Die Fakten: Wie viele Arbeitnehmer gehen wirklich vorzeitig in Rente?
Im Jahr 2024 erhielten rund 937.000 Menschen erstmals eine Altersrente von der Deutschen Rentenversicherung. Doch nur etwa 378.000 von ihnen – knapp 40 Prozent – erreichten zuvor die geltende Altersgrenze von 66 Jahren. Die übrigen 60 Prozent entschieden sich für einen früheren Renteneintritt und verließen das Arbeitsleben vor Erreichen der Regelaltersgrenze.
Auch der Trend bleibt stabil: Im Vorjahr lag die Zahl ähnlich und die Vorruhestandsquote steigt leicht. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter ist nominal gestiegen – es lag 2023 bei 64,4 Jahren und 2025 bereits bei 64,7 Jahren. Trotzdem bleibt der Abstand zur Regelaltersgrenze deutlich.
Die Gründe für den vorzeitigen Renteneintritt
Für viele Arbeitnehmer sind gesundheitliche Einschränkungen, Arbeitslosigkeit, Altersteilzeit oder familiäre Belastungen ein Grund, den Ruhestand früher anzutreten. Besonders beliebt ist die „Rente mit 63“, sofern alle gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Rund zwei Drittel wünschen sich laut Umfragen ohnehin einen Rentenstart spätestens mit 63 Jahren – vor allem die Generation der Babyboomer nutzt diese Option stark.
Arbeitnehmer nehmen dabei Abschläge in Kauf: Wer früher in Rente geht, muss auf seine monatlichen Zahlungen dauerhaft verzichten. Die durchschnittlichen Abschläge können je nach Zeitraum und Beitragsjahren bis zu 14,4 Prozent betragen.
Zahlen, Daten, Fakten: So entwickelt sich das Renteneintrittsalter
- Gesetzliches Renteneintrittsalter: 66-67 Jahre (je nach Geburtsjahrgang seit 2023/25).
- Tatsächliches Renteneintrittsalter: 2023 im Schnitt 64,4 Jahre, 2025 bei 64,7 Jahren – Männer und Frauen nahezu gleich.
- 60 Prozent gehen vorzeitig in Ruhestand, nur 40 Prozent warten bis zum gesetzlichen Renteneintritt.
- Jährlich über 550.000 Rentenanträge auf Vorruhestand, Zahlen steigen weiter an.
- Die Rente mit 63 boomt: Über zwei Millionen Rentner nutzen diese Variante, vor allem in den Geburtenstarken Jahrgängen.
Wer arbeitet nach Renteneintritt weiter?
Laut Statistischem Bundesamt arbeiten rund 13 Prozent der Rentner auch nach Beginn des Rentenbezugs weiter. Davon arbeitet ein Teil in Teilzeit, der andere wechselt zu neuen Aufgaben oder reduziert die Stundenzahl. Die Hauptgründe: Lebensunterhalt, soziale Bindung oder Wunsch, weiterhin aktiv zu sein.
Aktivrente soll Trend entgegenwirken
Die Bundesregierung hat mit der Aktivrente einen Plan entwickelt, dem Trend der vorgezogenen Rente entgegenzuwirken. Sie will Anreize bieten, damit Manchen länger arbeiten – und so finanzielle Vorteile erhalten.
Demografische Entwicklung und politische Diskussion
Die früheren Renteneintritte führen zu Herausforderungen für das Rentensystem: Die Zahlen der Beitragszahler sinken, während die Zahl der Rentenbezieher steigt. Experten diskutieren längst, ob das Renteneintrittsalter weiter steigen sollte – oder besondere Gruppen vom Abschlagsmodell ausgenommen werden sollten.
Fazit: Vorzeitiger Ruhestand als neuer Standard
Die große Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland nutzt die Möglichkeit des vorzeitigen Renteneintritts und akzeptiert die damit verbundenen finanziellen Einbußen. Gesundheit, Altersteilzeit und individuelle Lebensumstände tragen ebenso dazu bei wie die attraktiven Regelungen für langjährig Versicherte. Das Durchschnittsalter steigt zwar langsam, bleibt aber deutlich unter der offiziellen Altersgrenze. Die Entscheidung für den früheren Ruhestand ist für viele Arbeitnehmer Standard geworden.