Immer mehr Kindergeld geht ins Ausland: Die aktuellen Zahlen
Im ersten Halbjahr 2025 haben die Familienkassen in Deutschland rund 27,8 Milliarden Euro Kindergeld ausgezahlt. Davon flossen 270 Millionen Euro auf Konten im Ausland – das entspricht einem Anstieg von 4,65 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 258 Millionen Euro ins Ausland überwiesenen Kindergeld. Dies bedeutet, dass mittlerweile knapp ein Prozent der gesamten Kindergeldzahlungen ins Ausland geht. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt, im Jahr 2010, waren es nur rund 35,8 Millionen Euro – ein deutlicher Aufwärtstrend ist erkennbar, der die zunehmende Mobilität und den EU-weiten Arbeitsmarkt widerspiegelt.
Die Bundesagentur für Arbeit führt diese Zahlungen vor allem darauf zurück, dass in Deutschland lebende und steuerpflichtige Unionsbürger für ihre in EU-Heimatländern lebenden Kinder Kindergeld erhalten. Dabei umfassen die Daten auch deutsche Staatsangehörige, die ein Auslandskonto nutzen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Zahlungen ins Ausland auch 2025 wahrscheinlich deutlich über 500 Millionen Euro im Jahresverlauf erreichen werden.
Top-Empfängerländer des Kindergeldes im Ausland
Die höchsten Kindergeldbeträge fließen klar in bestimmte EU-Länder. An der Spitze steht Polen mit 109,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2025, gefolgt von Rumänien mit 31,4 Millionen Euro und Tschechien mit 25,1 Millionen Euro. Weitere Länder wie Frankreich (18,3 Millionen Euro), Kroatien (9,7 Millionen Euro), die Slowakei und Ungarn (jeweils 8,7 Millionen Euro) empfangen ebenfalls beachtliche Summen.
Der Großteil der Kinder, für die Kindergeld gezahlt wird, lebt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit außerhalb Deutschlands in EU-Staaten. Für das Jahr 2023 bezogen rund 313.000 Kinder im Ausland Kindergeld, davon 307.000 in der EU. Besonders Polen ist das Heimatland von etwa 171.000 der unterstützten Kinder – knapp 40 Prozent des ins Ausland gezahlten Kindergeldes gehen allein dorthin.
Anspruchsvoraussetzungen und gesetzlicher Rahmen
Kindergeld kann auch ins Ausland überwiesen werden, wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte in Deutschland steuerpflichtig oder sozialversicherungspflichtig sind. Dies gilt ebenso für EU-Bürger, deren Kinder in ihren Heimatländern leben. Darüber hinaus erhalten anerkannte Flüchtlinge, Asylberechtigte sowie Personengruppen mit Aufenthaltsrecht in Deutschland Kindergeld.
Die rechtliche Grundlage hierfür ist das deutsche Kindergeldgesetz in Verbindung mit EU-Bestimmungen zur Familienleistung und Sozialversicherung. Deutschland übernimmt dabei oft eine nachrangige Rolle, indem es Differenzbeträge zum Kindergeld im Heimatland berücksichtigt, sofern dort bereits Leistungen gezahlt werden.
Die Diskussion um Gerechtigkeit und Systemlücken
Die steigenden Zahlungen ins Ausland lösen immer wieder politische Debatten aus. Kritiker argumentieren, dass die Leistungen nicht immer an die Lebenshaltungskosten im Empfängerland angepasst sind. So sind die Lebenshaltungskosten in Ländern wie Polen oder Rumänien deutlich niedriger als in Deutschland, was zu kritischen Stimmen führt, die eine Reform der Auslandszahlungen fordern.
Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat beispielsweise Vorschläge eingebracht, die Höhe des Kindergeldes im Ausland an die jeweiligen Unterhaltskosten anzupassen. Ziel wäre es, Zahlungen zu senken, wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind. Gegner sehen darin eine Benachteiligung internationaler Familien und warnen vor sozialen Härten.
FAQ – Häufige Fragen zum Kindergeld im Ausland
Wer hat Anspruch auf Kindergeld für im Ausland lebende Kinder?
Anspruch haben in Deutschland steuerpflichtige oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, auch wenn die Kinder in einem EU- oder einem anderen Vertragsstaat leben. Ebenso gelten die Regelungen für anerkannte Flüchtlinge und andere Berechtigte.
Wie hoch ist das Kindergeld 2025?
Das Kindergeld wurde zum 1. Januar 2025 auf 255 Euro pro Kind und Monat erhöht.
Welche Länder erhalten das meiste Kindergeld?
Die meisten Zahlungen gehen nach Polen, gefolgt von Rumänien, Tschechien, Frankreich und Kroatien.
Warum steigt das Kindergeld ins Ausland?
Die Zahl der EU-Bürger in Deutschland und die grenzüberschreitende Erwerbstätigkeit nehmen zu. Zudem bewegen sich viele Familien grenznah.
Gibt es Pläne, das Kindergeld im Ausland zu kürzen?
Politisch wird diskutiert, das Kindergeld im Ausland an das jeweilige Preisniveau anzupassen, um soziale und finanzielle Gerechtigkeit sicherzustellen.
Fazit
Die Zahlen belegen klar: Ein signifikanter Anteil des deutschen Kindergeldes wird ins Ausland gezahlt und steigt beständig an. Dies spiegelt die europäische Realität eines offenen Arbeitsmarktes und grenzüberschreitender Familienverhältnisse wider. Deutschland übernimmt dabei nicht nur eine soziale Verantwortung für hier lebende Familien, sondern unterstützt auch zahlreiche EU-Bürger, deren Kinder im Ausland leben.
Die aktuellen Diskussionen zeigen, dass politische Lösungen gefordert sind, um die Balance zwischen finanzieller Fairness und solidarischer Unterstützung zu wahren. Für die betroffenen Familien sind Transparenz, Klarheit und Rechtssicherheit bei den Kindergeldzahlungen unverzichtbar.