Deutschland steht vor einer großen Herausforderung: Die Altersarmut nimmt zu, und sie ist regional höchst unterschiedlich ausgeprägt. Millionen Seniorinnen und Senioren kämpfen mit finanziellen Engpässen. Ein Blick auf bundesweite sowie regionale Statistiken zeigt, wo Rentner besonders stark betroffen sind und warum.
Aktuelle Lage: Zahlen, Fakten und Definitionen
2025 gelten in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 19,6% aller Menschen über 65 Jahren als armutsgefährdet. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf das Statistische Bundesamt berichtet, ist die Zahl im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert gestiegen. Das sind über 3,5Millionen Seniorinnen und Senioren. Die Armutsgrenze liegt bei monatlich etwa 1,314Euro netto für Alleinlebende. Besonders betroffen sind Frauen, Alleinlebende und Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien.
Regionen und Bundesländer: Wo leben die ärmsten Rentner?
Die Altersarmut ist nicht in allen Regionen gleich stark ausgeprägt:
- Stadtstaaten als Hochburgen: Hamburg, Bremen und Berlin weisen die höchsten Anteile von Rentnern auf, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind: In Hamburg erhält fast jede zehnte Rentnerin oder jeder zehnte Rentner Grundsicherung (9,7%). Auch in Frankfurt liegt die Quote bei knapp 10%.
- Westdeutsche Flächenländer: Nordrhein-Westfalen (4,7%) und Hessen (4,6%) verzeichnen im Flächenvergleich die höchsten Werte. Hier sind besonders urbane Räume wie das Ruhrgebiet und Frankfurt betroffen.
- Ostdeutsche Bundesländer: In Thüringen fällt die Quote mit 1,4% am niedrigsten aus. Auch andere ostdeutsche Flächenländer zeigen geringere Werte <2%, obwohl die Durchschnittsrenten dort oft niedriger sind. Historisch bedingte, durchgängigere Erwerbsbiografien wirken hier armutsmindernd.
- Nord-Süd-Gefälle: Bayern und Baden-Württemberg zeigen ebenfalls niedrige Quoten (erhöhte Anteile von Wohneigentum, stabilere Erwerbsbiografien).
Städte mit besonders hoher Altersarmut:
- Hannover: Armutsgefährdungsquote bei Senioren von über 20% – soziale Brennpunkte und hohe Mietkosten treiben die Altersarmut.
- Hamburg, Bremen, Berlin: Stadtstaaten mit hohen Wohnkosten und vielen Alleinstehenden.
Ursachen für regionale Unterschiede
- Erwerbsbiografien: Im Osten Deutschlands gab es seit DDR-Zeiten mehr sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigungen, vor allem von Frauen. Westdeutschland verzeichnet hingegen mehr Teilzeit und Mini-Jobs, besonders bei Frauen, die jetzt im Alter niedrige Renten erhalten.
- Wohnkosten: Hohe Mieten in Ballungsräumen (Stadtstaaten und Metropolregionen) führen zu hoher Belastung, sodass Rentner schneller unter die Armutsgrenze fallen.
- Demografischer Wandel: In Ostdeutschland altert die Bevölkerung schneller, aber die Armutsquoten steigen erst seit den letzten Jahren. In Westdeutschland sind viele Jahre mit prekären Beschäftigungsverhältnissen ein Treiber der Altersarmut.
Risikogruppen und Dunkelziffer
- Frauen über 65 und 75 Jahre: Bis zu 21,4% und mehr gelten als armutsgefährdet.
- Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund: Quoten liegen deutlich über dem Schnitt.
- Dunkelziffer: Viele Rentner scheuen aus Scham den Gang zum Amt, daher ist die tatsächliche Zahl noch höher.
Lösungsansätze und Unterstützung
- Grundsicherung im Alter: Wer mit seiner Rente die Armutsgrenze nicht erreicht, kann staatliche Hilfe beantragen – die Zahl der Empfänger steigt.
- Wohngeld: Entlastung durch Zuschüsse zu Wohnkosten, besonders für Mieter.
- Soziale Initiativen: Gemeinnützige Organisationen helfen mit Beratung, Sachspenden und Begleitung im Alltag.
Fazit
Die ärmsten Rentnerinnen und Rentner leben vor allem in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin sowie in westdeutschen Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet und Frankfurt. Ostdeutsche Flächenländer wie Thüringen oder Sachsen zeichnen sich durch niedrige Quoten aus, obwohl das durchschnittliche Rentenniveau ebenfalls gering ist. Hauptursachen sind Erwerbsbiografie, Mietniveau und gesellschaftliche Veränderungen. Für viele ältere Menschen bleibt Altersarmut eine reale Bedrohung, und es sind weiterhin politische sowie soziale Maßnahmen notwendig, um die Lebenssituation zu verbessern.