Die Scheidung einer Ehe bringt viele Veränderungen mit sich – auch für die Altersvorsorge. Ein zentrales Thema ist dabei der Versorgungsausgleich. Er stellt sicher, dass die während der Ehe erworbenen Rentenansprüche gerecht zwischen den Partnern aufgeteilt werden. Was das konkret bedeutet, wie der Ablauf funktioniert und welche Handlungsmöglichkeiten Sie haben, erfahren Sie hier auf Bürger & Geld, dem Nachrichten-Magazin des Vereins Für soziales Leben e.V.!
Was ist der Versorgungsausgleich?
Der Versorgungsausgleich ist ein gesetzlich geregeltes Verfahren, das bei einer Scheidung die während der Ehezeit erworbenen Rentenanwartschaften beider Ehepartner ausgleicht. Ziel ist es, dass beide Partner nach der Ehe mit gleich vielen Versorgungsanrechten dastehen, da die während der Ehe erworbenen Ansprüche als gemeinschaftliche Lebensleistung gelten.
Welche Rentenansprüche werden aufgeteilt?
In den Versorgungsausgleich einbezogen werden insbesondere:
- Gesetzliche Rentenversicherung
- Betriebliche Altersversorgung
- Private Rentenversicherungen (sofern sie auf Rentenzahlung ausgelegt sind)
- Beamtenversorgung
- Berufsständische Versorgungen (z. B. Ärzte, Anwälte)
- Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes
- Riester- und Rürup-Renten
Nicht einbezogen werden z. B. Kapitallebensversicherungen mit Einmalzahlung, Risikolebensversicherungen oder private Unfallrenten.
Ablauf des Versorgungsausgleichs bei Scheidung
Scheidungsantrag stellen
Der Versorgungsausgleich ist in der Regel automatisch Teil des Scheidungsverfahrens. Nur bei Ehen unter drei Jahren muss er explizit beantragt werden.
Fragebögen ausfüllen
Nach Eingang des Scheidungsantrags fordert das Familiengericht beide Ehepartner auf, ihre Rentenanwartschaften offenzulegen. Hierzu erhalten Sie spezielle Formulare.
Ermittlung der Ansprüche
Das Gericht holt Auskünfte bei allen relevanten Versorgungsträgern ein und prüft, welche Ansprüche während der Ehezeit entstanden sind. Die Ehezeit umfasst den Zeitraum vom Beginn des Monats der Eheschließung bis zum Ende des Monats vor Zustellung des Scheidungsantrags.
Prüfung und Stellungnahme
Die ermittelten Ansprüche werden beiden Partnern zur Prüfung übermittelt. Es empfiehlt sich, die Angaben sorgfältig zu kontrollieren und ggf. einen Rentenberater hinzuzuziehen.
Gerichtliche Entscheidung
Das Familiengericht entscheidet über die Aufteilung der Rentenanwartschaften. Die Entscheidung wird im Scheidungsurteil festgehalten und nach Ablauf der Beschwerdefrist rechtskräftig umgesetzt .
Wie wird die Rente geteilt? – Beispiel
Jede während der Ehe erworbene Rentenanwartschaft wird grundsätzlich halbiert und dem anderen Partner zur Hälfte gutgeschrieben. Beispiel: Hat ein Partner während der Ehe 500 Euro zusätzliche Rentenanwartschaften erworben, erhält der andere davon 250 Euro.
Sonderfälle und Handlungsmöglichkeiten
Verzicht auf Versorgungsausgleich:
Ehepartner können im Ehevertrag oder einer Scheidungsfolgenvereinbarung auf den Versorgungsausgleich verzichten. Dies ist auch noch während des Scheidungsverfahrens möglich, muss aber notariell beurkundet werden.
Kurze Ehe (< 3 Jahre)
Bei Ehen unter drei Jahren findet der Versorgungsausgleich nur auf Antrag statt.
Nachträgliche Änderunge:
Haben sich die Rentenansprüche nach der Scheidung wesentlich verändert, kann das Familiengericht auf Antrag den Versorgungsausgleich anpassen.
Tod eines Ex-Partners
Stirbt der ausgleichsberechtigte Ex-Partner und hat maximal drei Jahre Rente aus dem Ausgleich erhalten, kann der Versorgungsausgleich rückgängig gemacht werden. Wenden Sie sich hierfür an den Rentenversicherungsträger.
Was sollten Sie tun? – Tipps für Betroffene
- Kontrollieren Sie alle Angaben zu Ihren und den Ansprüchen Ihres Ex-Partners sorgfältig. Fehler können zu erheblichen Nachteilen führen.
- Ziehen Sie bei Unklarheiten einen Rentenberater oder Fachanwalt hinzu.
- Prüfen Sie zum Renteneintritt nochmals den Scheidungsbeschluss, um keine Ansprüche zu übersehen.
- Informieren Sie sich frühzeitig über die Auswirkungen des Versorgungsausgleichs auf Ihre Altersvorsorge und planen Sie ggf. zusätzliche Vorsorgemaßnahmen.
Zusammenfassung zu Rentenpunkte bei Scheidung und Versorgungsausgleich
Der Versorgungsausgleich sorgt bei Scheidung für einen gerechten Ausgleich der während der Ehe erworbenen Rentenansprüche. Vermeiden lässt sich die Übertragung von Rentenanwartschaften im Rahmen des Vorsorgungsausgleichs bei Scheidung nur in Ausnahmefällen.