Die Pflege von Angehörigen lohnt sich nicht nur aus Mitgefühl – sie kann auch die eigene Altersrente deutlich steigern. Denn wer regelmäßig einen pflegebedürftigen Menschen versorgt, bekommt Rentenpunkte auf das eigene Rentenkonto gutgeschrieben. Wie das genau funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und wie Sie Ihre Rente mit Pflegezeiten optimal erhöhen, erfahren Sie in diesem ausführlichen Artikel.
Was bedeutet „Rente mit Pflegezeiten erhöhen“?
Viele wissen nicht: Die gesetzliche Rentenversicherung belohnt diejenigen, die sich über längere Zeit um einen pflegebedürftigen Menschen kümmern. Pflegende Angehörige erhalten Rentenbeiträge von der Pflegekasse des oder der Pflegebedürftigen – und zwar zusätzlich zu ihrer eigenen Erwerbstätigkeit (sofern sie weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten).
Damit erhöht sich die gesetzliche Rente oft spürbar, auch wenn keine eigenen Beiträge gezahlt werden müssen. Das Modell: Die Pflegekasse legt für die Rentenberechnung ein fiktives „Pflegegehalt“ fest, das sich nach dem jeweiligen Pflegegrad und Umfang der häuslichen Pflege richtet. Daraus werden monatlich Beiträge an die Deutsche Rentenversicherung abgeführt.
Voraussetzungen: Wer bekommt Rentenpunkte für Pflegezeiten?
Damit Ihre Pflegezeiten Ihre Rente erhöhen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Der oder die Pflegebedürftige muss mindestens Pflegegrad 2 haben.
- Sie als pflegende Person dürfen die Pflege nicht erwerbsmäßig (also unbezahlt oder nur mit Anerkennungsgeld) ausüben.
- Die Pflege muss mindestens 10 Stunden pro Woche auf mindestens zwei Tage verteilt erfolgen.
- Sie dürfen maximal 30 Stunden pro Woche berufstätig sein (Teilzeit oder Minijob sind meistens möglich).
- Die Pflege erfolgt in häuslicher Umgebung (zu Hause oder im Wohnumfeld).
- Der Wohnsitz der pflegenden Person ist in Deutschland, im EU-Raum oder in der Schweiz.
- Die Pflege muss für mindestens 2 Monate oder 60 Tage im Jahr geleistet werden.
Tipp: Auch wenn mehrere Personen gemeinsam eine pflegebedürftige Person betreuen, werden Pflegezeiten pro Person anteilig aufgeteilt („Mehrfachpflege“).
So wird die Pflege auf die Rente angerechnet
Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, zahlt die Pflegeversicherung des Pflegebedürftigen automatisch Rentenbeiträge für Sie ein. Die Höhe richtet sich nach dem Pflegegrad und Aufwand:
Pflegegrad | Monatliche Rentenerhöhung (2025, West) |
---|---|
2 | ca. 10 bis 15 Euro |
3 | ca. 15 bis 25 Euro |
4 | ca. 25 bis 35 Euro |
5 | ca. 35 bis 37 Euro |
(Die genauen Werte hängen auch davon ab, ob Sie allein oder mit anderen pflegen und ob zusätzliche professionelle Dienste involviert sind.)
Pro Jahr können so mehrere Hundert Euro zusätzlich zur späteren Altersrente zusammenkommen – schon ein Jahr umfassende Pflege kann die Monatsrente teils um 20–30 Euro erhöhen!
Praxisbeispiel: Wie Pflegezeiten die Rente erhöhen
Anna pflegt ihren Vater mit Pflegegrad 4 regelmäßig 12 Stunden pro Woche an drei Tagen. Nebenbei arbeitet sie 25 Wochenstunden als Teilzeitkraft. Die Pflegekasse zahlt für Anna Rentenbeiträge, die im Jahr knapp 300 Euro mehr Altersrente im Monat (gerechnet auf die Lebensarbeitszeit) erbringen können.
Tipp: Auch mehrere Jahre Pflegezeit, etwa zuerst für Großeltern, später für einen Ehepartner, erhöhen die spätere Rente weiter – die Pflegezeiten sind dabei voll anrechenbar.
Worauf müssen Sie achten?
- Anmeldung: Melden Sie die Pflege bei der Pflegekasse an. Ein Gutachten des Medizinischen Dienstes regelt den Pflegegrad.
- Zeitdokumentation: Führen Sie eine Übersicht über Ihre geleisteten Stunden.
- Meldung an die Rentenversicherung: Die Pflegekasse übermittelt die Daten automatisch an die Deutsche Rentenversicherung. Prüfen Sie später Ihren Versicherungsverlauf!
- Beratung: Lassen Sie sich bei individuellen Fragen direkt bei der Deutschen Rentenversicherung beraten.
Häufige Fragen und Missverständnisse
- Kann ich auch nach Rentenbeginn noch Punkte sammeln?
Ja! Auch Rentner erhalten für Pflegetätigkeit noch zusätzliche Rentenpunkte. Es lohnt sich also, auch im Ruhestand Angehörige zu unterstützen. - Zählen Pflegezeiten als Wartezeiten für Rentenansprüche?
Ja, Pflegezeiten erfüllen Wartezeitvorgaben für die Altersrente für langjährig Versicherte. - Beispiel für die Aufteilung:
Wenn zwei Kinder einen Elternteil gemeinsam pflegen, werden die Rentenpunkte untereinander aufgeteilt – entsprechend dem jeweiligen Zeitaufwand.
Zusammenfassung: Rente mit Pflegezeiten erhöhen
Mit Pflegezeiten können Sie Ihre Rente deutlich verbessern – und das ganz ohne eigene Beitragszahlungen. Ob vor oder nach dem Renteneintritt, wer Angehörige mindestens zehn Stunden pro Woche pflegt, erhält für jeden Monat wertvolle Rentenpunkte. Das lohnt sich nicht nur finanziell, sondern ist auch eine Anerkennung für das soziale Engagement in der Familie.