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Reicht Ihre Rente wirklich zum Leben? Mit diesen Fakten schützen Sie sich vor bösen Überraschungen im Alter

Die Frage, wie viel Rente man zum Leben braucht, beschäftigt Millionen Menschen in Deutschland – und gewinnt angesichts steigender Lebenshaltungskosten und einer alternden Gesellschaft an Brisanz. In unserem ausführlichen Expertenartikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e. V., zeigen wir, welche Summe im Alter realistisch notwendig ist und wie sich Versorgungslücken schließen lassen.

Rente gibt es seit über 130 Jahren

Obwohl die gesetzliche Rente seit über 130 Jahren das Rückgrat der Altersversorgung in Deutschland bildet, reicht sie längst nicht mehr aus, um allein davon sorgenfrei zu leben. Immer mehr Menschen fragen sich: Wie viel Rente braucht man eigentlich zum Leben? Die Antwort ist komplex und hängt sowohl von individuellen Lebensumständen als auch von allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungen ab – von Inflation über Mietpreise bis hin zu Gesundheit.

1. Der Status quo: So entwickelt sich die gesetzliche Rente

Die gesetzliche Rente basiert auf dem Umlageverfahren: Die aktuelle Erwerbsbevölkerung zahlt für die heutigen Rentnerinnen und Rentner. Doch der demografische Wandel stellt dieses System zunehmend infrage.

  • Faktoren, die auf die Rente drücken:
    • steigende Lebenserwartung
    • sinkende Geburtenrate
    • wachsende Zahl an Rentenempfängerinnen und -empfängern
    • schwächelnde Beitragsgrundlagen

Aktuell liegt die Standardrente (Zahlbetrag nach 45 Beitragsjahren bei Durchschnittsentgelt) bei rund 1.650 € brutto pro Monat (Stand: 2024). Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung verbleiben Netto rund 1.450 €.

Problem: Schon heute liegt diese Summe vielerorts nur knapp über den durchschnittlichen Lebenshaltungskosten.

2. Wie viel Geld braucht man wirklich im Ruhestand?

Experten empfehlen, etwa 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens als Renteneinkommen einzuplanen. Doch diese Faustregel muss differenziert betrachtet werden:

Einflussfaktoren:

  • Mietkosten: Wer im Eigenheim lebt, benötigt deutlich weniger als Mieter in Großstädten.
  • Gesundheitskosten: Zusätzliche Zuzahlungen und Vorsorgeaufwendungen steigen im Alter oft an.
  • Freizeit & Reisen: Viele möchten den Ruhestand nutzen, um sich Wünsche zu erfüllen.
  • Regionale Unterschiede: Leben auf dem Land ist günstiger als in Ballungsräumen wie München oder Hamburg.

Konkrete Szenarien:

  • Single-Haushalt in Großstadt (Miete, Auto, Freizeit): ca. 2.200 € bis 2.500 € monatlich
  • Ehepaar im Eigenheim (moderat, ländlich): ca. 1.800 € bis 2.200 € monatlich
  • Single mit bescheidener Lebensführung (ländlich, kleines Mietobjekt): ca. 1.500 € monatlich

Kern-Erkenntnis: Eine „Rentenlücke“ ist für die überwältigende Mehrzahl der Rentnerinnen und Rentner unvermeidbar – ohne zusätzliche Vorsorge droht eine Einschränkung des Lebensstandards.

3. Die Rentenlücke: Warum Vorsorge unverzichtbar ist

Die Rentenlücke beschreibt die Differenz zwischen dem voraussichtlichen Renteneinkommen und dem individuell benötigten Bedarf.

Beispielrechnung:

  • Letztes Nettoeinkommen: 3.000 €
  • Ziel im Ruhestand (80% davon): 2.400 €
  • Erwartete Rente: 1.650 € brutto (ca. 1.450 € netto)
  • Rentenlücke: ca. 950 € pro Monat

Damit summiert sich die fehlende Summe über 20 Jahre Ruhestand auf über 225.000 €.

4. Welche Möglichkeiten gibt es, die Versorgungslücke zu schließen?

a) Betriebliche Altersvorsorge

  • oft durch Entgeltumwandlung gefördert
  • Arbeitgeber beteiligt sich häufig
  • beitragsfreie Arbeitgeberleistung steuerlich begünstigt

b) Private Altersvorsorge

  • klassische Rentenversicherung oder fondsgebundene Policen
  • ETFs oder Fonds-Sparpläne als flexible Alternative
  • Immobilien als wertstabile Anlage

c) Staatlich geförderte Modelle

  • Riester-Rente (besonders für Familien und Geringverdiener interessant)
  • Rürup-Rente (speziell für Selbstständige und Gutverdiener)

d) Eigenheim im Alter

  • mietfreies Wohnen reduziert die monatliche Belastung signifikant
  • bei Bedarf: Teilverkauf oder Umkehrhypothek als Liquiditätsquelle

5. Altersarmut: Ein wachsendes Risiko

Etwa 18,2% der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland gelten als armutsgefährdet. Ursachen:

  • unterbrochene Erwerbsbiografien
  • Teilzeitarbeit, Minijobs
  • lange Phasen in der Kindererziehung oder Pflegearbeit
  • niedrige Einkommen im Arbeitsleben

Sozialstaatliche Hilfen: Grundsicherung im Alter (ähnlich Sozialhilfe), Wohngeld, Pflegeleistungen. Diese Instrumente sichern das Existenzminimum, bieten jedoch keinen Spielraum für Reisen, Kultur oder unerwartete Kosten.

6. Zukunft der Rente: Was Experten erwarten

Politische Entwicklungen:

  • Diskussion um Rentenalter (Anhebung über 67 Jahre hinaus)
  • Einbindung kapitalgedeckter Elemente (Bürgerfonds, Aktienrente)
  • steigende Beiträge und höhere Steuerzuschüsse

Expertenmeinung:

Die gesetzliche Rente bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil der Altersversorgung, reicht allein aber nicht aus. Wer sich rechtzeitig vorbereitet, kann die Abhängigkeit vom System deutlich reduzieren.

7. Konkrete Tipps für die eigene Planung

  1. Frühzeitig informieren: Renteninformationen der Deutschen Rentenversicherung jährlich prüfen.
  2. Bedarf berechnen: Haushaltsbuch führen und zukünftigen Bedarf realistisch kalkulieren.
  3. Private Vorsorge starten: Möglichst früh, um Zinseszinseffekte zu nutzen.
  4. Diverse Anlagen nutzen: Streuung zwischen Aktien, Immobilien, Versicherungen.
  5. Gesundheit einplanen: Pflegekosten und Zusatzversicherungen berücksichtigen.
  6. Flexibel bleiben: Anlagen regelmäßig prüfen und anpassen.

FAQ

Wie viel Rente braucht man als Single in Deutschland?

In Städten oft über 2.000 € monatlich, auf dem Land reichen in einem Eigenheim auch 1.500 €.

Kann man mit 1.200 € Rente leben?

Das ist möglich, erfordert aber starke Einschränkungen oder zusätzliche Unterstützung durch Grundsicherung.

Wie errechne ich meine eigene Rentenlücke?

Differenz zwischen gewünschtem Ruhestandseinkommen (ca. 70–80% des letzten Nettoeinkommens) und der prognostizierten Netto-Rente.

Welche Faktoren beeinflussen den tatsächlichen Bedarf im Alter?

Wohnkosten, Gesundheitsausgaben, gewünschter Lebensstil, Preissteigerungen und familiäre Verpflichtungen.

Lohnt sich private Altersvorsorge noch?

Ja – frühzeitiges und breit gestreutes Sparen, z. B. über ETFs oder Rentenversicherungen, bleibt die effektivste Strategie zur Schließung der Rentenlücke.

Fazit

Die Frage „Wie viel Rente braucht man zum Leben?“ lässt sich nicht pauschal beantworten – doch die Analyse zeigt: Viele Menschen benötigen im Ruhestand deutlich mehr, als die gesetzliche Rente abdeckt. Während etwa 1.500 € als untere Grenze gelten können, sind für einen komfortablen Ruhestand meist 2.000 bis 2.500 € monatlich erforderlich.

Die Konsequenz: Wer heute noch arbeitet, sollte möglichst frühzeitig planen und private Vorsorge aufbauen. Denn die gesetzliche Rente bleibt zwar der Grundpfeiler der Altersversorgung – entscheidend für ein sorgenfreies Leben im Alter ist jedoch eine individuelle und breit aufgestellte Finanzstrategie.

Redakteure

  • Peter Kosick

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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  • ik
    Experte:

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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