Altersgruppen im Bürgergeld: Erwachsene, Kinder, Jugendliche
Im August 2025 bezogen rund 5,4 Millionen Menschen in Deutschland Bürgergeld (Grundsicherung für Arbeitsuchende), darunter etwa 3,93 Millionen erwerbsfähige Personen, 1,5 Millionen nicht erwerbsfähige, also vorrangig Kinder und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Die Zusammensetzung nach Alter, Herkunft, Aufenthaltsdauer und Beschäftigungserfahrung zeigt ein vielschichtiges Bild der sozialen Situation in Deutschland.
Von der Gesamtzahl der Bürgergeld Empfänger entfielen etwa 72 % auf erwerbsfähige Erwachsene (3,90 bis 3,93 Millionen), 26 % auf Kinder und Jugendliche (1,42 bis 1,5 Millionen) und ein sehr geringer Anteil auf Senioren über 65 Jahren (< 2 %).
Der monatliche Regelsatz lag für alleinstehende Erwachsene im Jahr 2025 bei 563 Euro, für Jugendliche (14–17 Jahre) bei 471 Euro, für Kinder von 6–13 Jahren bei 390 Euro, und für Kinder bis 5 Jahre bei 357 Euro.
Bürgergeld: Nationalität und Aufenthaltsdauer
Von den Bürgergeldbeziehern waren ca. 52 % deutsche Staatsbürger, 48 % Ausländer. Die größten ausländischen Gruppen im Bezug (Stand Ende 2024/Anfang 2025):
- Ukraine: ca. 706.000
- Syrien: ca. 512.000
- Afghanistan: ca. 201.000
- Türkei: ca. 192.000
Andere Gruppen umfassen Staatsangehörige aus dem Westbalkan und Bulgarien.
Der Bürgergeldanteil ist besonders hoch bei Menschen, die erst seit kurzem in Deutschland leben. Bei neu Zugewanderten wie Ukrainerinnen und Ukrainern beziehen etwa 65 %, bei Syrern 55 % und bei Afghanen rund 47 % Bürgergeld, in erster Linie wegen fehlender anerkannter Qualifikationen und Sprachkenntnisse.
Millionen Bürgergeld Bezieher ohne Erwerbstätigkeit?
Ein zentrales Ergebnis der neuen BA-Statistik von 2025: Rund 1,2 Millionen der erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfänger haben noch nie gearbeitet – weder in einem sozialversicherungspflichtigen Job, noch in einem Minijob. Diese Gruppe besteht zu einem großen Teil aus Langzeitbeziehern sowie Menschen, die entweder nie einen Job gefunden haben oder gar nicht erst versucht haben, Arbeit aufzunehmen. Darunter sind viele, die bereits seit mindestens 1997 durchgehend Leistungen beziehen und noch nie auf dem Arbeitsmarkt waren.
Von knapp 3,93 Millionen erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfängern gingen im Dezember 2023 etwa 2,97 Millionen keiner Beschäftigung nach. Davon hatten 1,187 Millionen laut Datenabgleich der Bundesagentur für Arbeit bis 1997 keinerlei Nachweise über eine Beschäftigung in Deutschland. Besonders bei Ausländern, die erst seit kurzem im Land sind, liegen oft keine Informationen über frühere Beschäftigung vor, weshalb die tatsächliche Zahl wahrscheinlich noch höher ausfällt.
Grundsicherung und noch nie gearbeitet: nur sehr geringe Zahl!
Etwa drei Prozent der erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfänger befinden sich seit 2005 ohne Beschäftigung. Diese Gruppe ist vergleichsweise klein: Von den rund 1,2 Millionen Bürgergeldbeziehenden gibt es etwa 36.000 Personen, die seit 2005 fortlaufend Leistungen erhalten und seit 1997 keiner Arbeit nachgegangen sind. Das entspricht nur einem geringen Anteil. Diese Menschen verweigern Arbeit nicht absichtlich. Häufig sind starke gesundheitliche Beschwerden oder andere Einschränkungen der Auslöser. Laut Bundesagentur für Arbeit gilt eine Person bereits dann als erwerbsfähig, wenn sie täglich drei Stunden unter bestimmten Bedingungen tätig sein könnte. Allerdings ist es für die Betroffenen in der Praxis schwer, eine geeignete und bezahlte Stelle zu finden – daher wird die Definition der Erwerbsfähigkeit mittlerweile auch kritisch betrachtet.
Viele dieser langjährigen Bürgergeld-Bezieher gehören zu Gruppen, die bislang nie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten. Dazu zählen insbesondere junge Menschen, die noch keinen Einstieg ins Berufsleben geschafft haben, sowie Geflüchtete, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben und deshalb noch kein Beschäftigungsverhältnis eingehen konnten.
Quelle: Frankfurter Rundschau mit Verweis auf BA: https://www.fr.de/wirtschaft/millionen-buergergeld-empfaenger-haben-noch-nie-gearbeitet-was-dahinter-steckt-zr-93914335.html
Gründe für fehlende Erwerbstätigkeit im Bereich Grundsicherung für Arbeitsuchende
- Lange Bezugshistorie: Viele dieser Menschen beziehen Bürgergeld bereits seit den 1990er Jahren oder sogar noch länger und waren nie im regulären Arbeitsmarkt tätig.
- Qualifikationsdefizite: Häufig fehlt eine abgeschlossene Ausbildung oder es bestehen große Vermittlungshemmnisse (geringe Deutschkenntnisse, gesundheitliche Einschränkungen, fehlende Kinderbetreuung).
- Neu Zugewanderte: Besonders viele Flüchtlinge und Migranten mit kurzer Aufenthaltsdauer haben noch keine Integration in den Arbeitsmarkt geschafft. Bei Ukrainern, Syrern und Afghanen ist der Anteil besonders hoch.
- Junge Erwachsene: Ein Teil der Empfänger hat nach der Schule keinen Einstieg ins Arbeitsleben gefunden und ist direkt oder nach kurzer Zeit in den Leistungsbezug gerutscht.
- Soziale Faktoren: Einzelne sind durch familiäre Verpflichtungen, Pflegearbeit, Erwerbsunfähigkeit oder fehlende Motivation nie zum Arbeiten gekommen.
Die Kombination aus fehlender Bildung, Integrationsproblemen und langen Zeiten im Bürgergeldbezug führt dazu, dass diese große Gruppe bislang keine Beschäftigung hatte und besondere Herausforderungen für die Sozialpolitik darstellt.
Weitere Bürgergeld – Statistik:
- Rund 363.000 Bürgergeld Bezieher sind seit mindestens zehn Jahren ohne jeden Job.
- Im Dezember 2023 übten 681.000 Bürgergeld-Bezieher eine Erwerbstätigkeit aus, davon etwa 280.000 im Minijob. Sie gehören zu den sogenannten „Aufstockern“ – ihr Lohn reicht nicht zum Existenzminimum, sodass sie zusätzlich Bürgergeld beziehen.
Tablle: Bürgergeld Bezieher nach Gruppen geordnet
Hier ist eine reine Faktentabelle zur Zusammensetzung der Bürgergeldbezieher in Deutschland (2025):
Bürgergeld / Grundsicherung Arbeitsuchende | Anzahl / Summe |
---|---|
Gesamtzahl Bürgergeldempfänger | ca. 5,4 Mio. |
Erwerbsfähige Bürgergeldempfänger | ca. 3,93 Mio. |
Nicht erwerbsfähige Empfänger (Kinder etc.) | ca. 1,5 Mio. |
Anteil Deutsche | 52 % (ca. 2,8 Mio.) |
Anteil Ausländer | 48 % (ca. 2,6 Mio.) |
Bürgergeldbezieher noch nie gearbeitet | ca. 1,2 Mio. |
Bürgergeldbezieher >10 Jahre arbeitslos | ca. 363.000 |
Anteil sofort verfügbar für Arbeitsmarkt | ca. 1,9 Mio. |
Anteil mit Vermittlungshemmnissen | 88 % der sofort verfügbaren |
Durchschnittlicher Bürgergeld-Satz | 1.053 €/Monat (alleinstehend) |
Regelsatz 2025 Alleinstehende | 563 €/Monat |
Regelsatz 2025 Paar je Partner | 506 €/Monat |
Regelsatz Jugendliche (14-17 Jahre) | 471 €/Monat |
Regelsatz Kinder (6-13 Jahre) | 390 €/Monat |
Regelsatz Kinder (0-5 Jahre) | 357 €/Monat |
Ukrainische Bürgergeldempfänger | ca. 706.000 |
Syrische Bürgergeldempfänger | ca. 512.000 |
Afghanische Bürgergeldempfänger | ca. 201.000 |
Türkische Bürgergeldempfänger | ca. 192.000 |
Problem beim Bürgergeld: Zugang zum Arbeitsmarkt und Vermittlungshemmnisse
Von den erwerbsfähigen Bürgergeld-Beziehern stehen tatsächlich nur 1,9 Millionen sofort dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Davon besitzen rund 88 % Vermittlungshemmnisse: fehlende Ausbildung, Kinder unter drei Jahren, Pflegeverpflichtungen, hohes Alter, geringe Deutschkenntnisse oder gesundheitliche Einschränkungen machen die Integration schwierig.
Nur etwa 230.000 Bürgergeld-Empfänger sind wirklich erwerbslos, arbeitssuchend und haben keine Vermittlungshemmnisse. Der Großteil ist entweder in Maßnahmen, Ausbildung, Krankheit, Pflege oder Betreuung gebunden und deshalb aktuell nicht vermittelbar.
Was kann die Gesellschaft tun?
Die hohe Zahl von Bürgergeld-Empfängern, die noch nie gearbeitet haben, wirft Fragen nach Fehlanreizen, Qualifikationsdefiziten und Integrationshindernissen auf. Besonders unter den Ausländern, welche erst kurz in Deutschland leben, ist der Anteil der Nicht-Beschäftigten hoch – die Herausforderungen für Integration und Arbeitsmarktpolitik sind hier besonders groß.
Außerdem ist der durchschnittliche Bürgergeld – Satz von etwa 1.053 Euro monatlich für Alleinstehende ein Indiz dafür, dass die Leistungen oft gerade das Existenzminimum sichern. Vielerorts bleibt die Auszahlung deutlich unterhalb der europäischen Armutsgrenze, was die soziale Teilhabe der Betroffenen einschränkt.
Zusammenfassung Faktencheck: Viele Bürgergeld Bezieher noch nie gearbeitet?!
Im Jahr 2025 setzt sich die Gruppe der Bürgergeldbezieher aus einer komplexen Mischung von Erwachsenen, Kindern, Ausländern und Menschen mit sehr unterschiedlicher Arbeitsmarktbiographie zusammen. Die Statistik zeigt: Millionen Menschen, darunter zahlreiche Ausländer und Langzeitbezieher, haben noch nie gearbeitet und sind auf Sozialleistungen angewiesen. Gleichzeitig existieren tausende Aufstocker und viele, die aus verschiedensten Gründen nicht sofort für den Arbeitsmarkt verfügbar sind – das stellt die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik vor immense Herausforderungen.