Es muss sich etwas ändern
Die soziale Absicherung steht in Deutschland vor einem Umbruch. Für 2026/2027 werden weitreichende Reformen für Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag diskutiert – aber noch ist nichts entschieden. Die Bundesregierung hat eine Sozialstaatskommission eingesetzt, um zentrale Leistungen zu modernisieren und bürokratische Hürden zu senken. Was sind die wichtigsten Reformideen, welche Szenarien werden aktuell geprüft? Hier der umfassende Überblick:
Sozialstaatskommission: Der Weg zur Reform
Am 21. August 2025 startete die Sozialstaatskommission offiziell ihre Arbeit. Sie soll Reformvorschläge für Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag erarbeiten und diese bis Ende des Jahres vorlegen. Die Umsetzung ist ab 2026 geplant, hängt aber maßgeblich vom politischen Konsens und den konkreten Expertenempfehlungen ab.
Ziel der Kommission ist:
- Bürgerfreundlichkeit und Effizienz: Zugang zu Leistungen soll erleichtert, Verfahren digitalisiert werden.
- Entbürokratisierung: Weniger Papier, mehr automatische Berechnung, häufigere Zusammenlegung von Sozialleistungen.
- Mehr Transparenz und schnellere Hilfe: Komplexe Antragswege und lange Bearbeitungszeiten sollen reduziert werden.
Bürgergeld: Was könnte sich ändern?
Die Kommission prüft mehrere Reformmöglichkeiten und den Bürgergeld Umbau zur „Neue Grundsicherung“. Folgende Szenarien stehen zur Debatte:
- Zusammenlegung von Bürgergeld mit anderen Sozialleistungen zur Bündelung und Vereinfachung.
- Digitale Antragsverfahren mit zentraler Plattform zur Entlastung der Verwaltung.
- Verbesserte Hinzuverdienstregelungen: Wer arbeitet, soll mehr eigenes Einkommen behalten dürfen und finanziell profitieren.
- Verstärkte Anreize für Arbeitsaufnahme: De Anrechnungsregeln für Einkommen aus Arbeit, Wohngeld und Kinderzuschlag sollen abgestimmt und transparenter werden.
Eine mögliche Variante: Die Abschaffung der strikten Vollanrechnung (Transferentzugsrate), damit sich Erwerbsarbeit auch für Grundsicherungsbeziehende lohnt. Doch auch restriktivere Szenarien werden geprüft, etwa strengere Kontrollen oder pauschale Wohnkostendeckel.
Wohngeld: Was ist geplant?
Beim Wohngeld stehen Vereinfachungen, digitale Prozesse und mögliche Zusammenführung mit anderen Leistungen im Fokus:
- Kombination mit Kinderzuschlag: Als „Kombileistung“ könnte künftig ein Antrag reichen, statt zwei paralleler Verfahren.
- Neue Wohngeldformel: Die Leistungsberechnung soll flexibler werden, damit auch bei höherem Einkommen kleine Zuschüsse möglich bleiben.
- Automatische Anpassungen und schnellere Verfahren: Entlastung für Empfänger und Kommunen, dynamische Anpassungen an die Miet- und Preisentwicklung.
Kinderzuschlag: Modelle für die Zukunft
Der Kinderzuschlag könnte in den kommenden Jahren grundlegend reformiert werden:
- Zusammenlegung mit Wohngeld und Kindergeld: Eine „Kindergrundsicherung light“ steht als Innovationsmodell auf der Agenda.
- Automatische Berechnung und Auszahlung: Das Ziel ist, Familien so wenig Bürokratie wie möglich zuzumuten.
- Mehr Anreize zur Arbeit: Die Abstimmung der Anrechnungsregeln setzt darauf, dass Familien im unteren Einkommensbereich mehr eigenen Verdienst behalten können.
Politische Debatte und Zeitplan
Die Endfassung der Reformen wird stark von den Verhandlungen innerhalb der Sozialstaatskommission und dem Willen der Regierung abhängen. Der endgültige Vorschlag ist bis Ende 2025 angekündigt, erste Veränderungen könnten ab 2026 oder spätestens 2027 umgesetzt werden.
- Konflikte in der Koalition: SPD, Union und Länder müssen sich auf gemeinsame Modelle einigen.
- Demografie und Finanzierung: Neue Leistungen müssen bezahlbar und generationengerecht ausgestaltet werden.
- Haushaltsdruck und Verwaltungsaufwand: Effizienz und soziale Gerechtigkeit stehen im Zentrum aller Pläne.
Fazit: Viel Bewegung bei Bürgergeld, Wohngeld, Kinderzuschlag, aber noch keine endgültigen Entscheidungen
Ab 2026 könnte sich bei Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag viel zum Positiven wenden – oder auch Restriktionen verschärft werden. Stärkere Bündelung, Digitalisierung, bessere Arbeitsanreize und mehr Familienförderung sind zentrale Zielsetzungen. Noch sind die Reformen aber im Prüfstadium. Klar ist: Die kommenden Monate bringen für Millionen Sozialleistungsbezieher entscheidende Weichenstellungen.
Quellen
- eigene Recherche Für soziales Leben e.V.