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Wird das Renteneintrittsalter jetzt doch in Deutschland erhöht? Auf 70 Jahre?

Das Thema Renteneintrittsalter sorgt in Deutschland immer wieder für kontroverse Diskussionen. Angesichts des demografischen Wandels und der finanziellen Herausforderungen für das Rentensystem stellen sich viele die Frage, ob das Renteneintrittsalter bald erneut angehoben wird. In unserem Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., erfahren Sie, wie der aktuelle Stand ist, welche politischen Positionen vertreten werden und was Bundesarbeitsministerin Bas dazu sagt.

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Das Thema Renteneintrittsalter sorgt in Deutschland regelmäßig für hitzige Debatten. Angesichts des demografischen Wandels, der steigenden Lebenserwartung und der Herausforderungen für das Rentensystem fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger: Wird das Renteneintrittsalter jetzt doch erhöht? Hier finden Sie alle aktuellen Fakten, politische Positionen und Hintergründe zur Entwicklung des Renteneintrittsalters im Jahr 2025.

Aktueller Stand: Wie ist das Renteneintrittsalter geregelt?

Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland wird bereits seit 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Für Versicherte, die nach 1964 geboren wurden, gilt die Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Wer früher in Rente gehen möchte, muss mit Abschlägen rechnen. Für besonders langjährig Versicherte (mindestens 45 Beitragsjahre) ist eine abschlagsfreie Rente ab 65 Jahren möglich, wobei auch hier die Altersgrenze schrittweise steigt.

GeburtsjahrgangRegelaltersgrenze
195966 Jahre + 2 Monate
196066 Jahre + 4 Monate
196166 Jahre + 6 Monate
196266 Jahre + 8 Monate
196366 Jahre + 10 Monate
ab 196467 Jahre

Die aktuelle Diskussion: Forderungen und politische Positionen zum Renteneintrittsalter

Wirtschaft und Experten

Viele Wirtschaftsexperten und der Sachverständigenrat für Wirtschaft fordern, das Renteneintrittsalter weiter anzuheben – etwa durch eine Kopplung an die steigende Lebenserwartung. Hintergrund ist die Sorge, dass das Rentensystem angesichts der geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) und des Fachkräftemangels langfristig nicht mehr finanzierbar ist. Ein Vorschlag lautet, das Rentenalter ab 2031 alle 20 Jahre um ein weiteres Jahr zu erhöhen. Damit würde das Renteneintrittsalter bis 2078 auf 69 Jahre steigen. Und dann weiter auf 70 Jahre.

Politik

Die Bundesregierung hat sich jedoch gegen eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus ausgesprochen. Fünf Jahrzehnte Arbeit seien genug und niemand solle gezwungen werden, noch länger zu arbeiten. Die aktuelle Koalition hat im Koalitionsvertrag keine weitere Erhöhung vereinbart. Stattdessen setzt die Regierung auf Maßnahmen wie die „Aktivrente“, die Anreize für freiwilliges Weiterarbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus bietet.

Gesetzliche Lage 2025: Gibt es eine Erhöhung?

Im Jahr 2025 gibt es keine neue gesetzliche Erhöhung des Renteneintrittsalters. Die bereits beschlossene schrittweise Anhebung auf 67 Jahre läuft wie geplant weiter. Für den Jahrgang 1959 liegt die Regelaltersgrenze aktuell bei 66 Jahren und zwei Monaten. Für alle ab 1964 Geborenen gilt weiterhin das Eintrittsalter von 67 Jahren.

Eine weitere Anhebung über 67 Jahre hinaus ist derzeit nicht beschlossen. Zwar gibt es immer wieder Forderungen und Vorschläge, doch bislang fehlt die politische Mehrheit für eine solche Reform. Die Bundesregierung hat mehrfach betont, dass es in dieser Legislaturperiode keine weitere Erhöhung geben wird.

Gründe für die Debatte zum Renteneintrittsalter

  • Demografischer Wandel: Immer weniger Beitragszahler finanzieren immer mehr Rentner.
  • Steigende Lebenserwartung: Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt inzwischen bei etwa 81 Jahren.
  • Finanzielle Stabilität: Experten warnen, dass das Rentensystem langfristig ohne Reformen an seine Grenzen stößt.
  • Fachkräftemangel: Die Wirtschaft fordert mehr Erwerbstätige, auch im höheren Alter.

Konsequenzen: Was bedeutet das für Versicherte?

  • Wer 2025 in Rente geht, muss sich an die geltenden Altersgrenzen halten.
  • Eine abschlagsfreie Rente ist für besonders langjährig Versicherte weiterhin möglich, die Altersgrenze steigt aber auch hier.
  • Wer freiwillig über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitet, kann von steuerlichen Vorteilen profitieren („Aktivrente“).

Ausblick: Wie könnte es mit dem Renteneintrittsalter weitergehen?

Die Debatte um das Renteneintrittsalter wird in den kommenden Jahren weitergehen. Während die Politik aktuell an der Grenze von 67 Jahren festhält, könnten zukünftige Regierungen angesichts des demografischen Wandels und der finanziellen Herausforderungen zu einer erneuten Erhöhung gezwungen sein. Eine automatische Kopplung an die Lebenserwartung bleibt ein diskutiertes Modell, ist aber derzeit nicht Gesetz.

Was sagt Bundesarbeitsministerin Bas dazu?

Bundesarbeitsministerin Bas zeigt sich in der aktuellen Diskussion” klar positioniert”offen für alles”: Sie betont, dass es gegenwärtig keine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus geplant sei. Allerdings könne sie sich Kompromisse mit der CDU vorstellen. Allerdings ist sie für eine Rentenversicherung, in die auch Selbständige, Beamte und Abgeordnete einzahlen.

Alle in einen Topf: Der Verein Für soziales Leben e.V. unterstützt diese Sichtweise: Die Rentenversicherung muss gestärkt und zukunftssicher ausgesteltet werden. Das erfordert, dass alle, also auch Selbständige, Beamte und Abgeordnete in den Versicherungstopf einzahlen.

Vergleich: Renteneintrittsalter in den europäischen Ländern

Das gesetzliche Renteneintrittsalter variiert innerhalb Europas deutlich. Während einige Länder das Rentenalter bereits auf 67 Jahre festgelegt haben oder in den kommenden Jahren weiter anheben, gelten in anderen Staaten noch niedrigere Grenzen. Auch geplante Reformen und die Kopplung an die Lebenserwartung sorgen für Dynamik.

Tabelle: Renteneintrittsalter in ausgewählten europäischen Ländern (2025)

LandGesetzliches Renteneintrittsalter 2025Geplante Anhebung / Besonderheiten
Deutschland67Diskussion um 70, keine Entscheidung
Frankreich6443 Beitragsjahre für volle Rente
Italien67Flexmodelle, faktisch oft früher
Österreich65 (M) / 60 (F)Frauen bis 2033 auf 65 Jahre
Spanien65Anhebung auf 67 läuft
Niederlande67Bis 2060 auf 70, gekoppelt an Lebenserwartung
Belgien66Bis 2030 auf 67
Dänemark67Bis 2040 auf 70, automatische Anpassung
Schweden66Bis 2060 auf 70, dynamische Anpassung
Finnland65Bis 2060 auf 69
Portugal66Bis 2060 auf 68
Polen65 (M) / 60 (F)Frauen bis 2040 auf 65 Jahre
Griechenland62Keine aktuellen Reformen
Norwegen67Keine weitere Anhebung aktuell geplant
Island67Keine weitere Anhebung aktuell geplant
Vereinigtes Königreich66Bis 2028 auf 67, weitere Anhebung diskutiert
Estland65Bis 2060 auf 71
Zypern65Bis 2060 auf 70
Slowakei62Bis 2060 auf 69

In vielen Ländern ist das tatsächliche Renteneintrittsalter niedriger als das gesetzliche, da flexible Modelle und Ausnahmeregelungen existieren.

Überblick und Entwicklung

  • Nordische Länder wie Dänemark, Norwegen und Island führen mit einem hohen Renteneintrittsalter und dynamischen Anpassungsmechanismen.
  • Deutschland bleibt bei 67 Jahren, eine weitere Anhebung ist politisch umstritten.
  • Frankreich und Italien haben das Rentenalter zuletzt angehoben, bieten aber weiterhin frühere Ausstiegsoptionen.
  • Osteuropäische Länder wie Polen und die Slowakei heben das Rentenalter für Frauen schrittweise an.
  • In vielen Staaten wird das Rentenalter künftig an die Lebenserwartung gekoppelt und weiter steigen.

Diese Unterschiede spiegeln die demografischen, wirtschaftlichen und politischen Besonderheiten der einzelnen Länder wider. Wer in Europa arbeitet oder plant, im Ausland zu leben, sollte die jeweiligen Regelungen genau prüfen.

Zusammenfassung: Anhebung des Renteneintrittalters

Das Renteneintrittsalter wird in Deutschland aktuell nicht über 67 Jahre hinaus erhöht. Die schrittweise Anhebung auf 67 Jahre läuft wie geplant weiter. Forderungen nach einer weiteren Erhöhung gibt es zwar, doch die Bundesregierung – und insbesondere Bundesarbeitsministerin Bas – lehnt dies derzeit ab. Im Europa-Vergleich steht Deutschland beim Renteneintrittsalter schon recht weit oben.

Redakteure

  • ik

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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