11,2 Milliarden Euro.
Politischer Kontext:
Das Paket ist ein Kompromiss zwischen den Koalitionspartnern. Es gibt Kritik, insbesondere von der FDP, wegen der hohen Kosten und fehlender zusätzlicher Kapitaldeckung. Ein Einstieg in eine aktienbasierte staatliche Vorsorge („Generationenkapital“) ist ein weiteres Element, das aber noch nicht endgültig beschlossen ist und Gegenstand weiterer Verhandlungen bleibt.
Das heute zur Entscheidung stehende Rentenprogramm betrifft damit die langfristige Stabilisierung der gesetzlichen Renten sowie Verbesserungen für Erziehende und Flexibilisierungen für längere Erwerbsarbeit.
Starker Einstieg: Die Rentengarantie – Haltelinie bis 2031
Seit Jahren ist das Rentenniveau ein politischer Zankapfel. Um eine schleichende Erosion der gesetzlichen Altersvorsorge zu verhindern, garantiert das neue Gesetz, dass das Rentenniveau – der sogenannte Sicherungsfaktor vor Steuern – bis mindestens 2031 bei 48% des Durchschnittseinkommens bleibt. Bislang drohte, dass Renten langsamer steigen als die Löhne. Mit der jetzt beschlossenen „Haltelinie“ bleiben die Leistungen stabil, eine deutliche Entlastung für Rentnerhaushalte in Zeiten steigender Preise und einer alternden Gesellschaft,
Ab dem 1. Juli 2025 wird der Rentenwert auf 40,79 Euro angehoben. Für Bezieher einer Standardrente bedeutet das monatlich 66,15 Euro mehr. Ein klares Bekenntnis zur Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente, aber auch eine Kostenfrage – denn allein dieser Schritt sorgt ab 2029 für jährliche Mehraufwendungen von über 4 Milliarden Euro, bis 2031 steigen diese auf 11,2 Milliarden Euro. Die Kosten trägt vorrangig der Bundeshaushalt; Beitragszahler werden damit vor zusätzlichen Belastungen geschützt.
Mütterrente: Endlich Gleichstellung für vor 1992 geborene Kinder
Ein Herzstück des Pakets ist die Ausweitung der sogenannten Mütterrente. Millionen Mütter (und auch erziehende Väter), deren Kinder vor 1992 geboren wurden, können auf mehr Rente hoffen. Ab 1. Januar 2027 erhalten sie für jedes dieser Kinder drei Rentenpunkte angerechnet – bisher waren es nur 2,5 Punkte. Ein Rentenpunkt ist ab Juli 2025 rund 40,79 Euro wert, das heißt: Pro Kind bringt die Neuregelung monatlich 20,40 Euro mehr.
Von dem Update profitieren ungefähr 10 Millionen Berechtigte, darunter auch Adoptiv-, Pflege- und Großeltern, sofern sie überwiegend erzogen haben. Achtung: Die Aufstockung wird auf die Grundsicherung angerechnet, wer ausschließlich über diese Leistungen seinen Lebensunterhalt bestreitet, profitiert nicht.
Für die Umsetzung der Reform war ursprünglich das Jahr 2028 avisiert – aufgrund politischen Drucks wird die Auszahlung nun bereits ab 2027 starten; sollte es technische Verzögerungen geben, erfolgt die Nachzahlung rückwirkend.
Die Aktivrente: Mehr Flexibilität und steuerfreier Hinzuverdienst für Senioren
Der Arbeitsmarkt braucht Erfahrung – und viele Senioren möchten gern länger aktiv bleiben. Die Aktivrente, ein Kernelement der Rentenreform, setzt hier neue Anreize: Wer das Renteneintrittsalter erreicht hat, darf bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen – und zwar unabhängig davon, ob bei dem bisherigen Arbeitgeber, im Minijob oder als Selbstständiger.
Das bedeutet: 24.000 Euro jährlich zusätzlich, ohne dass dafür Steuern anfallen – ein Quantensprung gegenüber der bisherigen Regelung. Profitieren werden vor allem gesunde, qualifizierte Senioren mit guten Jobkontakten, etwa 230.000 Rentnerinnen könnten von dem Modell profitieren. Übrigens: Die steuerfreien Einkünfte müssen trotzdem in der Steuererklärung angegeben werden, bleiben dort aber unberücksichtigt.
Zu beachten ist: Wer Grundsicherung oder andere bedarfsgeprüfte Leistungen bezieht, muss mit einer Anrechnung des Hinzuverdienstes rechnen. Bezieher von Erwerbsminderungsrenten unterliegen gesonderten Bestimmungen. Die Ausgestaltung der Aktivrente soll 2026 final starten; laufende Beratungen über Details können noch Anpassungen mit sich bringen.
Finanzierung des Rentenpakets: Chancen und Herausforderungen
Die hohen Kosten des Pakets werfen Fragen zur Finanzierung auf. Nach aktueller Planung übernimmt der Bundeshaushalt die Mehrkosten für die Stabilisierung des Rentenniveaus, sodass Beitragszahler nicht zusätzlich belastet werden. Allerdings wurde in den vergangenen Jahren an anderer Stelle im Haushalt gekürzt: Kürzungen und Verschiebungen bei Sonderzahlungen zur Rentenversicherung werden die Rücklagen schneller schmelzen lassen und könnten perspektivisch stärkere Beitragssatzerhöhungen erforderlich machen. Kritisch wird immer wieder angemerkt, dass eine kapitalgedeckte Säule („Generationenkapital“, Aktien-Rente) in der Paketgestaltung noch fehlt oder nur in Ansätzen debattiert wird – der politische Diskurs dazu ist aber noch im Gange.
Weitere Reformen in Aussicht
Das Rentenpaket 2025 ist erst der Auftakt. Schon für Herbst 2025 und 2026 sind weitere Reformschritte wie das zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz und die staatlich geförderte „Frühstartrente“ für Kinder (altersvorsorgedepots ab Geburt) geplant, wobei letzteres noch nicht terminiert ist.
Die Fortsetzung einer kapitalgedeckten Zusatzvorsorge bleibt Gegenstand politischer Verhandlungen und öffentlicher Debatten.
Für wen bringt das Paket Vorteile – und wo gibt es Kritik?
Profiteure der Reform sind insbesondere:
- Rentner*innen, deren Rentenniveau sicher bleibt,
- Eltern (vor allem Frauen) von vor 1992 geborenen Kindern,
- Erwerbstätige, die nach der regulären Altersgrenze freiwillig weiterarbeiten und steuerfrei hinzuverdienen möchten.
Kritikpunkte betreffen die hohen Kosten, das Fehlen einer nachhaltigen Finanzierungskomponente durch Kapitaldeckung und soziale Gerechtigkeitsfragen im Detail (z.B. Anrechnung der Mütterrente auf Grundsicherung).
Fazit des Vereins Für soziales Leben e.V.
Mit dem Rentenprogramm 2025 setzt die Bundesregierung ein wegweisendes Signal für Verlässlichkeit und Anerkennung. Die Stabilisierung des Rentenniveaus bringt Sicherheit, die neue Mütterrente fördert Gerechtigkeit, und die Aktivrente schafft echte Flexibilität für erfahrene Arbeitnehmer*innen. Kritisch beobachten wir jedoch die Herausforderungen bei der Finanzierung und mahnen weitere Schritte für eine faire, generationengerechte und nachhaltige Rentenpolitik an. Nur mit einer mutigen Modernisierung können auch künftige Generationen auf eine sichere Altersvorsorge bauen.