Früher in Rente gehen: So klappt der vorzeitige Ruhestand in Deutschland

Viele träumen davon, früher in Rente zu gehen – doch wie funktioniert das genau? Wer mindestens 35 Jahre gearbeitet hat, kann den Ruhestand vor dem regulären Rentenalter antreten, muss aber mit Abschlägen rechnen. Hier erfährst du, welche Voraussetzungen gelten, wie hoch die Kürzungen ausfallen und welche Vorteile das Modell dennoch bietet.

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Der Gedanke, einige Jahre früher aus dem Berufsleben auszusteigen und mehr Zeit für Familie, Hobbys oder Reisen zu haben, ist für viele Arbeitnehmer attraktiv. Doch wer den Ruhestand vor dem regulären Rentenalter plant, sollte die Voraussetzungen, finanziellen Auswirkungen und aktuellen Gesetzesänderungen genau kennen. In diesem Artikel erfährst du, wie der vorzeitige Renteneintritt funktioniert, welche Abschläge dich erwarten und worauf du achten solltest.

Voraussetzungen für die vorzeitige Rente

Um in Deutschland früher in Rente gehen zu können, musst du mindestens 35 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Diese sogenannte „Altersrente für langjährig Versicherte“ ermöglicht es, bereits vor dem regulären Renteneintrittsalter – das für die meisten Jahrgänge mittlerweile bei 67 Jahren liegt – in den Ruhestand zu starten. Für alle, die 1964 oder später geboren sind, ist ein Renteneintritt ohne Abschläge erst mit 67 möglich. Ein früherer Start ist aber ab 63 Jahren möglich, allerdings mit finanziellen Einbußen.

Wie hoch sind die Abschläge bei früherem Renteneintritt?

Für jeden Monat, den du vor dem regulären Rentenalter in Rente gehst, wird deine monatliche Rente dauerhaft um 0,3 Prozent gekürzt. Das summiert sich: Wer beispielsweise vier Jahre (also 48 Monate) früher in Rente geht, muss mit einem maximalen Abschlag von 14,4 Prozent rechnen. Ein Rechenbeispiel: Gehst du mit 63 statt mit 67 Jahren in Rente, erhältst du dauerhaft 14,4 Prozent weniger Rente. Bei einer ursprünglich erwarteten Monatsrente von 1.200 Euro wären das rund 173 Euro weniger pro Monat.

Tipp: Nutze unseren Rentenrechner auf buerger-geld.org, um die individuellen Abschläge und deine spätere Rentenhöhe genau zu berechnen.

Früher in Rente und trotzdem weiterarbeiten?

Ein großer Vorteil seit 2023: Die Hinzuverdienstgrenzen für vorgezogene Altersrenten wurden komplett aufgehoben. Das bedeutet, du kannst neben deiner vorgezogenen Rente unbegrenzt dazuverdienen, ohne dass deine Rentenzahlung gekürzt wird. So ist es möglich, zwischen dem 63. und 67. Lebensjahr weiterzuarbeiten und gleichzeitig die Rente zu beziehen. Das kann sich finanziell lohnen, vor allem wenn du noch fit bist und gerne im Beruf bleibst.

Seriöse Informationsquelle: Ausführliche Informationen zur Aufhebung der Hinzuverdienstgrenzen findest du bei der Deutschen Rentenversicherung.

Lohnt sich der vorzeitige Rentenbeginn für dich?

Ob sich der frühere Rentenbeginn lohnt, hängt von deinen individuellen Lebensumständen ab. Wer ein durchschnittliches Einkommen hat, verliert durch die Abschläge bis ins hohe Alter insgesamt mehr Geld, als wenn er bis zum regulären Rentenalter weiterarbeitet. Erst mit etwa 105 Jahren würde sich der frühere Rentenbeginn rechnerisch ausgleichen. Dennoch entscheiden sich viele für den vorzeitigen Ruhestand, weil sie mehr Lebenszeit genießen möchten oder gesundheitliche Gründe vorliegen.

Tipp: Auf buerger-geld.org findest du auch einen ausführlichen Ratgeber zum Thema „Rente und Hinzuverdienst“, der dir bei der Entscheidung helfen kann.

Wichtige Hinweise und seriöse Beratungsstellen

Bevor du dich für den vorzeitigen Renteneintritt entscheidest, solltest du eine individuelle Beratung in Anspruch nehmen, zum Beispiel bei der Deutschen Rentenversicherung. Dort kannst du alle Fragen zu Abschlägen, Rentenhöhe und steuerlichen Auswirkungen klären1.

Seriöse Informationsquelle: Einen offiziellen Überblick zu den aktuellen Regelungen bietet die Webseite der Bundesregierung.

Fazit

Früher in Rente zu gehen ist möglich, aber mit dauerhaften finanziellen Abschlägen verbunden. Wer die Voraussetzungen erfüllt, kann ab 63 Jahren in den Ruhestand starten und seit 2023 sogar unbegrenzt hinzuverdienen. Eine genaue Kalkulation und Beratung sind dabei unerlässlich, um die richtige Entscheidung für die eigene Zukunft zu treffen.

Redakteure

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    Sabine Martholt hat Recht und Journalismus studiert und fundierte Kenntnisse im Bereich des Sozialrechts und des Rentenrechts. Beide Rechtsgebiete sind gleichzeitig ihr Hobby, wie sie gern verrät. Bereits vor ihrem ersten Volontariat bei einer Zeitung hat sie sich dem Schreiben gewidmet. Die Entwicklung des Sozialrechts in Deutschland hat sie mit großer Aufmerksamkeit, manchmal aber auch mit Kopfschütteln verfolgt – wie sie selbst sagt. Sie schreibt seit vielen Jahren für unser Online-Magazin. Gute Recherche und die eigene Meinung – beides ist ihr wichtig.

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  • ik
    Experte:

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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