Wie verändert sich das gesetzliche Rentensystem?
Das deutsche Rentensystem basiert auf dem Umlageverfahren – die arbeitende Generation finanziert die Renten der Ruheständler. Doch durch den demografischen Wandel gerät dieses System massiv unter Druck. Immer weniger Beitragszahler stehen einer wachsenden Zahl von Rentnerinnen und Rentnern gegenüber. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf Kernpunkte wie:
- Rentenwert:
Der aktuelle Rentenwert (2025) liegt bei 40,79 Euro in den alten Bundesländern und auf gleichem Niveau in Ostdeutschland. Aufgrund der neuen Rentenanpassungsformel wird der Rentenwert jährlich überprüft und angepasst. Experten erwarten bis 2030 jährliche Steigerungen von durchschnittlich 2%, getrieben durch Lohnentwicklung und Sicherungsmechanismen. - Rentenalter:
Das reguläre Renteneintrittsalter steigt schrittweise auf 67 Jahre an. In der politischen Debatte tauchen immer häufiger Vorschläge auf, das Rentenalter bis 2040 auf 68 oder sogar 69 Jahre zu erhöhen. Die Bundesregierung hält sich bislang zurück, betont jedoch, dass eine “längere Lebensarbeitszeit” notwendig sei. - Reformdebatten:
Das „Generationenkapital“, der Aufbau eines staatlichen Fonds zur Stützung der Rentenfinanzen, wird ab 2025 erstmals wirksam. Geplant sind Investitionen in internationale Kapitalmärkte, ähnlich wie in Schweden.
Kritiker befürchten Risiken durch Börsenschwankungen, Befürworter sehen darin eine Entlastung des Umlagesystems und langfristig höhere Stabilität.
Was bringt die nächste Rentenreform wirklich?
Die kommende Reform, die im Jahr 2026 in Kraft treten soll, verspricht Erleichterungen – aber auch Belastungen:
- Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48%:
Für die kommenden Jahre soll das Rentenniveau nicht unter 48% des Durchschnittseinkommens fallen. Das klingt positiv, bedeutet aber de facto Kaufkraftverluste, da die Inflationsrate oft höher liegt. - Beitragsanstiege bis auf 22%:
Prognosen zeigen, dass die Rentenbeiträge bis 2035 auf über 22% steigen könnten. Arbeitnehmer und Arbeitgeber tragen dies jeweils zur Hälfte. - Förderung privater Vorsorge:
Neue steuerliche Zuschüsse und vereinfachte Riester-Alternativen („Bürgerfonds“) sind geplant. Ziel ist es, die Bevölkerung stärker zum privaten Ansparen zu bewegen. - Stärkung von Erwerbsminderungsrenten:
Millionen Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausüben können, sollen bessergestellt werden. Verbesserte Zurechnungszeiten sollen dabei die Einkommenslücke schließen.
Fazit der Experten: Die Reform wird die Renten nicht „retten“, sondern allenfalls stabilisieren. Ohne parallel verstärkte private Vorsorge bleibt das Risiko einer Versorgungslücke bestehen.
10-Punkte-Plan für Ihre persönliche Altersvorsorge 2025+
- Früh anfangen – je eher Sie mit privatem Sparen beginnen, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt.
- Diversifizieren – setzen Sie nicht allein auf Riester oder Fonds, sondern mischen Sie Säulen (gesetzlich, betrieblich, privat).
- ETF-Sparpläne prüfen – kostengünstige Indexfonds gelten als Grundbaustein für langfristige Vorsorge.
- Betriebliche Altersvorsorge nutzen – prüfen Sie Zuschüsse Ihres Arbeitgebers, oft zahlt er einen Beitrag von bis zu 15%.
- Steuervorteile ausschöpfen – Beiträge zur Basisrente (Rürup) sind steuerlich besser absetzbar denn je.
- Flexibler Rentenbeginn – prüfen Sie, ob sich ein längeres Arbeiten (Stichwort „Flexirente“) auszahlt.
- Immobilien prüfen – die eigene Wohnung kann Mietkosten im Alter sparen.
- Private Absicherung bei Erwerbsminderung – Berufsunfähigkeitsversicherung oder Erwerbsminderungsschutz frühzeitig sichern.
- Generationsfonds – informieren Sie sich über das geplante staatliche Aktienrenten-Modell als Ergänzung.
- Regelmäßige Überprüfung – mindestens alle zwei Jahre die eigene Vorsorgeordnung auf Aktualität prüfen.
Praxisbeispiel: So viel müssten Sie privat anlegen
Um die Rentenlücke besser greifbar zu machen, betrachten wir ein Beispiel:
- Ausgangslage:
Eine 40-jährige Arbeitnehmerin verdient brutto 3.500 Euro monatlich. Ihre zu erwartende gesetzliche Rente liegt ab 67 Jahren bei rund 1.450 Euro netto. Ihr Bedarf im Alter liegt jedoch bei 2.000 Euro netto. - Rentenlücke:
Monatlich fehlen also ca. 550 Euro. - Lösung durch privaten Sparplan:
Bei einer erwarteten Rendite von 4% p.a. müsste sie bis zum Rentenbeginn rund 180.000 Euro zusätzlich ansparen.
Dies bedeutet – bei 27 verbleibenden Erwerbsjahren – eine monatliche Sparrate von ca. 370 Euro.
Wer früher beginnt, hat deutliche Vorteile: Mit 30 Jahren reichen bereits ca. 170 Euro pro Monat, um dieselbe Vorsorgelücke zu schließen.
Häufige Fragen zur Altersvorsorge
Welche Rolle spielt die Inflation?
Eine zentrale! Auch wenn das Rentenniveau gehalten wird, frisst die Inflation Kaufkraft auf. Wer heute 2.000 Euro benötigt, braucht 2045 bei 2% Inflation schon fast 3.000 Euro.
Kann ich mich auf die gesetzliche Rente allein verlassen?
Realistisch betrachtet: nein. Die gesetzliche Rente sichert nur das Existenzminimum. Zusätzliche Vorsorge wird politisch explizit eingefordert.
Sind Aktienfonds nicht zu riskant?
Kurzfristig ja, langfristig eher nein. Historisch gesehen haben global gestreute Fonds über 15–20 Jahre stabile Renditen von 5–7% p.a. erzielt.
Welche Alternativen zu Riester gibt es?
Die geplanten Bürgerfonds sollen einfacher und günstiger funktionieren. Außerdem bieten ETF-Sparpläne und die Basisrente attraktive Modelle.
Ab wann lohnt sich eine private Vorsorge?
Je früher, desto besser. Aber auch ein Einstieg mit 50 Jahren ist sinnvoll – durch höhere Monatsbeträge lässt sich noch immer viel bewirken.
Fazit: Ohne Eigeninitiative wird es eng
Die Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland ist herausfordernd. Zwar versucht die Politik, mit Reformen Stabilität zu garantieren, doch allein wird das umlagefinanzierte System die kommenden Generationen nicht ausreichend versorgen.
Wer im Alter seinen Lebensstandard halten möchte, muss spätestens ab 2025 konsequent privat vorsorgen. Ob durch ETFs, betriebliche Angebote oder die Immobilie – Sicherheit entsteht nur durch eine kluge Kombination mehrerer Bausteine.
Bürger & Geld bleibt dran und informiert kontinuierlich über die neuesten Entwicklungen und Tipps zur Altersvorsorge.