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Wohnungsnot explodiert: 1,2 Millionen Wohnungen fehlen – Rentner und Bürgergeld Bezieher besonders betroffen!

In Westdeutschland fehlt es an Wohnungen – und die Lücke klafft viel größer, als bislang angenommen. Nach aktuellen Studien fehlen allein in den alten Bundesländern rund 1,2 Millionen Wohnungen. Besonders dramatisch trifft diese Wohnungsnot sozial benachteiligte Gruppen: Rentnerinnen und Rentner sowie Bürgergeldempfänger geraten zunehmend an den Rand der Gesellschaft. Die Ursachen reichen von politischem Stillstand über fehlende Investitionen bis zur demografischen Entwicklung. Doch was steckt hinter diesem dramatischen Mangel an bezahlbarem Wohnraum, und warum sind gerade Ältere und Menschen mit geringem Einkommen so massiv betroffen? Folgender Artikel auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., beleuchtet die Hintergründe.

Das Ausmaß der Wohnungsnot in Westdeutschland

Laut einer frischen Modellrechnung des Pestel-Instituts fehlen allein in Westdeutschland heute etwa 1,2 Millionen Wohnungen – deutlich mehr als frühere Schätzungen angenommen hatten. Die Analyse berücksichtigte explizit nur solchen Wohnraum, der auch tatsächlich vermietungsfähig ist. Wohnungen, die bereits seit über einem Jahr leer stehen – etwa wegen schwerer Mängel oder schlechter Lage –, zählen gar nicht zum Angebot und verschärfen den Mangel noch.

Besonders prekär ist die Lage in großen Städten wie München, Frankfurt, Hamburg und Köln: Gerade dort steigt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum parallel zu stark wachsenden Mieten drastisch an.

Wer muss am meisten leiden? – Die Schwächsten trifft es härter

Der Wohnungsmangel trifft nicht alle gleichermaßen: Besonders ältere Menschen, die auf eine kleine Altersrente angewiesen sind, und Bürgergeld-Empfänger stehen im Zentrum der Krise.

  • Rentner sind oft nicht mehr in der Lage, einen Mangel an Wohnraum durch Umzug oder Arbeitssuche auszugleichen. Sie sind auf ein stabiles Umfeld, barrierefreie Wohnungen und bezahlbare Mieten angewiesen. Steigen die Kosten, können viele sich ihr Zuhause schlicht nicht mehr leisten. Die Rente ist oft wesentlich niedriger als der letzte Arbeitlohn.
  • Bürgergeld-Empfänger wiederum sind auf den ohnehin geringen Wohnstandard und „angemessene Kosten der Unterkunft“ angewiesen. Doch diese staatlichen Obergrenzen sind vielerorts weit unter dem realen Mietniveau, so dass Notlagen und Armut weiter zunehmen.

Aktuelle Daten zeigen, dass im Jahr 2025 jeder achte Haushalt mit Bürgergeld monatlich im Schnitt rund 116 Euro aus eigener Tasche für die Miete zulegen muss – aus dem ohnehin zu knappen Regelsatz: Wohnkostenlücke Bürgergeld

Warum ist die Wohnungsnot so groß geworden?

Die Ursachen sind vielfältig und strukturell bedingt:

  • Jahrzehntelang wurde zu wenig Sozial- und günstiger Wohnraum gebaut.
  • Regelungen und bürokratische Hürden bremsen den Neubau.
  • Der demografische Wandel sorgt für eine alternde Bevölkerung, die vermehrt auf kleinere, barrierefreie und bezahlbare Wohnungen angewiesen ist.
  • Die Eingliederung von Schutzsuchenden und Migranten erhöht den Druck auf den unteren Wohnungsmarkt zusätzlich.

Zugleich sorgt die Wirtschaftsentwicklung für einen regen Zuzug in Ballungsräume – während dort kaum neue Wohnungen im preisgünstigen Segment entstehen.

Folgen der Wohnungsnot für Rentner und Bürgergeld-Empfänger

  • Existenzielle Unsicherheit: Steigende Mieten bedrohen die soziale Teilhabe und sorgen für Angst, die eigene Wohnung oder gar das Dach über dem Kopf zu verlieren.
  • Verdrängung: Viele Rentner müssen aus ihren angestammten Quartieren wegziehen, weil sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können. Auch die soziale Infrastruktur – Ärzte, Apotheke, Nachbarschaft – geht damit verloren.
  • Gesundheitliche Risiken: Fehlende Barrierefreiheit und prekäres Wohnen verschärfen altersbedingte oder gesundheitliche Einschränkungen. Für Menschen mit Behinderung ist der Zugang zu angemessenem Wohnraum oft nahezu unmöglich.
  • Armutsschere: Besonders bei Bürgergeld-Empfängern bleibt häufig zu wenig Geld zum Leben übrig, da sie die Miete aus dem Regelsatz mitfinanzieren müssen.

Politische und gesellschaftliche Folgen

Der dramatische Wohnungsmangel hat auch weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen:

  • Arbeitsmärkte erstarren, weil Umzüge für neue Stellen scheitern.
  • Junge Menschen und Familien lehnen Arbeitsangebote in Städten ab – schlichtweg, weil sie dort keine Wohnung finden.
  • Soziale Ausgrenzung und Segregation nehmen zu: Wer wenig Einkommen hat, landet oft in heruntergekommenen Vierteln, wo Perspektiven und Lebensqualität fehlen.

Lösungsansätze und Forderungen

Fachleute und Verbände drängen auf einen starken Kurswechsel in der Wohnungsbaupolitik:

  • Mehr Sozialwohnungsbau: Staatliche Förderprogramme müssen ausgebaut werden, um neuen, bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum zu schaffen.
  • Abbau von Bürokratie: Schnellere Genehmigungen und weniger Hürden beim Neubau sind nötig.
  • Gezielte Förderung für Seniorenhaushalte und Transferempfänger: Wohnungen müssen alters- und behindertengerecht sowie für Menschen mit niedrigem Einkommen zugänglich sein.
  • Überarbeitung der Mietzuschuss-Richtwerte: Die staatlich definierten Kosten für Unterkunft müssen an das reale Mietniveau angepasst werden, damit Transferempfänger nicht in die Armut abrutschen.

Fazit zum Wohnungsmangel in Deutschland

Westdeutschland steht vor einer akuten sozialen Herausforderung: Der Wohnungsnotstand eskaliert und trifft besonders verletzliche Gruppen – Rentner und Bürgergeld-Empfänger – am härtesten. Nur mit entschlossenen politischen Maßnahmen kann verhindert werden, dass immer mehr Menschen am Wohnungsmarkt abgehängt werden. Solidarität, neue Ideen für bezahlbaren Wohnraum und eine konsequente Sozialpolitik sind gefragt, um die Schieflage zu beheben und soziale Teilhabe für alle zu sichern.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an. Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen. Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen. Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein. Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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