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Neue Grundsicherung 2026: Die 10 wichtigsten Änderungen gegenüber dem Bürgergeld

Die neue Grundsicherung für Arbeitsuchende bringt ab 2026 im Vergleich zum bisherigen Bürgergeld zahlreiche tiefgreifende Änderungen mit sich, die insbesondere Pflichten, Sanktionen und die Voraussetzungen für den Leistungsbezug betreffen. Im folgenden Beitrag auf Bürger & Geld, dem Nachrichtenmagazin des Vereins Für soziales Leben e.V., werden die zehn wichtigsten Neuerungen ausführlich und rechtssicher erläutert.

1. Vermittlungsvorrang und Fokus auf schnelle Arbeitsaufnahme

Künftig steht statt eine langwierige Qualifizierungs- und Integrationsförderung die schnelle Vermittlung in den Arbeitsmarkt im Vordergrund. Die klassische Förderung nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ verschiebt sich zu „Arbeitsaufnahme vor Qualifizierung“.

2. Verschärfte Mitwirkungspflichten

Die Mitwirkungspflichten werden klarer und umfangreicher. Von Leistungsberechtigten wird eine aktive Eigeninitiative eingefordert—Bewerbungen gelten nicht mehr als Empfehlung, sondern als zu erfüllende Pflicht mit festen Nachweisen.

3. Strengere und schnellere Sanktionen

Verstöße gegen die Pflichten wie Bewerbungsunwilligkeit oder fehlende Mitwirkung führen direkt zu Leistungskürzungen oder Sperren. Die früher diskutierten „Vertrauenszeiten“ entfallen, Sanktionen greifen schneller bei Pflichtverletzungen.

4. Wegfall beziehungsweise Einschränkung der Karenzzeit

Die bisherige Karenzzeit, zum Beispiel für Vermögensschutz (bislang 12 Monate), entfällt vollständig. Bereits zum Zeitpunkt des Leistungsbezugs müssen Ersparnisse grundsätzlich zur Sicherung des Lebensunterhalts verwendet werden.

5. Striktere Vermögensprüfung und Anpassung der Freibeträge

Die Vermögensprüfung entfällt nicht mehr, sondern wird direkt und umfassender geprüft. Die Freibeträge werden altersgestaffelt und neu geregelt, sodass insbesondere jüngere Leistungsempfänger weniger Schonvermögen behalten dürfen.

6. Überprüfung und Verschärfung der Unterkunftskosten

Die Kosten der Unterkunft (KdU) werden rascher und strenger auf Angemessenheit kontrolliert. Unangemessene Mietkosten sollen konsequenter zu Umzugsaufforderungen und Leistungskürzungen führen.

7. Einheitliche und transparente Leistungsgewährung

Es wird Wert auf ein einheitliches und transparentes Bewilligungsverfahren gelegt. Die komplexen Regelungen werden vereinfacht, damit Antragstellung und Bescheid nachvollziehbarer werden.

8. Keine generelle Schonfrist bei Umzug

Bereits mit Leistungsbeginn besteht kein Anspruch auf eine Karenzzeit bezüglich der Wohnsituation. Das heißt: Jobcenter können direkt einen Umzug in eine günstigere Wohnung verlangen.

9. Verschärfung der Bedürftigkeitsvoraussetzungen

Die Regierung fokussiert stärker darauf, dass tatsächlich nur Bedürftige die Leistung erhalten. Das eigene Vermögen und Einkommen werden noch konsequenter überprüft und berücksichtigt.​

10. Wegfall von Bonus-Regelungen und neuen Förderansätzen

Bestimmte Bonussysteme des Bürgergelds, z. B. für Weiterbildung, werden gestrichen oder stark eingeschränkt. Qualifizierungen sind nur noch mit konkretem Arbeitsmarktbezug und nachrangig zur direkten Arbeitsaufnahme möglich.

Tabelle: Vergleich Bürgergeld vs. Neue Grundsicherung (ab 2026)

KriteriumBürgergeld (2023–2025)Neue Grundsicherung (ab 2026)
ArbeitsmarktfokusQualifizierung & Integration Vermittlungsvorrang
MitwirkungspflichtenLocker, mit Vertrauenszeit Klar, mit Bewerbungszwang
Sanktionenmild, gestaffeltstrenger, direkter ​
VermögensprüfungKarenzzeit von 12 Monaten sofortige Prüfung
Freibeträge VermögenPauschal geregelt altersgestaffelt, niedriger
UnterkunftskostenPrüfung nach Karenzzeit sofortige Prüfung, Karenzzeit gedeckelt
Leistungsgewährungkomplex, oft unübersichtlich einheitlicher, transparenter
Umzugsforderungnach Karenzzeit sofort möglich
BedürftigkeitsprüfungStandard SGB II verschärft, konsequenter
Bonussysteme/WeiterbildungBoni für Fortbildungengestrichen/eingeschränkt

FAQ: Die wichtigsten Fragen zur neuen Grundsicherung

  • Wann tritt die Reform zur neuen Grundsicherung in Kraft? Voraussichtlich ab 1. Juli 2026.
  • Was ist mit laufenden Bürgergeld-Fällen? Diese werden ins neue System überführt, alte Regelungen gelten nur noch während einer Übergangsfrist.
  • Sind die Regelsätze betroffen? Die Regelsätze bleiben laut aktuellen Regierungsinformationen für 2026 unverändert.

Durch diese Neuerungen verschärft sich der soziale Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe und der Vermittlung.

Redakteure

  • ik

    Sozialrechtsexperte und Redakteur

    Ingo Kosick ist ein renommierter Experte im Bereich des Sozialrechts in Deutschland. Er engagiert sich seit über 30 Jahren in diesem Feld und hat sich als führende Autorität etabliert. Als Vorsitzender des Vereins Für soziales Leben e.V., der 2005 in Lüdinghausen gegründet wurde, setzt er sich für die Unterstützung von Menschen ein, die von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Der Verein bietet über das Internet Informationen, Beratung und Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen an.

    Ingo Kosick ist zudem ein zentraler Autor und Redakteur auf der Plattform buerger-geld.org, die sich auf Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen, Rente und Kindergrundsicherung spezialisiert hat. Seine Artikel bieten fundierte Analysen und rechtlich aufgearbeitete Informationen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen sollen.

    Durch seine langjährige Erfahrung und sein Engagement hat Ingo Kosick maßgeblich dazu beigetragen, dass sozial benachteiligte Menschen in Deutschland besser informiert und unterstützt werden können.

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  • Peter Kosick
    Experte:

    Jurist und Redakteur

    Peter Kosick hat an der Universität Münster Rechtswissenschaften studiert und beide juristische Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen mit Erfolg abgelegt. Er arbeitet als freiberuflicher Jurist, ist Autor verschiedener Publikationen und hält Vorträge im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. Seit mehr als 30 Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich und ist seit der Gründung des Vereins "Für soziales Leben e.V." dort Mitglied. Peter Kosick arbeitet in der Online Redaktion des Vereins und ist der CvD. Seinen Artikeln sieht man an, dass sie sich auf ein fundiertes juristisches Fachwissen gründen.

    Peter hat ebenfalls ein Herz für die Natur, ist gern "draußen" und setzt sich für den Schutz der Umwelt ein.

    Seine Arbeit im Redaktionsteam von buerger-geld.org gibt ihm das Gefühl,  etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun.

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